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Lanzelot

[1969]
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Dessau, Paul; Staatskapelle Weimar
Verfasser*innenangabe: Oper von Paul Dessau, Libretto von Heiner Müller ; Staatskapelle Weimar, Dominik Beykirch [Dirigent]
Jahr: 2023 (2019)
Verlag: Detmold, Ludger Böckenhoff
Mediengruppe: Compact Disc
nicht verfügbar

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Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: CD.03 Dessau / College 5a - Szene Status: Entliehen Frist: 02.12.2024 Vorbestellungen: 0

Inhalt

Man kennt das von Mozarts La clemenza di Tito, Schuberts „Unvollendeter“ oder Erich Wolfgang Korngolds Oper Die tote Stadt: Es gibt Meisterwerke der Musikgeschichte, die eine Zeit lang einfach vergessen werden, bevor sie in einer späteren Epoche als Spiegel der eigenen Befindlichkeiten wiederentdeckt werden. Die Gründe für das Vergessen sind vielfältig – im Fall von Paul Dessaus Märchenoper Lanzelot sind sie wohl eindeutig politisch zu bewerten. Was auch damit zu tun hat, dass Dessau (1894-1979), der Sohn eines jüdischen Tabakwarenhändlers aus Hamburg, sich nach dem Exil während des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetischen Besatzungszone niederließ und bis zu seinem Tod als ein politisch loyaler, aber durchaus auch regimekritischer Zeitgenosse der DDR lebte. Durch seine Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entdeckte Dessau mit 60 Jahren das Musiktheater für sich, das in seinen Augen nur als politisches Lehrstück eine Daseinsberechtigung hatte. Zweimal hat er Texte von Brecht vertont, bis er in seiner dritten Oper auf das Märchen "Der Drache" vom sowjetischen Autor Jewgeni Schwarz zurückgriff, das ihm der Dramatiker Heiner Müller zusammen mit Ginka Tscholakowa zum Libretto des Lanzelot bearbeitete. Die Geschichte ist so brisant, dass schon die Vorlage unter Stalin verboten wurde: Ein Drache, der vor Urzeiten das Volk von der Cholera befreit hat, führt mittlerweile ein totalitäres Regime, wird aber vom Volk geliebt, weil er ihm Ordnung und Konsum garantiert. Das Erscheinen des selbsternannten Freiheitshelden Lanzelot löst bei den Bürgern Widerstand aus; am Ende steht die Frage, ob das Volk wirklich schon reif für die Revolution ist. Erstaunlicherweise stieß der Stoff bei der Uraufführung an der (Ost-)Berliner Staatsoper im Dezember 1969 nicht auf Widerstand der DDR-Behörden; die Inszenierung von Dessaus Ehefrau Ruth Berghaus hielt sich in ihrer politischen Aussage zurück. Dabei gehört Dessaus Musik zum Modernsten und Provokantesten, was damals in der DDR erlaubt war. Die Anforderungen an das Gesangsensemble, den Chor und das Orchester sind kolossal, eine reich bestückte Perkussionsgruppe sorgt für Schlagkraft, außerdem sieht der Komponist Bandaufnahmen vor, die in den Zuschauersaal eingespielt werden. Nirgends in seinem Werk wartet Dessau mit einer größeren Vielfalt an Musikstilen auf; vom barocken Concerto grosso über romantische Parodien bis zur Agitprop-Musik und modernen Klängen zieht er alle Register. Mit seiner Pluralität der musikalischen Ebenen und dem Appell an den Mut zur Freiheit ist der Lanzelot das ostdeutsche Gegenstück zum gleichermaßen ambitionierten Totaltheater von Bernd Alois Zimmermanns Soldaten. Nur drei Inszenierungen erlebte Lanzelot zu Dessaus Lebzeiten, dann verschwand das Stück von der Bühne, eine Plattenauf- nahme wurde nie produziert. Und erst 50 Jahre nach der Uraufführung haben es das Nationaltheater Weimar und das Theater Erfurt gewagt, sich den Herausforderungen des Stücks erneut zu stellen. Ende 2019 kam Lanzelot in Weimar in der Inszenierung von Peter Konwitschny und geleitet von Dominik Beykirch heraus, unglücklicherweise wurde die Erfurter Übernahme durch die Corona-Pandemie vereitelt. Der vorliegende bearbeitete Mitschnitt beweist, welche Kraft der Musik und der Aussage Paul Dessaus Musik auch heute noch, drei Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges, brennend aktuell macht. »[...] Die Besetzung ist von sehr hohem Niveau, und die Chöre, einschließlich der Kinderchöre, sind tadellos. [...] Was das Dirigat des jungen Dirigenten Dominik Beykirch betrifft, [...] er haucht seinen Truppen Leben, Maßlosigkeit und Temperament ein.« (›JOKER DÈCOUVERTE‹ Crescendo - Belgien) »Dass sich das Opernhaus Weimar diesem Werk mit größter Hingabe widmet, versteht sich fast schon von selbst.« (FONO FORUM, Mai 2023) »Das musikalische Kaleidoskop dieser zwischen Pop, Zitaten und Zwölfton changierenden Oper ist erstaunlich gut gealtert, das mild systemkritische Märchen über eine Gesellschaft, die gar nicht befreit werden möchte, lässt sich auch auf unsere Gegenwart beziehen. [...] Der Live-Mitschnitt dokumentiert eine höchst beachtliche Ensembleleistung der 200 Mitwirkenden.» (Robert Braunmüller | für die Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritik | 15.05.2023) »[Dessaus] unberechenbare Musik [...] ist ein ungewöhnliches Kompendium von Formen, Stilen, Mitteln und Klangfarben, in dem Concerto grosso und Jazz, romantische Parodie und Tonband, Zitat und Selbstzitat, Folklore und Agitprop zusammenpassen [...] Eine glückliche Entdeckung in einer vorbildlichen Ausgabe.« (Juan Manuel Viana | Scherzo | Mai 2023) (Quelle: www.jpc.de)

