(I-17/02-C§9 (G ZWs / FP)
Politisches Denken ist bewusst, rational und objektiv – diese althergebrachte Vorstellung geistert bis heute über die Flure von Parteizentralen und Medienredaktionen und durch die Köpfe vieler Bürger. Doch die Kognitionsforschung hat die ›klassische Vernunft‹ längst zu Grabe getragen. Nicht Fakten bedingen unsere Meinungen, sondern Frames. Sie ziehen im Gehirn die Strippen und entscheiden, ob Informationen als wichtig erkannt oder kognitiv unter den Teppich gekehrt werden. Frames sind immer ideologisch selektiv, und sie werden u¨ber Sprache aktiviert und gefestigt – unsere öffentlichen Debatten wirken wie ein synaptischer Superkleber, der Ideen miteinander vernetzen kann, und zwar dauerhaft. In der Kognitionsforschung ist man sich daher schon lange einig: Sprache ist Politik. Höchste Zeit also, unsere Naivität gegenüber der Macht politischer Diskurse abzulegen. Dieses Buch legt dazu den Grundstein. In einfacher Sprache deckt es zunächst auf, wie Sprache sich auf unser Denken, unsere Wahrnehmung der Welt und unser Handeln auswirkt. Es zeigt, wo die Wirkkraft mentaler Mechanismen wie Frames und Metaphern herrührt, und macht deutlich, wieso es für gesunde demokratische Diskurse unabdingbar ist, die Bewertungen von Gesellschaft und Politik durch vorherrschende Frames mit eigenen Wertvorstellungen abzugleichen – und für eine authentische Vermittlung der eigenen Weltsicht zu sorgen. Diesen Grundlagen folgt eine Analyse der augenfälligsten Frames unserer deutschsprachigen Debatten über Steuern, Sozialstaat, Gesellschaft, Sozialleistungen, Arbeit, Abtreibung, Islam, Terrorismus, Zuwanderung, Flüchtlingspolitik und Umwelt.
/ AUS DEM INHALT: / / /
VORWORT
SPRACHLICHE FRAMES BESTIMMEN UNSER DENKEN 15 / ANFANGSBETRACHTUNG
UNSERE DEMOKRATIE HINKT DER KOGNITIV-NEURONALEN AUFKLÄRUNG HINTERHER 17 / T E I L E I N S
D E M O K R AT I E I M G E H I R N :
D I E S P R A C H L I C H E N S O C K E L P O L I T I S C H E N D E N K E N S U N D H A N D E L N S 19 / KAPITEL EINS
WIR TUN UNUNTERBROCHEN SO, ALS OB:
WIE WIR SPRACHE BEGREIFEN 20 / EINS.EINS Rezipienten sind Nachahmer: Kognitive Simulation 21
EINS.ZWEI Auf und ab gehört: Simulation in der Sprachverarbeitung 24
EINS.DREI Der zweifache Adler: Simulation und Wahrnehmung 26
EINS.VIER Worte sind nur die Spitze des Eisbergs:
Frames und Frame-Semantik 27
EINS.FÜNF Einfach gelesen: Frames und Sprachverarbeitung 30
EINS.SECHS Wie man sich Menschen zurechtredet:
Frames und Wahrnehmung 32
EINS.SIEBEN Den Nagel auf den Kopf treffen: Frames bestimmen,
wie schnell wir Informationen aufnehmen 34
EINS.ACHT Worte, die uns altern lassen:
Frames bestimmen unser Handeln 37 /
KAPITEL ZWEI
WIE SPRACHE DIE GESCHICKE UNSERER NATION LENKT: POLITISCHES FRAMING 42 / ZWEI.EINS Immer nur ein Teil vom Ganzen:
Politische Frames sind selektiv 43
ZWEI.ZWEI Der Mythos des vernünftigen Menschen:
Frames und Rationalität 45
ZWEI.DREI Blind gelenkt, aber klar entscheiden:
Framing-Effekte bleiben unbewusst 47
ZWEI.VIER Die Neinsager-Falle: Frame-Negierung 52
ZWEI.FÜNF Worte als neuronaler Superkleber:
Hebbian Learning 57
ZWEI.SECHS Zwei Goldhamster niesen auf die Blaubeere:
