Die Leitfrage dieser nun in Neuauflage erscheinenden soziologischen Analysen von Wissenschaft, Universität, Professionen richtet sich auf die Entstehung der modernen Form dieser Funktionsbereiche:
- die disziplinär differenzierte Wissenschaft und die zugehörigen Erfindungen Publikation, Spezialisierung und Gemeinschaftsbindung;
- die wissenschaftliche Universität des 19. Jahrhunderts, die Forschungsuniversität ist und dies als kulturelle Matrix allen universitären Geschehens einzurichten versucht;
- professionelle Handlungssysteme in Recht, Medizin, Religion und Schulerziehung, die die Bearbeitung der Lebensführungsprobleme eines inklusiv erweiterten Publikums mittels professioneller Spezialisierungen auf Ungewissheit organisieren.
Rudolf Stichweh (* 26. August 1951 in Lemgo, Lippe) ist ein deutscher Soziologe. Er ist als Schüler von Niklas Luhmann einer der renommiertesten Vertreter der soziologischen Systemtheorie.
"Die unveränderte Neuherausgabe des im Herbst 1994 erschienenem Buches „Wissenschaft – Universität – Professionen“ von Rudolf Stichweh im Frühsommer 2013 provoziert erst einmal zu zwei Fragen: Hat sich in den fast zehn Jahren nichts Grundlegendes in den professionssoziologischen, gesellschaftspolitischen und mentalen Entwicklungen geändert, so dass der Diskussionsbedarf zum Themenfeld weiterhin besteht, ohne Ergänzungen, Anpassungen und neue Analysen vornehmen zu müssen? Oder: Ist der Entwicklungs- und Veränderungsprozess so rapide im Gange, dass eine Neubetrachtung (noch) gar nicht möglich ist? Dass eine Nachfrage nach Analysen zu den Themenbereichen Wissenschaft, Universität und Professionen besteht, ist festzustellen. Die Aufmerksamkeiten richten sich dabei auf die Entstehung der spezifisch modernen Form dieser Funktionsbereiche – „die moderne disziplinär differenzierte Wissenschaft…, die wissenschaftliche Universität des 19. Jahrhunderts…, (und) professionelle Handlungssysteme…“. Die zu verschiedenen Forschungs- und Publikationsanlässen verfassten differenzierten Beiträge, die der Autor in dem Buch sammelt und semantisch anpasst, gewinnen ihre (aktuelle) Bedeutsamkeit (auch) deshalb, weil der Autor anstelle der traditionellen Analytik, nämlich einen systematischen Vergleich mit und innerhalb der wissenschaftlichen Disziplinen vorzunehmen, einen Vergleich mit anderen Funktionssystemen unternimmt und dadurch einen neuen Blick auf die soziologische Theorie der funktionalen Differenzierung gewinnt."
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/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort | 7
Vorwort zur Neuauflage | 11
I
1. Differenzierung der Wissenschaft | 15
2. Die Autopoiesis der Wissenschaft | 47
3. Selbstorganisation in der Entstehung
des modernen Wissenschafissystems | 73
4. Technik, Naturwissenschaft und die Struktur
wissenschaftlicher Gemeinschaften
Wissenschaftliche Instrumente und die Entwicklung
der Elektrizitätslehre | 87
5. Physik an deutschen Hochschulen
Akademische Kultur und die Entstehung
einer wissenschaftlichen Disziplin (1780-1920) | 115
6. Differenzierung von Wissenschaft und Politik
Wissenschaftspolitik i m 19. und 20. Jahrhundert | 135
II
7. System/Umwelt-Beziehungen europäischer Universitäten
in historischer Perspektive | 153
8. Differenzierung von Schule und Universität
im 18. und 19. Jahrhundert | 169
9. Bildung, Individualität und die kulturelle Legitimation
von Spezialisierung | 181
10. Die Einheit von Lehre und Forschung | 199
11. Die Form der Universität | 215
III
12. Professionen und Disziplinen
Formen der Differenzierung zweier Systeme beruflichen
Handelns in modernen Gesellschaften | 245
13. Akademische Freiheit, Professionalisierung
der Hochschullehre und Politik | 295
14. Professionalisierung, Ausdifferenzierung
von Funktionssystemen, Inklusion | 317
15. Berufsbeamtentum und öffentlicher Dienst
als Leitprofession | 331
Quellennachweis | 345
Register | 347