Satz des Pythagoras, Seelenwanderung, Vegetarismus - das sind nur drei, und längst nicht alle Schlagwörter, welche die Lehre des vielleicht einflußreichsten Denkers der griechischen Philosophie vor Platon charakterisieren. Christoph Riedweg umreißt in seiner Einführung präzise Pythagoras` Beitrag zur Grundlegung der europäischen Kultur. Nach Pythagoras von Samos ist einer der wichtigsten Sätze der Mathematik benannt. Doch der griechische Weise (ca. 570-480 v. Chr.) hat mehr zu bieten als mathematische Formeln. Klänge soll er in Zahlen formuliert und auf den Kosmos übertragen haben ("Sphärenharmonie"), die Seelenwanderung soll er gelehrt und demzufolge vom Fleischverzehr abgeraten haben. Angeblich stammt von ihm das Wort "Philosophie". Seine Zahlenphilosophie und seine kosmologischen Spekulationen kursierten als Geheimlehren unter seinen Schülern, die als sektenartiger Geheimbund organisiert waren. Um im Dickicht der komplexen Überlieferung zum historischen Kern dieser schillernden Figur vorzudringen, wertet Christoph Riedweg in seinem Buch nicht nur die schriftlichen Zeugnisse aus, sondern berücksichtigt auch das geistes- und kulturgeschichtliche Umfeld. Der Leser erhält einen anschaulichen Überblick über Leben und Lehre des griechischen Denkers und seiner bedeutendsten Schüler.Über den AutorChristoph Riedweg ist Professor für Klassische Philologie/Gräzistik an der Universität Zürich. Er ist Mitherausgeber einschlägiger altertumskundlicher Zeitschriften und veröffentlichte zahlreiche Schriften zur griechischen und jüdisch-christlichen Antike. (www.amazon.de)"...eine sehr gut lesbare, klar gegliederte, zuverlässig informative und für alle Leserkreise hervorragend geeignete Einführung"./ AUS DEM INHALT: / / / Vorwort 9 I. Dichtung und Wahrheit - antike Erzählungen über Pythagoras 13 1. Zu Pythagoras' Erscheinung 14 a) Äußeres: der fremdartig Erhabene 14 o b) Parapsychologisches: der Wundertäter 14 2. Biographisches 18 a) Geburt 18 o b) Wanderjahre im Orient 20 o c) Lehrmeister in der näheren Umgebung 21 o d) Zurück auf Samos 23 o e) Von Samos nach Unteritalien 25 o f) Ankunft inKroton, moralische Unterweisung und politisches Wirken 26 o g) Auswanderung nach Metapont und Tod34 3. Pythagoras als Lehrer 37 a) Platonisierende Philosophie37 o b) Mathematik 42 o c) Musik und Sphärenharmonie 44 o d) Pythagoreische Lebensführung 47 o e) Frömmigkeit, Kultus und Ritus 52 o f) Vegetarismus, Bohnenverbot und Seelenlehre 54 o g) Gerechtigkeit und weitere Tugenden 56 o h) Freundschaftspflege $8 II. Auf der Suche nach dem historischen Pythagoras 61 1. Zum kultur- und geistesgeschichtlichen Umfeld 63 a) Milesische Erforschung der Welt: Anaximandros, Anaximenes, Hekataios 63 o b) Bauwesen und Kunsthandwerk 65 o c) Ionische Festkultur 66 o d) Kultureller Austausch zwischen Kleinasien und Großgriechenland 6y 2. Die ältesten Zeugnisse 68 a) Xenophanes von Kolophon 68 o b) Heraklit von Ephesos yo o c) Ion von Chios 73 o d) Empedokles von Akragas 75 o e) Herodot von Halikamaß 76 o f) Demokrit von Abderajg o g) Ikonographische Zeugnisse 80 o h) Pythagoras in der Literatur des beginnenden 4. Jahrhunderts v. Chr. 82 3. Guru und Gelehrter 84 a) Der Charismatiker 84 o b) Politischer Ratgeber und Erzieher Sj o c) Wiedergeburtslehre, Verwandtschaft alles Beseelten, Wiederkehr der Dinge, Eschatologie 86 o d) Rituelle Lebensführung 8g o e) Speisevorschriften 93 o f) Der übermenschliche Meister undApollon 97 o g) Naturphilosophische "Hörsprüche" I: Exegese orphischer Dichtung? 99 o h) Naturphilosophische "Hörsprüche" II: Zahlen, Namen, Medizin, Harmonie 103 o i) Aristoteles über die Pythagoreer 105 o k) Pythagoreische Zahlenpbilosophie 108 o l) Tetraktys, kosmische Harmonie und die Zahlenverhältnisse der konsonanten Intervalle 110 o m) Weltmodell in o n) Arithmogonie und Kosmogonie 113 o 0) Zur Verwendung der Zählsteine 114 o p) Identität von Zahlen und Dingen 116 o q) Parallelen der pythagoreischen zu einer orphischen Kosmogonie;pythagoreische Zahlenlehre und ionische Naturphilosophie 117 o r) Anfänge wissenschaftlicher Mathematik? 119 4. Erfinder des Wortes "Philosophie"? 120 III. Der pythagoreische Geheimbund 129 1. Eine antike ? 129 a) Begriffsbestimmung 129 o b) Merkmale einer Sekte 130 o c) Anwendung auf die Pythagoreer: Minderheit, charismatische Autorität, besondere Strukturen (Zulassungsbedingungen, Geheimhaltung, Gütergemeinschaft, Freundschaftskult), Bekenntnisgemeinschaft, normierte Lebensform, Konflikte mit der Umgebung, Vorgehen gegen Abtrünnige 131 2. Die Pythagoreer im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. 136 a) Probleme mit der Außenwelt: Die antipythagoreischen Aufstände und ihre Folgen 136 o b) Interne Spannungen: "Akusmatiker" vs. "Mathematiker* 139 o c) Prosopographie der wichtigsten Anhänger 142 IV. Im Bannkreis des Pythagoras und seiner Schüler 150 1. Vorplatonische Denker 150 a) Xenophanes und Heraklit 150 o b) Parmenides, Alkmaion, Empedokles, Demokrit, Sokrates 151 2. Platon und die Alte Akademie 152 a) Piatons Verhältnis zu den Pythagoreern, besonders Archytas; der Dialog "Timaios"; Aristoteles über Piatons Prinzipienlehre 152 o b) Speusipp, Xenokrates, Theophrast, Herakleides Pontikos 155 3. Hellenistische und Neupythagoreismus 157 a) Der Pythagoreismus im Hellenismus 157 o b) Pseudopythagorica 158 o c) Nigidius Figulus als "Erneuerer" des Pythagoreismus? 161 o d) Neupythagoreismus: Apollonios von Tyana, Moderatos von Gades, Nikomachos von Gerasa, Numenios vonApameia, Iamblich von Chalkis 162 4. Pythagoras als Idee in Mittelalter und Neuzeit - ein Ausblick 168 a) Lateinisches Mittelalter 168 o b) Renaissance; Reuchlins Synthese von Christentum, Pythagoreismus undKabbala 169 o c) Kopernikus undKepler 170 o d) Der "harmonikale Pythagoreismus" 173 Anhang Zeittafel 177 Karte 182 Abkürzungen 183 Bibliographie 187 Personen- und Sachregister 199