Cover von Johann Jakob Bachofens gesammelte Werke wird in neuem Tab geöffnet

Johann Jakob Bachofens gesammelte Werke

Bachofen, Johann Jakob
[Johann Jakob Bachofen] ; hrsg. von Karl Meuli ; mit Benützung des Nachlasses unter Mitwirkung von Max Burckhardt ...
Basel [u.a.], Schwabe
Mediengruppe: Buch
Bände

Inhalt

Johann Jakob Bachofen (* 22. Dezember 1815 in Basel; † 25. November 1887 ebenda) war ein Schweizer Rechtshistoriker, Altertumsforscher und Anthropologe, dessen Werk Das Mutterrecht als Ursprung moderner Theorien zum Matriarchat gilt. In seinem 1861 erschienenen Hauptwerk Das Mutterrecht vertrat Bachofen die These, dass die moderne Gesellschaft sich in drei Stufen entwickelt habe. Danach gab es in der ursprünglichen Form der Gesellschaft, dem „Hetärismus“ keinerlei Gesetze oder Heirat, sie gründete völlig in der natürlichen Produktivität der Frauen. Darauf folgte eine vom Mutterrecht bestimmte Gesellschaftsform, die Bachofen in Anlehnung an altgriechische Texte Gynaikokratie nannte, und die heute als Matriarchat bezeichnet wird. In dieser Gesellschaftsform war nach Bachofen die Mutter das Oberhaupt der Familie, da die Abstammung über die Mutter ermittelt wurde (Matrilinearität), demzufolge sei die Mutter als lebensspendende Göttin verehrt worden. Das Matriarchat sei dann durch die Männer entmachtet worden, die an seiner Stelle das Patriarchat etablierten. Bachofen verbindet die Produktionsweise mit der jeweiligen Sozial- und Geschlechterordnung und postuliert, dass Frauen nach dem Patriarchat der Jäger- und Sammlergesellschaft in der frühen Ackerbaugesellschaft durch die hausnahe produktive Arbeit wieder hohe Macht und Bedeutung fanden, so dass ein weiteres Matriarchat historisch möglich wurde. Von antiken Matriarchatsvorstellungen unterscheidet sich die Bachofens vor allem in der Bewertung. Während die antiken Vorstellungen von Frauen- oder Sklavenherrschaft heute eher als Legitimation der bestehenden Ordnung durch Gegenüberstellung des Zerrbildes gesehen wurde, und die Gynaikokratie somit mit Gewalt und Unruhe in Verbindung gebracht wurde, gibt Bachofen der Matriarchatsidee eine andere, positive Prägung. Nachdem es anfangs auf heftige Ablehnung gestossen war, fand das Werk später Beachtung unter anderem durch Friedrich Engels, Lewis Henry Morgan, August Bebel und Edward Bulwer-Lytton, Ludwig Klages, Erich Fromm, C.G. Jung, und beeinflusste maßgeblich den modernen spirituellen Feminismus sowie die moderne Matriarchatsforschung. Bachofens Buch Das Mutterrecht entstand im Kontext einer Altertumswissenschaft, die sich gerade erst im modernen Sinn zu etablieren begann. Dabei lehnte Bachofen jedoch die quellenkritische Methode und empirische Herangehensweise ab, wie sie insbesondere durch Theodor Mommsen vertreten wurde, und berief sich für sein Werk auf intuitive Analysen von Mythologie sowie empathische Einfühlung. So basiert sein Werk vorwiegend auf der Interpretation griechisch-römischer Mythen als Widerschein des Kampfes zwischen den matriarchalen und patriarchalen Prinzipien. Von neuerer Bachofenforschung wird vor allem die Rationalitätskritik mit der damaligen Situation in Basel in Zusammenhang gebracht: Das auf dem Verlagssystem basierende Handwerk wurde von moderneren Produktionsweisen verdrängt, und Bachofen sah sich somit als Bürger wie auch als Vertreter eines untergehenden Wirtschaftszweiges als Vertreter einer vergangenen Welt gegenüber der rationellen Modernisierung. Nach einer Periode der Vergessenheit entdeckte Ludwig Klages Bachofen neu, der durch ihn zu einem wichtigen Anreger wurde, der im frühen 20. Jahrhundert Rainer Maria Rilke und Thomas Mann beeinflusste, Otto Gross, die Altertumsforscherin Jane Ellen Harrison und den Dichter Robert Graves, ferner den Künstler Wolfgang Paalen und den Mythenforscher Joseph Campbell, aber auch radikal rechte Denker wie Alfred Baeumler und Julius Evola. Nationalsozialistische Vordenker wollten Bachofen als einen ihrer Vorgänger stilisieren. Ebenso reklamierten Marxisten Bachofens Erkenntnisse als urkommunistisch für sich. Für Walter Benjamin war er einer der „wissenschaftlichen Propheten“ von Anthropologie und Psychologie. Auch dem Feminismus gilt er als einer der wissenschaftlichen Urväter. Heute gilt Bachofen als einer der Begründer der Soziologie, insbesondere der Soziologie der Familie, ebenso wie der vergleichenden Rechts- sowie der vergleichenden Religionswissenschaft. Arnaldo Momigliano untersuchte Bachofens Rolle in der Religionswissenschaft des 19. Jahrhunderts. Seine ehemals ihn zum wissenschaftlichen Außenseiter machenden Forschungsinhalte sind heute teilweise zentrale Forschungsthemen der Soziologie und der Rechtsgeschichte. Neben dem deutsch- und englischsprachigen Raum ist Italien ein Zentrum der modernen Bachofenforschung.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Bachofen, Johann Jakob
Verfasser*innenangabe: [Johann Jakob Bachofen] ; hrsg. von Karl Meuli ; mit Benützung des Nachlasses unter Mitwirkung von Max Burckhardt ...
Verlag: Basel [u.a.], Schwabe
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.T
Suche nach diesem Interessenskreis
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Meuli, Karl [Hrsg.]; Burckhardt, Max
Mediengruppe: Buch