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Wilddieberei und Förstermorde

[Orig.ausg. seiner Bücher aus 1928-31], Band I - III
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Busdorf, Otto
Verfasser*innenangabe: von Otto Busdorf ; [Hrsg. von Erich Hobusch]
Jahr: 2003
Verlag: Melsungen, Neumann-Neudamm, J., AG
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Jubiläumsausgabe zum 125. Geburtstag des Wilderer-Jägers. Otto Busdorf, (1878-1957) was Kriminalkommissar im Berliner Derzernat für Wilddieberei. Seine eigentlich als Lehrbuch gedachten Aufzeichnungen sind heute die wohl bekanntesten und bedeuttendsten Werke der Wilddiebsliteratur. In diesem Werk veröffentlicht der Verlag Neumann-Neudamm diese Krimis erstmals wieder als Originaltext seines dreibändigen Lebenswerkes. Ein einmaliges Zeitzeugnis und spannendste Unterhaltung zugleich.
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Abgängig" ist mein Lieblingswort in diesem Buch, dass aus kriminalistischer Sicht die Auseinandersetzung zwischen Wilderern und Förstern auf dem Stand der ersten Hälfte des 20. Jh. aufzeigt.
"Abgängig" ist der Fachausdruck für einen vermissten Förster. Er verlässt zum Beispiel sein Forsthaus um 17.00 Uhr und will um 21.00 Uhr zurück sein. Als er am nächsten Morgen immer noch fehlt, meldet ihn seine Frau bei der Forstbehörde als "abgängig", worauf die Suche veranlasst wird.
Der Berliner Kriminalist und Förstermorde-Spezialist Otto Busdorf schrieb die zugrunde liegenden Bände, um die dem Waidwerk Verpflichteten auf die Gefahren bei Zusammenstößen mit Wilderern vorzubereiten. Beispielhaft sind viele Fälle von Förstermorden aufgelistet, oft verbunden mit einer Auswertung: Dies und Jenes hätte anders gemacht werden müssen.
Dabei geht das Werk von einem tiefen Respekt gegenüber den Vertretern von Recht und Ordnung, also den beamteten Förstern und bestallten Wildhütern aus. Den Opfern der Morde wird ein tiefer, fast freundschaftlicher Respekt gezollt, der auch durch das Aufzeigen der gemachten Fehler keinesfalls gelindert erscheint.
Ein nicht ausdrücklich genannter Zug der Kritik ist bei den Formulierungen der Urteile deutlich zu spüren, die die Wilderer trotz ihrer Morde oft erhielten. Der allem lateinischen Rechtswesen eigene Grundsatz "in dubio pro reo" trifft gerade bei den Urteilen der Schwurgerichte den Nerv des mit den Förstern und ihren Familien fühlenden Autors, der sich immer wieder vehement gegen jede Verglorifizierung der "Wildschützen" und gegen die Versentimentalisierung der Täter als Opfer ihrer Verhältnisse wendet. Dagegen wird der Forstmann als der Allgemeinheit verpflichteter Ordnungshüter beschrieben, der nur seine Pflicht tut, das Wild hegt und den bösartigen Gesellen des Wildererhandwerks teilweise unbewaffnet gegenüber steht.
Manchmal, wenn erwähnt wird, dass dieser und jener Beamte schon einige Wilderer erschossen hat, bevor er selbst getötet wurde, scheinen an diesem Standpunkt Fragen angebracht. Fragen allerdings, die schon durch die damalige gewaltbereite Situation zum Teil beantwortet werden, in der oft nur derjenige überlebte, der schneller und sicherer Gewalt anwendete.
Das Werk Otto Busdorfs erscheint in der vorliegenden Ausgabe, einem nahezu unveränderten Nachdruck von 1954, in zwei Bänden. Der hier besprochene erste Band gliedert sich in zwei Teile, deren erster der theoretischen Weiterbildung von Forstbeamten als Rüstzeug dienen soll. Der zweite widmet sich dann gezielter den vielen behandelten Fällen aus ganz Deutschland und Österreich.
Insofern ist das Werk nicht nur für Freunde der grünen Zunft, sondern auch für Heimatforscher, Familienforscher und natürlich die zahlreichen Hinterbliebenen der Opfer und der Täter interessant. Um für diesen Personenkreis die Gebrauchsfähigkeit deutlich zu erhöhen, hätte dem Buch ein Register zur Reife verholfen.
Als das Buch in vorliegender Straffung 1954 herausgebracht wurde, war sein Autor, Otto Busdorf, wegen Verwicklung in Straftaten während des "Dritten Reiches" in der Haftanstalt Brandenburg-Görden. Dort starb er auch drei Jahre später. Weshalb in der Biografie auf S. 9 als Sterbeort das Zuchthaus Bautzen genannt erscheint, wo doch im dritten Band Erich Hobusch den richtigen Sterbeort von Busdorf in seiner ausgezeichnet recherchierten Biografie ausführlich benennt, bleibt rätselhaft.
Schade finde ich auch, dass der Verlag nicht den Mut hatte, Busdorfs Originalausgaben von 1928f oder wenigstens eine seiner Vorkriegs-Ausgaben zu reprinten. Im rechtlichen Sinne veraltet sind die diesbezüglichen Angaben von 1954 genauso wie die von 1928. Doch der Griff zum Original hätte den Vorteil der Zeitzeugenschaft. Bei der Fülle des Materials der einzelnen Geschichten wären die später vom Nachkriegs-Herausgeber hinzugefügten Fälle verzichtbar, oder einem Ergänzungs-Bande zuweisbar. Und bei der Lektüre fühlt sich der Leser zuweilen genasführt, wenn die Erzählungen von Busdorf, die dieser teilweise in der Ich-Form abfassen konnte, lückenlos an spätere Fälle gereiht sind, die von ihm selbst weder recherchiert noch herausgebracht sein konnten, weil Busdorf in dieser Zeit in den diversen Gefängnissen der Nazis bzw. später der Kommunisten einsaß. Insofern war Busdorf als Autor und Experte selbst "abgängig".
Es wird dem schon genannten dritten Band und seinem Verfasser, Erich Hobusch vorbehalten bleiben, die Suche nach ihm aufzunehmen.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Busdorf, Otto
Verfasser*innenangabe: von Otto Busdorf ; [Hrsg. von Erich Hobusch]
Jahr: 2003
Verlag: Melsungen, Neumann-Neudamm, J., AG
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GR.RM
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 3-7888-0823-3
Beschreibung: Jubiläumsausg., 773 S.
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Hobusch, Erich [Hrsg.]
Mediengruppe: Buch