Ideologisches Framing 61
ZWEI.SIEBEN Nirgends eine einfache Geschichte:
Hypokognition und die drei Ebenen des Framing 64 / KAPITEL DREI
WIE POLITIK GREIFBAR WIRD: KONZEPTUELLE METAPHERN 68 / DREI.EINS Die kognitive Verankerung der Dinge,
die wir nicht ›fassen‹ können: Konzeptuelle Metaphern 69
DREI.ZWEI Sauber gedacht, sauber gemacht:
Metaphern bestimmen Wahrnehmung und Handeln 75 / T E I L Z W E I
V O N G E J A G T E N B Ü R G E R N Z U G E F Ä L L I G E N W E T T E R A U S S I C H T E N :
A U S G E W Ä H LT E F R A M E S U N S E R E R P O L I T I S C H E N D E B AT T E 81 / EINFÜHRUNG ZU TEIL ZWEI 82 /
KAPITEL VIER
VON VIEL LEID UND WENIG FREUD: STEUERN 84 / VIER.EINS Erleichtert uns 84
VIER.ZWEI Der Bauer und sein Vieh 85
VIER.DREI Jäger und Gejagte 88
VIER.DREI.EINS Auf der Jagd 89
VIER.DREI.ZWEI In die Falle gegangen 91
VIER.DREI.DREI Gnade dem, der kein Schlupfloch findet 92
VIER.VIER Flucht ins Asyl 93
VIER.FÜNF Von Oasen und Paradiesen 95
VIER.SECHS Strafe muss nicht sein 97
VIER.SIEBEN Wo bleibt der Stolz? 99 / KAPITEL FÜNF
DER GEDANKLICHE ABBAU UNSERES GEMEINSCHAFTSSINNS: SOZIALSTAAT 101 / FÜNF.EINS Die Geschichte von der Geschäftemacherei 101
FÜNF.ZWEI Wir zahlen Steuern, leisten aber keinen Beitrag 104
FÜNF.DREI Man wird ja wohl noch teilen dürfen 107 / KAPITEL SECHS
STARK, REICHER, AM BESTEN!: GESELLSCHAFT 110 / SECHS.EINS Der Wettlauf 111
SECHS.ZWEI Die Leistungsträger 115
SECHS.DREI Die moralische Oberhand 117 /
KAPITEL SIEBEN
VON DEN PRIVILEGIERTEN, DIE KRÄNKELND IN DER FALLE SASSEN: SOZIALLEISTUNGEN 121 / SIEBEN.EINS Der leichtfertige Balanceakt 122
SIEBEN.ZWEI Die Hängematte 123
SIEBEN.DREI Der Sozialhilfeadel 125
SIEBEN.VIER Am Sozialtropf 126
SIEBEN.FÜNF In der Falle 128 / KAPITEL ACHT
GEBEN IST SELIGER DENN NEHMEN: ARBEIT 130 / ACHT.EINS Arbeitgeber und Arbeitnehmer 131
ACHT.ZWEI Was man verdient 133
ACHT.DREI Lohn aus zwei Perspektiven 135
ACHT.VIER Starkes Einkommen, schwaches Einkommen 138
ACHT.FÜNF Arbeitsmarkt, Humanressourcen und Humankapital 139 / KAPITEL NEUN
ERLAUBT, ABER NICHT VERGÖNNT: ABTREIBUNG 141 / NEUN.EINS Schwangerschaft 142
NEUN.ZWEI Von unerwünschten Schwangerschaften und der Antibabypille 145
NEUN.DREI Der Schwangerschaftsabbruch 148
NEUN.VIER Vom Schwangerschaftsabbruch zur Tötung eines Menschen 149 / KAPITEL ZEHN
DIE BERECHTIGTE PANIK VOR DEN NEUEN PROTO-MUSLIMEN: ISLAM UND TERRORISMUS 154 / ZEHN.EINS Die Islamophobie 155
ZEHN.ZWEI Der Islamische Staat 159
ZEHN.DREI Von Gotteskriegern und Ungläubigen 163 /
KAPITEL ELF
KEIN PLATZ FÜR KRANKE PASSAGIERE: ZUWANDERUNG UND ASYL 167 / ELF.EINS Das Boot ist voll 168
ELF.ZWEI Die Nation als Gefäß und Ressourcen als Raum 171
ELF.DREI Von Wassermassen 173
ELF.VIER Von den Zuwanderern als Fremdkörper 176 / KAPITEL ZWÖLF
EIN WENIG WANDEL UND VIELE ABGENUTZTE ENERGIEN: UMWELT 180 / ZWÖLF.EINS Alles ist einem Wandel unterworfen, auch das Klima 181
ZWÖLF.ZWEI Rettet das Klima 182
ZWÖLF.DREI Die sprachliche Glückspille 184
ZWÖLF.VIER Die Umweltverschmutzung 185
ZWÖLF.FÜNF Die Umweltverseuchung 187
ZWÖLF.SECHS Fehlgeleitete Energien 188 / SCHLUSSWORT
DEMOKRATIE HEISST AUCH, WERTE ZU BEGREIFEN
UND SPRACHLICH UMZUSETZEN 191 / LITERATUR 193