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Die RAF und der linke Terrorismus

Hrsg. Wolfgang Kraushaar ; [Red.: Kerstin Eitner ... ; Textbeitr.: Susanne Bressan ...]
Hamburg, Hamburger Ed.
Mediengruppe: Buch
Bände

Inhalt

Die Faszination, die die RAF hierzulande, zumal für jüngere Menschen, offenbar immer noch ausübt, irritiert zwar, ist jedoch kaum überraschend angesichts des in der Literatur vielfach weichgezeichneten Bildes vom RAF-Terrorismus. Aus der allzu oft personen- und organisationsfixierten Perspektive auf die RAF ist ein ebenso verzerrtes wie redundantes Bild entstanden, das in vielerlei Hinsicht den inzwischen verfügbaren Quellen widerspricht und sich nur innerhalb eines quasinationalen Referenzsystems bewegt. Da es keine monokausale Erklärung der Entstehung, Entwicklung und Langlebigkeit der RAF gibt, kann nur ein multidisziplinärer Zugang, die Zusammenarbeit von Historikern und Soziologen, Politologen und Juristen, Psychologen und Theologen, Kultur- und Medienwissenschaftlern, Germanisten wie Amerikanisten, den Kenntnisstand präzisieren. Denn erst wenn es gelingt, die Ergebnisse der unterschiedlichsten Disziplinen zusammenzuführen, ist es auch möglich, sie miteinander zu vergleichen und auf diesem Wege zu neuen Ergebnissen zu gelangen. --- "Nachrichten von terroristischen Anschlägen beherrschen heute mehr als je zuvor die Schlagzeilen. An die Stelle von Meldungen über Taten, mit denen die Rote Armee Fraktion beinahe drei Jahrzehnte lang die Bundesrepublik in Atem hielt, ist die Berichterstattung über Al-Qaida und andere islamistische Organisationen getreten. Religiös verbrämte Gewalt hat eine sich revolutionär gebärdende fast vollständig verdrängt. Doch je weniger fassbar der 'neue' Terrorismus erscheint, umso klarer treten die Konturen des 'alten' hervor. Es ist deshalb an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Um die RAF und die mit ihr kooperierenden Gruppen besser begreifen zu können, ist es nötig, den Horizont neu abzustecken; denn das bislang existierende Bild vom linken Terrorismus ist aus mehreren Gründen revisionsbedürftig. Es ist auf Einzelpersonen wie auf Organisationsformen fixiert und zudem geopolitisch restringiert. Daher bedarf es einer mehrfachen Erweiterung. Die RAF wird hier in den Kontext der Gewalteskalation innerhalb der 68er-Bewegung wie in den Spannungszusammenhang des Kalten Krieges gestellt, um sie in einem weiteren Schritt mit Parallelorganisationen in anderen Industriestaaten vergleichen zu können. Erst auf diesem Umweg ist es möglich, ihre Spezifika besser erkennen und ihren Stellenwert in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte genauer beurteilen zu können. In Abwandlung eines Lichtenberg-Wortes sollte es heißen: Wer nur die RAF versteht, versteht auch diese nicht. Die vorliegende Aufsatzsammlung stellt die umfassendste neuere sozialwissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte des Linksterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland dar. In mehr als 60 Einzelbeiträgen werden Gründer wie Gruppen, internationale Parallelorganisationen wie deren Netzwerke, Konzepte und Ideologien, Mythen und Phantasmagorien, mediale Multiplikatoren sowie die Grenzen des Rechtsstaates in seiner Reaktion auf die terroristische Herausforderung analysiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis Band 