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Dessau, Paul; Staatskapelle Weimar
Verfasser*innenangabe: Oper von Paul Dessau, Libretto von Heiner Müller ; Staatskapelle Weimar, Dominik Beykirch [Dirigent]
Jahr: 2023 (2019)
Verlag: Detmold, Ludger Böckenhoff
Enthaltene Werke: Lanzelot, Oper in 15 Bildern nach Motiven von Hans Christian Andersen und der Märchenkomödie Der Drache von Jewgeni Schwarz
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Systematik: Suche nach dieser Systematik CD.03, CD.02
Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Deutsch [Sprache]
Beschreibung: 2 CDs (129:21 Minuten) + 1 Beiheft (63 Seiten) in Box
Schlagwörter: 20. Jahrhundert, CD, DDR, Deutschland, Märchenoper, Oper, BRD <1990->, CDs, Deutsche Demokratische Republik, Deutsche Länder, Deutsches Reich, Deutschland <Bundesrepublik, 1990->, Deutschland <Gebiet unter Alliierter Besatzung>, Heiliges römisches Reich deutscher Nation, Musikdrama, Opern, Römisch-Deutsches Reich, Sacrum Romanum Imperium
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Beykirch, Dominik; Hindrichs, Emily; Sólyom-Nagy, Máté; Pushniak, Oleksandr; Batukov, Juri
Sprache: Deutsch
Fußnote: Interpreten: Emily Hindrichs, Máte Sólyom-Nagy, Oleksandr Pushniak, Juri Batukov, Wolfgang Schwaninger, Uwe Stickert, Daniela Gerstenmeyer, Andreas Koch, Opernchor des DNT / Chor des Theaters Erfurt, Kinderchor schola cantorum weimar, Staatskapelle Weimar, Dominik Beykirch (Music Director), Peter Konwitschny (Director). - Aufnahme. November 23, 2019, Deutsches Nationaltheater Weimar. - Bestellnummer: audite 23.448.
Mediengruppe: Compact Disc