Verlagstext:
Das Leitbild einer zukunftsfähigen Entwicklung, dessen Zielsetzung ein menschenwürdiges Leben und Bedürfnisbefriedigung heute und in Zukunft ist und das auf der Forderung nach intra- und intergenerativer Gerechtigkeit beruht, erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen nach der Möglichkeit und Wünschbarkeit weiteren Wachstums. Dies gilt vor allem deshalb, weil Gerechtigkeit zwischen Generationen es verbietet, die natürlichen Grundlagen des Wirtschaftens zu zerstören. Ein zentraler Beitrag der ökologischen Ökonomik zu diesem Diskurs ist Herman Dalys »Steady-State-Ansatz«.
Vor diesem Hintergrund werden unterschiedliche Vorstellungen von »Stationarität«, wie sie die Wirtschaftstheorie seit Adam Smith hervorgebracht hat, untersucht. Dabei zeigt sich, welche Bedeutung Autoren wie Mill, Jevons, Keynes und Schumpeter für den aktuellen Diskurs haben. Diese Autoren systematisch auf die Analysen ökologisch orientierter Wirtschaftswissenschaftler wie Boulding, Georgescu-Roegen und Daly zu beziehen, bleibt eine Herausforderung für die (ökologische) Ökonomik.
Die Auseinandersetzung mit »alten« ökonomischen Theorien und ihrem Beitrag zu langfristigen Entwicklungsfragen macht deutlich, wie sehr noch so feststehende Grundüberzeugungen geschichtlichem Wandel unterliegen. So selbstverständlich heute für den durchschnittlichen Ökonomen das Wachstumsphänomen ist, so unhinterfragbar deutlich war für die Klassiker der Politischen Ökonomie die Perspektive eines stationären Zustands. Nichts spricht dafür, daß das Wachstumsdenken der Gegenwart das Entwicklungsdenken der Zukunft bestimmen wird. Deshalb wird sich auch die Bedeutung der Ökonomik im Diskurs über eine global gerechte nachhaltige Entwicklung wandeln, und möglicherweise wird die Ökonomik eine sehr wichtige Rolle spielen auf dem Weg in eine Wirtschaft, die die Bedürfnisse der Menschen befriedigt, ohne dabei ihre eigenen natürlichen Fundamente zu untergraben. Eine solche Wirtschaft wäre eine, die den Namen »New Economy« wahrlich verdient hätte.
Stimmen zum Buch:
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.1.2011 (Philipp Krohn)
"In der Vergangenheit hat er den Diskurs mit einer sehr erhellenden dogmengeschichtlichen Abhandlung über die "Zukunft des Wachstums" und seinen Beiträgen zum Band "Zukunftsfähiges deutschland" bereichert."
Zeitschrift für Politikwissenschaft-Bibliographie 3/2002, S. 1230
"Luks untersucht die Vorstellungen, die die ökonbomische Theorie seit Adam Smith über eine stationäre Wirtschaft entwickelt hat, um daraus Folgerungen für eine ökologische Wirtschaftspolitik zu ziehen. ... Im Ergebnis lenkt das Buch die Aufmerksankeit auf einen häufig übersehehen Aspekt der klassischen ökonomischen Theorie und leistet einen Beitrag zu einer alternativen Konzeption kapitalistsicher Wirtschaft, die den vorhandenen Wachstumsgrenzen Rechnung trägt."
