In seiner Funktion als religiöser Führer wird vom Imam erwartet, Antworten auf jede Art von in der islamischen Gemeinschaft auftretenden Problemen zu geben. Entsprechend wichtig ist seine Vorbereitung auf diese neue Mission. Nun haben die meisten Imame ihre theologische Ausbildung in ihrer Heimat erhalten und wurden vor allem auf Grund ihrer theologischen und seelsorgerischen Kenntnisse aus dem Ausland rekrutiert. Folglich verfügt ein Imam in den wenigsten Fällen über eine psychosoziale Ausbildung bzw. entsprechende Kompetenzen - allein aufgrund des gemeinsamen religiös-kulturellen Hintergrundes sind ihm die Anliegen der Mitglieder seiner Gemeinde größtenteils vertraut, sodass er ihnen eine umfangreiche Beratung anbieten kann. Freilich steht diesem sozialen Reifeprozess eine Reihe von Problemen im Weg, etwa fehlende Deutschkenntnisse oder der Mangel an Fachkenntnissen über die Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen im Westen, denen der Imam in der Vermittlung von Wissen über kulturelle und religiöse Themen vorurteils- und wertfrei begegnen soll. Kein Land kann auf Dauer die religiösen Belange ihrer BürgerInnen als eine Angelegenheit betrachten, deren Betreuung im Ausland wahrgenommen wird. Das war auch der Grund, dass in Europa heute verschiedene Maßnahmen hinsichtlich der Ausbildung der Imame und SeelsorgerInnen debattiert werden. Auch in Österreich wird der Ausbildung der Imame und SeelsorgerInnen großer Wert beigemessen, um sicherzustellen, dass die Ausbildung dieser Berufsgruppe in nächster Zukunft auf eine gute Grundlage gestellt werden kann. Diese Arbeit erhebt den Anspruch, die Möglichkeiten einer derartigen Ausbildung an den staatlichen Universitäten, die eine entscheidende Voraussetzung für die Kontextualisierung des Islam in unserem Lande ist, aufzuzeigen.
/ AUS DEM INHALT: / / /
1. Einleitung 11
2. Forschungsfragen 12
3. Methoden und Verlauf der Arbeit 13
4. Ziel der Arbeit 16
II. Gegenstand: Islamische Theologie 17
1. Theologie: eine BegrifFsgeschichte von der Antike bis zur Reformation.... 17
2. Theologie im modernen akademischen Kontext 19
3. Das neue Fach: ein originalsprachlicher oder ein deutscher Begriff? 20
III. Theologinnen und ihre Spezialisierungsmöglichkeiten 25
1. lmame als gesellschaftsrelevante Berufsgruppe 26
IV. Theologische Ausbildungsmodelle in islamischen
und europäischen Ländern 29
1. Modelle in islamischen Ländern 29
1.1. Türkei 30
1.2. Balkan 37
1.3. Arabischer Sprachraum 46
1.4. Zentral-, Süd- und Südostasien 57
1.5. Berufsfelder der Absolventinnen 70
1.6. Resümee 71
2. Modelle in europäischen Ländern 72
2.1. Belgien 72
2.2. Frankreich 75
2.3. Großbritannien 80
2.4. Niederlande 84
2.5. Deutschland 91
V. Islam in Österreich 105
1. Die Geschichte des Islam in Österreich 105
1.1. Kurzer historischer Überblick 105
1.2. Aktuelle demographische Situation 107
1.3. Islam im Bildungswesen 107
2. Der Weg zum organisierten Islam in Österreich 108
2.1. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) 109
3. Islamische Dachverbände 112
3.1. Organisation und Struktur 113
3.2. Theologie in den Verbänden 121
3.3. Resümee 123
VI. Seelsorgerinnen und Imame in der österreichischen Gesellschaft 125
1. Seelsorgerinnen 125
1.1. Rechtsstellung der Seelsorgerinnen 126
1.2. Seelsorge im Islam 127
1.3. Tätigkeitsbereiche in der islamischen Seelsorge 129
1.4. Institutionalisierung der islamischen Seelsorge 132
2. Imame 134
2.1. Die Rechtsstellung der Imame 134
2.2. Vorbereitung der Imame für ihre Aufgaben in Österreich
und entsprechende Übergangsmaßnahmen 136
2.3. Die soziale und wirtschaftliche Lage der Imame 137
VII. Ausbildungswege für Geistliche in Österreich 141
1. Theologische Ausbildung von Geistlichen 141
1.1. Das katholische Modell: Theologiestudium + begleitendes
Priesterseminar 141
1.2. Das protestantische Modell: Theologiestudium + anschließendes
Vikariat 142
1.3. Orthodoxes Theologiestudium 144
1.4. Rabbinerausbildung 145
VIII.Institutionalisierung der islamischen Lehre auf
akademischer Ebene 147
1. Notwendigkeiten einer akademischen Ausbildung 147
2. Einflussfaktoren im Prozess der Institutionalisierung 149
2.1. Rechtliche Rahmenbedingungen für eine universitäre
Ausbildung 149
2.2. Akteure und deren Erwartungen im Prozess der
Institutionalisierung 151
IX. Mögliche Institutionalisierungsform: "Zwischenlösung Institut" 159
1. Profil und Schwerpunktsetzung einer möglichen islamischtheologischen
Ausbildung an staatlichen Universitäten 161
2. Curriculum 163
3. Qualifikationsprofil und mögliche Berufsfelder der Absolventinnen 167
3.1. Studienziele und Qualifikationsprofil 167
3.2. Kernkompetenzen im Bachelorstudium "Islamische Theologie" 168
3.3. Mögliche Berufsfelder der Absolventinnen 170
4. Forschungsperspektiven 171
X. Zusammenfassung und Ausblick 173
1. Ergebnisse der Studie 173
2. Zukünftige Perspektiven und Empfehlung:
ein Institut als Zwischenlösung 177
XI. Glossar 181
XII. Siglenverzeichnis 187
XIII. Literaturverzeichnis 189