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Vorbestellen	Zweigstelle: 21., Brünner Str. 27	Standorte: DR Zur M	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0
Vorbestellen	Zweigstelle: Bücherei der Raritäten	Standorte: GE.HSW ZurMü	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0

Drei Frauenschicksale in Deutschland 1933, verwoben zu einem Roman, der zu einem außergewöhnlichen zeitgeschichtlichen Dokument wurde: Hermynia Zur Mühlen, 1883 in Wien geboren, vermittelt als Zeitgenossin ein "relativ wahrheitsgetreues Bild" der Ereignisse im Schicksalsjahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Eine Kleinstadt am Bodensee, Winter bis Spätsommer. Was treibt drei junge Frauen, eine Arbeitertochter, eine Comtesse und eine Arzttochter, dazu, "Nazinen" zu werden (diese weibliche Form für "Nazi" hat sich später nicht durchgesetzt)? Ihre Mütter erzählen parallel aus ihrer persönlichen Sicht, die jedoch stark durch ihre Klassenzugehörigkeit geprägt ist. Die jungen Frauen handeln aus Verblendung, irregeleitetem Idealismus, Einsamkeit, aus Pragmatismus und Habgier. Comtesse und Arbeitertochter besinnen sich und durchschauen rasch den faschistischen Betrug -- mit tragischen Konsequenzen. Tief unter die Haut geht die Erzählung der Frau Doktor Feldhüter. Deren Tochter Lieselotte bleibt "Nazine". Die Stimme des Bürgertums -- eine der wesentlichen Stützen des Nationalsozialismus, enthüllt psychoanalytisch das Unbewusste einer ganzen Klasse.Die einzelnen Geschichten der Mütter stehen unkommentiert für sich. Diese Erzählweise und die rein weibliche Perspektive heben Zur Mühlens Roman von anderer antifaschistischer Literatur ab: Er gilt als Höhepunkt ihres schriftstellerischen Kampfes gegen den Faschismus. Bald nach dem Erscheinen 1935 in Wien wurde das Buch von den Nazis beschlagnahmt und die Restauflage vernichtet. Mit dieser Neuauflage wird dieses in Vergessenheit geratene Werk gewürdigt: nicht nur als lesenswerter Roman, sondern auch als historisches Dokument. Zahlreiche Fußnoten (die problemlos überlesen werden können) geben historische Detailinformationen. Ein ausführlicher Anhangteil berichtet über das Leben und die Arbeitsbedingungen der Autorin, die 1951 in England, dem Land ihres Exils, starb. Doppelt lesenswert!