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Das zwanzigste Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Dystopie, nicht nur in der Literatur. Orwells und Huxleys warnende Visionen bewahrheiten sich zusehends. Aus feministischer Perspektive wird patriarchale Herrschaft als nekrophiles System täglich offensichtlicher. Politische Hoffnung auf grundlegende Veränderung erscheint heute jedoch als unrealistisch und illusionär. Die Utopie als klassischer Ort der Reflexion über Zukunft hat, so glaubte man, ausgedient. Doch die Neue Frauenbewegung setzte im Laufe der Siebziger Jahre der dystopischen Realität und ihrer literarischen Verarbeitung das hoffnungsvolle Bild einer freiheitlichen Gesellschaft entgegen: gesellschaftliche Transformation erscheint dort überlebensnotwendig, die Aufhebung der Geschlechterpolarität und jeder anderen Herrschaftsform realisierbar, die ökologische Frage lösbar, individuelle Entfaltung mit gemeinschaftlicher Verantwortlichkeit zu versöhnen, die Subjektwerdung der Frau historisch möglich. Holland - Cunz ' Studie arbeitet die utopischen Bilder des Feminismus zu den Themenkomplexen Reform/Revolution, Basisdemokratie, Subsistenzproduktion, Individuum/Gesellschaft heraus und untersucht deren ideologischen und/oder transformatorischen Gehalt. Nicht allein eine Materialsammlung zum Inhalt der feministischen Vision ist beabsichtigt - entscheidender ist die kritische Verarbeitung der Zukunftsbilder im Hinblick auf ihre Systematisierbarkeit für politische Theorie. Als Quellenmaterial dienen 16 ausgewählte "klassische" Theorietexte der Neuen Frauenbewegung (von Betty Friedan bis Mary Daly) und 15 utopische Romane, die von feministisch-orientierten SF-Autorinnen im vergangenen Jahrzehnt verfaßt wurden. Holland - Cunz' Arbeit versteht sich als praxis- und theoriebezogener Diskussionsbeitrag: zur Konkretisierung feministischer Strategie- und Zielvorstellungen und als Plädoyer für die Formulierung einer feministischen politischen Theorie.