Verlagstext:
Was diesen Band aus der Krisenliteratur zu Europa heraushebt, ist der spezifische Zugang: zehn brandaktuelle Fallstudien aus Kernstaaten der Europäischen Union, verfasst von namhaften Sozialwissenschaftlern aus den jeweiligen Ländern. Komplettiert durch eine Analyse der Politik der EU-Institutionen und Gewerkschaften. So wird deutlich, worauf es ankommt: Wie die unterschiedlichen Kapitalismusvarianten in Europa – einige in ihren Grundfesten – erschüttert wurden und weshalb ökonomischer und institutionell-politischer Wandel innerhalb und zwischen den Ländern sie weiter in der Krise halten. Hier liegt zugleich das Geheimnis für das Scheitern wie auch für den Triumph neoliberaler Ideen, Konzepte und Politik.
Stimmen zum Buch:
"[...] Die Finanzkrise hat u.a. zur Folge (dafür steht auch der hier besprochene Band), dass wieder über den Kapitalismus debattiert wird. Allerdings verkürzt sich diese Debatte vielfach zu Unrecht auf den ‚bösen’ Finanzkapitalismus. Wenn dieser zurück gedrängt werden kann, scheint wieder Wohlstand für alle möglich. Begreift man die gegenwärtige Politik der EU als Fortsetzung einer schon lange vor der Finanzkrise einsetzenden radikalen Ökonomisierung der Gesellschaft, die sich immer mehr und immer neue Verwertungsbereiche erschließt (Bildung, öffentliche Verwaltungen, soziale Dienste, medizinische Versorgung usw.) dann ist die Finanzkrise jedenfalls ein Mittel, das jetzt genutzt wird, in der Konkurrenz der europäischen Nationalstaaten mehr Kapitalproduktivität und -rentabilität durchzusetzen. Eine Kritik des Finanzkapitalismus ohne eine Kritik der diesem zugrunde liegenden politischen Ökonomie erweist sich nicht nur als verkürzt, sondern auch als ideologisierend. Die Beiträge des Sammelbandes veranschaulichen überzeugend den Weg, den Europas Staaten in der Finanzkrise gehen. Sie weisen damit über die offenbar von vielen der AutorInnen geglaubte Notwendigkeit einer lediglich veränderten Fiskal- und Wirtschaftspolitik hinaus."
Quelle: Heinz-Jürgen Dahme, socialnet.de
/ AUS DEM INHALT: / / / Steffen Lehndorff
Ein Triumph gescheiterter Ideen - Einleitung 7 / Dominique Anxo
Von einer Krise zur nächsten 36
Das schwedische Modell in turbulenten Zeiten / Damian Grimshaw/Jill Rubery
Die Befestigung des Neoliberalismus 50
Krise und Austerität in Großbritannien / James Wickham
Nach dem Ende der Party 69
Das irische Beschäftigungsmodell und die Paradoxien des Nicht-Lernens
Steffen Lehndorff
Vom kranken Mann zur schwäbischen Hausfrau 89
Die neue Karriere des "Modells Deutschland" / Florence Jany-Catrice/Michel Lallement
Die Verschärfung der sozialen Ungleichheit 120
Frankreich unter dem Druck der Krise / Christoph Hermann/Jörg Flecker
Die Luft wird dünner 134
Das österreichische Modell in der Finanz- und Wirtschaftskrise / Andräs Töth/Läszlö Neumann/Hortenzia Hosszü
Die konservative Revolution und ihre Widersprüche 149
Ungarns Leidensgeschichte / Maria Karamessini
Der Neoliberalismus statuiert ein Exempel 165
Die griechische Tragödie / Annamaria Simonazzi
Chronik einer angekündigten Krise
Italien und seine Hausaufgaben 190 / Josep Banyuls/Albert Recio
Der Albtraum des mediterranen Neoliberalismus 207
Spanien nach dem Scheitern des "dritten Weges" / Hans-Jürgen Urban
Krisen-Korporatismus und gewerkschaftliche Revitalisierung
in Europa 226 / Janine Leschke/Sotiria Theodoropoulou/Andrew Watt
Die "neue wirtschaftspolitische Steuerung" auf EU-Ebene 247