/ AUS DEM INHALT: / / / KAPITEL 1
EINLEITUNG 13
KAPITEL 2
SUSTAINABLE DEVELOPMENT
ZWISCHEN WACHSTUM UND "STATIONARITÄT" '.19
2.1 Sustainable Development 19
2.2 Wachstum 23
2.3 Steady-State - Stationary State - Stationarität 27
KAPITEL 3
ÖKOLOGISCHE WACHSTUMSKRITIK:
VON DEN "GRENZEN DES WACHSTUMS" ZUM "STEADY-STATE" 31
3.1 Von der Wachstumsdebatte der 1970er Jahre
zum Beitrag der Ecological Economics 31
3.2 Dalys Steady-State-Paradigma 38
3.3 Daly über Kopplung und Entkopplung 41
KAPITEL 4
DIE UMWELT DER WIRTSCHAFT IN DER GESCHICHTE 47
4.0 Eine Rechtfertigung 47
4.1 Der "historische" Steady-State 47
4.2 Neolithische Revolution:
Systematische Nutzung biotischer Rohstoffe 52
4.3 Industrielle Revolution: Nutzung abiotischer Rohstoffe 55
4.4 Von der Industrie- zur Konsumgesellschaft -
Ein neuer Lebensstil? 62
4.5 Postindustrialismus, die Versprechungen der New Economy
und die "Environmental Kuznets Curve" 65
4.6 Auf dem Weg in die "Sustainable Society"? 82
Teil II
Theorie-Geschichte(n)
KAPITEL 5
THEORIE-GESCHICHTE: EIN BESUCH IN DER RUMPELKAMMER 87
KAPITEL 6
KLASSIK: DER STATIONÄRE ZUSTAND
ALS ENDPUNKT WIRTSCHAFTLICHER ENTWICKLUNG 95
Prolog: Vor der Klassik - Piaton und die Physiokraten 95
6.0 Was heißt Klassik? Grundsätzliche Anmerkungen 98
6.1 Smith und der Wohlstand der Nationen 102
6.1.1 Smiths "Ordnung der Dinge" 102
6.1.2 Smith über den stationären Zustand 104
6.2 Malthus und das Bevölkerungsproblem 107
6.3Ricardo und die Schrecken des stationären Zustands 113
6.3.1 Ricardo als Verteilungs- und Werttheoretiker 113
6.3.2 Ricardos stationärer Zustand 119
6.4 Mill und die Wünschbarkeit des stationären Zustands 123
6.4.1 Mills Principles, die "Ökonomen alter Schule"
und die "statische" Analyse von
Produktion und Verteilung 123
6.4.2 Mills "Dynamik": Gesellschaftlicher Fortschritt
und seine Wirkungen auf Produktion und Verteilung 130
6.4.3 Vom stationären Zustand 134
6.4.4 Stationarität, gesellschaftliche Reformen
und evolutionärer Sozialismus 138
6.5 Klassische Stationarität: Prognose vsanalytische Fiktion 140
KAPITEL 7
MARX, JEVONS UND DER ÜBERGANG ZUR NEOKLASSIK 143
7.1 Marxens stationärer Zustand: Einfache Reproduktion 143
7.2 Jevons' Coal Question -
Die klassische Studie eines Neoklassikers 1-146
7.3 Von der (klassischen) Politischen Ökonomie
zur (neoklassischen) Ökonomik 150
KAPITEL 8
SCHUMPETERS STATIONÄRE ZUSTÄNDE:
DAS GEGENTEIL VON ENTWICKLUNG 153
8.1 Schumpeter über Stationarität 153
8.2 Schumpeters Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung -
Der "Kreislauf als analytischer Steady-State 155
8.3 Schumpeters Spätwerk -
"Sozialismus" als ontologischer Steady-State 163
KAPITEL 9
ZWISCHEN SCHUMPETERS ENTWICKLUNG
UND NEOKLASSISCHEM WACHSTUM:
STATIONARITÄT ALS WÜNSCHBARE ZUKUNFTSVISION 167
9.1 Keynes, säkulare Stagnation und die
wirtschaftlichen Möglichkeiten nachkommender Generationen 167
9.2 Ein zu kurzer Blick auf Werner Sombart 170
KAPITEL 10
NEOKLASSISCHE WACHSTUMSTHEORIE:
VOM ANALYTISCHEN ZUM ONTOLOGISCHEN STEADY-STATE? 175
10.1 Der Steady-State als Schlüsselbegriff der Wachstumstheorie 175
10.2 Neoklassische Modellannahmen:
Wie "realistisch" ist der Steady-State der Wachstumstheorie?180
Teil III
Schlußfolgerungen
KAPITEL 11
LEHREN AUS DER VERGANGENHEIT DER ÖKONOMIK
FÜR DIE ZUKUNFT DER ÖKONOMIE 185
1.1 Klassische Politische Ökonomie, die Grenzen
der organischen Wirtschaft und die industrielle Revolution 185
11.2 Mill: Die Bedingungen "guter Stationarität" 194
11.3 Jevons: Zwischen Klassik und Neoklassik 197
11.4 Schumpeter: Der"Unsteady State" 199
11.5 Keynes: Das Ende der Knappheit 202
11.6 Vorsprung durch Technik?
Die Wunderwelt der Wachstumstheorie 204
11.7 Ökologische Ökonomik:
Vom "Neomalthusianismus" zur Theorie der Nachhaltigkeit? 210
11.8 Theoretiker der Stationarität:
Ein kurzer Blick zurück - und nach vorn 221
KAPITEL 12
JENSEITS DES WACHSTUMS: DIE ZUKUNFT VON ENTWICKLUNG 227
12.1 Gegenwärtige Zukunftsfragen als Ergebnis vergangener
Wachstums(miß)erfolge ;..227
12.2 Die historische Veränderbarkeit der
("ökologischen") Entwicklungs- und Wachstumsgrundlagen 231
12.3 Was heißt zukunftsfähige Wirtschaftspolitik? 238
12.4 Langfristiges Denken statt diskursiver Hektik 244