Deutschland ist nicht nur faktisch zu einem Einwanderungsland geworden, sondern auch seinem Selbstverständnis nach. Unsere Gesellschaft lässt sich als "postmigrantisch" beschreiben. "Post" steht dabei nicht für das Ende der Migration, sondern für die gesellschaftlichen Prozesse und Kämpfe, die in der Phase nach der Migration erfolgen: politisch, wirtschaftlich, kulturell. Naika Foroutan hat dazu wegweisende Studien vorgelegt. Sie hat aber auch kontinuierlich Essays publiziert, in denen sie ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Alltagsbeobachtungen und -erlebnissen verknüpft. Die vorliegende Auswahl zeigt, wie sich das Sprechen und die Positionen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Bezug auf Zugehörigkeit verändert haben: erst anklopfend-bittend, dann wütend-polemisch und schließlich gelassen-selbstbewusst. Foroutans alltagsdiagnostische Texte sind ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Inhalt
Vorwort - 9
2010
Das Leben der Anderen
Eine Antwort auf Thilo Sarrazin - 24
Wer ist wir?
Muslimischsein ist derzeit vor allem das Gegenteil
von Deutschsein - 31
Wer gehört zum neuen Deutschland?
Über »Ausländer«, »Migranten«, »Andere Deutsche«,
»Paradigma-Neudeutsche«,·»D-Länder«, »Neue Deutsche«,
»Postmigranten« und »Bindungs-Identitäten« - 35
2011
German Angst
Über ein sich veränderndes Deutschland - 50
Innerdeutsche Grenze Islam?
Über desintegrative Folgen der Integrationsdebatte - 59
2012
Wird man doch noch sagen dürfen
Heinz Buschkowskys Buch über Neukölln ist rassistisch -
auch wenn er das gar nicht will - 76
Ein Angriff, der uns allen gilt
Deutschland diskutiert über Christian Wulff -
eine Debatte über den NSU wäre wichtiger - 82
2013
Die entsicherte Gesellschaft im Blick
Zum Abschluss der »Deutschen Zustände«
von Wolfgang Heitmeyer - 88
2014
Ein neues Deutschland
Warum die Rede des Bundespräsidenten zur Integrationspolitik
eine Zeitenwende einleitet - 102
Narrationen von Nationen '
Wie erzählt man nationale Identität in Deutschland neu? - 107
2015
Wer integriert hier wen?
15 Jahre Leitkulturdebatte - 132
2016
Wie lange bleibt man ein Fremder?
Über das Dilemma der Annährung - 138
Wie geht Einwanderungspolitik?
Ein Land am Scheideweg - 154
2017
Was geschieht nach der Migration?
Ungleichheiten in der postmigrantischen Gesellschaft - 160
2018
Nationale Identität in der pluralen Demokratie
Erzählungen vom Deutschsein - 170
2019
»Das nennt man Emanzipation«
Über Stereotype gegenüber Muslimen und Ostdeutschen
und deren Aufbegehren - 188
Wenn er es schafft, schaffen wir es auch
Cem Özdemir als Figur in der postmigrantischen Gesellschaft - 201
Heimat. Erde. Migration
Mein kulturelles Code-Switching - 207
2020
Hanau
Ein Anschlag, der sich in ein Kontinuum einschreibt - 220
Darüber sollten wir eigentlich sprechen!
Rassistische Schließungen von gesellschaftlichen Positionen 229
2021
Migration ist ein globaler Megatrend
Deutschland braucht endlich einen Plan, allen voran
die neue Ampelregierung - 236
Ambivalenz als Signatur der postmigrantischen Gesellschaft
Der Kampf um die Deutungshoheit einer neuen
deutschen Identität - 242
2022
Es wäre einmal deutsch
Das lange Jahrzehnt der postmigrantischen Aushandlung
und sein vorläufiges Ende - 256
Berliner Silvesterkrawalle
Die Frage nach dem Migrationshintergrund führt ins Nichts - 262
Migrantisches Gold
Ohne Einwanderung geht nichts mehr - 267
Quellenverzeichnis - 269