Helmut Lachenmann gehört seit langem zu den prägenden Persönlichkeiten der Gegenwartsmusik, seine Werke werden weltweit gespielt, ihr Rang steht außer Frage. Die Monographie Helmut Lachenmann und seine Zeit zeigt auf der Basis eingehender Quellen- und Werkbetrachtungen, dass der Weg des Komponisten einerseits konsequent ist, aber die im Laufe von mehr als 60 Jahren entstandenen Werkkonzeptionen andererseits doch von signifikanten Differenzen, Prozessen der Öffnung sowie Neuansätzen getragen sind. Lachenmanns Schaffen weist dabei, obgleich es mit guten Gründen als höchst originell angesehen werden kann, vielerlei Resonanzen und Reflexionen anderer kompositorischer Ansätze sowie von verschiedenen philosophischen Positionen auf. Und es vermittelt in gleichermaßen elementarer wie exemplarischer Weise, was die Idee einer existenziellen Erfahrung von Kunst innerhalb des breiten Spektrums der heutigen Gesamtkultur bedeuten kann. (Verlagstext)
Inhalt
Vorwort
Chronik
Aspekte
Kontexte
»Verhalte Dich ästhetisch«
Tradition und Limitierungen
Geistfähigkeit und Leere
Unverlierbare Erfahrungen
Resonanzen und Wandlungen
Jugend- und frühe Unterrichtseindrücke
Nonos Canto sospeso als richtungsweisende Erfahrung
Weitere »orientierungsgebende« Werke
Geschichtsbewusstsein und Strenge
Strategien jenseits von politischer Entschiedenheit
Der emphatische Wahrnehmungsbegriff:
- Resonanzen von Nonos Spätwerk
Im Spannungsfeld von Nono und Cage
Integration und Verwandlung: Anregungen (nicht nur) von Cage
- Klanggestaltung
- Unbestimmtheit
- Stille und Leere
- Expression und »Nicht-Musik«
»Mehr expressive Intensität ist nicht möglich« –
Stockhausens Gruppen als Schlüsselerlebnis
Sprachfindungen
Die Konkretisierung eigener Vorstellungen und Themen
Etappenziel »strukturelles Musizieren«: Trio fluido
Inventionshilfe mit variablen Möglichkeiten: das Zeitnetz
Die Idee der Klangfamilien als Facette einer Poetik der Verwandlung
Bezüge zu Wittgenstein und Pousseur
Musik als »Wahrnehmungskunst«
Lachenmanns Klangtypen im Kontext
Das Agieren mit Klangflächen und das ambivalente Ligeti-Bild
Die »musique concrète instrumentale« sowie ihre Erfahrungen
Kristallisationspunkt Pression
Die Arbeit mit ungewöhnlichen Klangerzeugern
Innenansichten des Klangs und der Stille: die Intérieur-Reihe
Komponieren mit »immanenter Logik«: Kontrakadenz
Musik als Festival von Klängen und als »kunstvoll provoziertes Beobachten«
Emphatische Innerlichkeit als Zielpunkt: temA
Der Eigenwert der Kunst als Botschaft: Salut für Caudwell
Resonanzen
Musik als expressives Naturereignis
Mahler-Lektionen
Weberns »Vogelperspektive« als Inspirationsquelle
Impulse durch Berg – und Differenzen zu Adorno
Nachtmusik mit »Courage zum Verweilen«: Notturno
Heimlicher Marsch und Blendung des Ohres: Fassade
Ein kompositorischer Versuch über das Magische: Air
Das Liedhafte und das Schutzlose
Metamorphosen des Vertrauten: Tanzsuite mit Deutschlandlied
Komponieren mit neuer »Gefährlichkeit«
Schwerelose Resonanzen: Ausklang
Schumann- und Strauss-Bezüge
Späte Entdeckung, Kontinuität und Versöhnung: Berio, Zender, Henze
Ersichtlichkeit und Verschleierung: Mouvement (– vor der Erstarrung)
Die mehrdeutige »Erstarrung«
Komponieren mit impliziten Antworten: Dialoge mit Rihm
Musik mit Bildern
Klang und Semantik in variablen Konstellationen:
»… zwei Gefühle …«, Musik mit Leonardo
Ein Versuch über das Erkennen
Wahrnehmungsspektakel und Kompendium:
Das Mädchen mit den Schwefelhölzern
Topoi und Halluzinationen
»Heimeliges aus der Perspektive des Ausgegrenzten«
Pendeln zwischen Kälte und Geborgenheit:
Die Dramaturgie des Klanggeschehens
Das »Ritsch!«-Motiv
Expressivität im freien Raum
Sprechchor und Mittel aus einer »geheimeren Welt«:
Ensslin- und Leonardo-Reflexionen
Die Vergegenwärtigung einer Himmelfahrt
Reduktionen und Sinnzuschreibungen
Musik im Dialog mit Philosophie
Vitale Präsenzerfahrung: NUN
Nishida, Leonardo, Strauss und Nietzsche als Dialogpartner
Das Abgründige und das Heitere: GOT LOST
Anmerkungen
Bildteil
Anhang
Werkverzeichnis
Literaturverzeichnis
Personenregister