1: Einleitung: Zur Topologie des RAF-Terrorismus (13-63); Rudolf Walther: Terror und Terrorismus - Eine begriffs- und sozialgeschichtliche Skizze (64-77); Herfried Münkler: Guerillakrieg und Terrorismus - Begriffliche Unklarheit mit politischen Folgen (78-102); Henner Hess: Die neue Herausforderung - Von der RAF zu Al-Qaida (103-122); Friedhelm Neidhardt: Akteure und Interaktionen - Zur Soziologie des Terrorismus (123-139); Wolfgang Kraushaar: Entschlossenheit: Dezisionismus als Denkfigur - Von der antiautoritären Bewegung zum bewaffneten Kampf (140-156); Sebastian Haffner: Der neue Krieg - Mao Tse-tung und der Guerillakampf (157-181); Bernhard Gierds: Che Guevara, Régis Debray und die Focustheorie (182-204); Ingo Juchler: Trikontinentale und Studentenbewegung Antiimperialismus als Schibboleth (205-217); Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf (218-247); Bernhard Gierds: Das 'Konzept Stadtguerilla' - Meinhof, Mahler und ihre strategischen Differenzen (248-261); Sabine Kebir: Gewalt und Demokratie bei Fanon, Sartre und der RAF (262-279); Irving Wohlfarth: Entsetzen - Walter Benjamin und die RAF (280-315); Sara Hakemi und Thomas Hecken: Die Warenhausbrandstifter (316-331); Karin Wieland: Andreas Baader (332-349); Jürgen Seifert: Ulrike Meinhof (350-371); Martin Jander: Horst Mahler (372-397); Susanne Bressan und Martin Jander: Gudrun Ensslin (398-429); Karin König: Zwei Ikonen des bewaffneten Kampfes - Leben und Tod Georg von Rauchs und Thomas Weisbeckers (430-471); Tobias Wunschik: Aufstieg und Zerfall - Die zweite Generation der RAF (472-488); Alexander Straßner: Die dritte Generation der RAF (489-511); Wolfgang Kraushaar: Die Tupamaros West-Berlin (512-530); Tobias Wunschik: Die Bewegung 2. Juni (531-561); Martin Klimke: Black Power, die Black-Panther-Solidaritätskomitees und der bewaffnete Kampf (562-582); Wolfgang Kraushaar: Im Schatten der RAF - Zur Entstehungsgeschichte der Revolutionären Zellen (583-603); Sara Hakemi: Terrorismus und Avantgarde (604-619); Martin Klimke und Wilfried Mausbach: Auf der äußeren Linie der Befreiungskriege - Die RAF und der Vietnamkonflikt (620-643); Jörg Herrmann: "Unsere Söhne und Töchter" - Protestantismus und RAF-Terrorismus in den 1970er Jahren (644-656); Gisela Diewald-Kerkmann: Bewaffnete Frauen im Untergrund - Zum Anteil von Frauen in der RAF und der Bewegung 2. Juni (657-675); Wolfgang Kraushaar: Antizionismus als Trojanisches Pferd - Zur antisemitischen Dimension in den Kooperationen von Tupamaros West-Berlin, RAF und RZ mit den Palästinensern (676-695); Martin Jander: Differenzen im antiimperialistischen Kampf - Zu den Verbindungen des Ministeriums für Staatssicherheit mit der RAF und dem bundesdeutschen Linksterrorismus (696-713); Olaf Gäthje: Das 'info'-System der RAF von 1973 bis 1977 in sprachwissenschaftlicher Perspektive (714-733). Inhaltsverzeichnis Band 2: Thomas Fischer: Die Tupamaros in Uruguay - Das Modell der Stadtguerilla (736-750); Wolfgang Kraushaar: Der Vietcong als Mythos des bewaffneten Volksaufstandes (751-767); Ingo Juchler: Die Weathermen (768-781); Michaela Wunderle: Die Roten Brigaden (782-808); Claudia Derichs: Die Japanische Rote Armee (809-287); Thomas Skelton Robinson: Im Netz verheddert - Die Beziehungen des bundesdeutschen Linksterrorismus zur Volksfront für die Befreiung Palästinas (1969-1980) (828-904); Christopher Daase: Die RAF und der internationale Terrorismus - Zur transnationalen Kooperation klandestiner Organisationen (905-931); Klaus Weinhauer: "Staat zeigen" - Die polizeiliche Bekämpfung des Terrorismus in der Bundesrepublik bis Anfang der 1980er Jahre (932-947); Stefan Reinecke: Die linken Anwälte - Eine Typologie (948-956); Klaus Eschen: Das Sozialistische Anwaltskollektiv (957-972); Martin Jander: Isolation - Zu den Haftbedingungen der RAF-Gefangenen (973-993); Gerd Koenen: Camera Silens - Das Phantasma der "Vernichtungshaft" (994-1010); Wolfgang Kraushaar: Der nicht erklärte Ausnahmezustand - Staatliches Handeln während des sogenannten Deutschen Herbstes (1011-1025); Carsten Polzin: Kein Austausch! Die verfassungsrechtliche Dimension der Schleyer-Entscheidung (1026-1047); Uwe Wesel: Strafverfahren, Menschenwürde und Rechtsstaatsprinzip - Versuch einer Bilanz der RAF-Prozesse (1048-1059); Andreas Elter: Die RAF und die Medien - Ein Fallbeispiel für terroristische Kommunikation (1060-1074); Wolfgang Kraushaar: Kleinkrieg gegen einen Großverleger - Von der Anti-Springer-Kampagne der APO zu den Brand- und Bombenanschlägen der RAF (1075-1116); Luise Tremel: Literrorisierung - Die RAF in der deutschen Belletristik zwischen 1970 und 2004 (1117-1154); Klaus Kreimeier: Die RAF und der deutsche Film (1155-1170); Andreas Musolff: Bürgerkriegs-Szenarios und ihre Folgen - Die Terrorismusdebatte in der Bundesrepublik 1970-1993 (1171-1185); Wolfgang Kraushaar: Mythos RAF - Im Spannungsfeld von terroristischer Herausforderung und populistischer Bedrohungsphantasie (1186-1210); Herfried Münkler: Sehnsucht nach dem Ausnahmezustand - Die Faszination des Untergrunds und ihre Demontage durch die Strategie des Terrors (1211-1226); Stefan Spiller: Der Sympathisant als Staatsfeind - Die Mescalero-Affäre (1227-1259); Rolf Sachsse: Prada Meinhof: Die RAF als Marke - Ein Versuch in politischer Ikonologie (1260-1271); Dorothea Hauser: Deutschland, Italien und Japan - Die ehemaligen Achsenmächte und der Terrorismus der 1970er Jahre (1272-1298); Wolfgang Bock: Feuer statt Vermittlung - Phantasmagorien der RAF (1299-1316); Christoph Türcke: Martyrium - Terrorismus als Sinnstiftung (1317-1327); Christian Schneider: Omnipotente Opfer - Die Geburt der Gewalt aus dem Geist des Widerstands (1328-1342); Heinz Bude: Erbschaft dieser Zeit - Die RAF und die Geschichte der Bundesrepublik (1343-1352); Jan Philipp Reemtsma: Was heißt "die Geschichte der RAF verstehen"? (1353-1369); "Die entscheidende Triebkraft besteht in einem unbändigen, alles ausfüllenden Hass" - Interview mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundeskriminalamtes Dr. Horst Herold (1370-1391); "Sie hatten nie eine politische Forderung ..." - Ein Gespräch mit dem Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger über die Hintergründe der RAF (1392-1412).

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Verfasser*innenangabe: Hrsg. Wolfgang Kraushaar ; [Red.: Kerstin Eitner ... ; Textbeitr.: Susanne Bressan ...]
Verlag: Hamburg, Hamburger Ed.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GP.BT
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ISBN: 3-936096-65-1
Beschreibung: 1. Aufl., 2 Bände
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Kraushaar, Wolfgang [Hrsg.]; Eitner, Kerstin [Red.]; Bressan, Susanne
Mediengruppe: Buch