Die griechisch-serbische Freundschaft während der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre.
Das Ende des Kalten Krieges und der Ausbruch der Jugoslawienkriege stellten eine Phase grundlegenden Umbruchs in Südosteuropa dar. Die 1990er Jahre führten aber nicht nur im vormals staatssozialistischen östlichen Europa zu vielfältigen Neuorientierungen, sondern auch beim NATO- und EG-Mitglied Griechenland. Als eine signifikante Erscheinung dieser Prozesse lässt sich die griechisch-serbische Freundschaft bezeichnen. Die im öffentlichen Diskurs verbreitete Berufung auf die »traditionell guten Beziehungen« und die »Schicksalsgemeinschaft« von Serben und Griechen wurde dabei vor allem mit der Glaubensbrüderschaft in der Orthodoxie und der Waffenbrüderschaft in verschiedenen Kriegen begründet.
Ru¿a Fotiadis erkundet die Wirkungsmacht und das Spannungsverhältnis von Freundschaft und Feindschaft im internationalen Kontext. Auf einer breiten Quellenbasis beleuchtet sie dabei die griechisch-serbischen Beziehungen und analysiert in verflechtungs- und emotionsgeschichtlicher Perspektive Vergangenheitsauffassungen und Gegenwartsdeutungen vor dem Hintergrund der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
I. Einleitung.............................................................................. 7
1. Forschungsstand............................................................................. 12
2. Forschungsperspektive................................................................. 31
3. Quellen und Aufbau der Arbeit ................................................ 40
II. »Unsere Freunde, unsere Brüder«: Die griechisch-serbische
Freundschaft in historischer Perspektive............................. 42
1. Freundschaft in internationalen Beziehungen............................. 43
2. Konjunkturen der griechisch-serbischen Freundschaft........... 47
2.1. Griechisch-serbische Beziehungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert:
Grundlegungen von Freundschaft und Feindschaft............................. 50
2.2. Türkenfreunde und Slawenhasser: Serbische Griechenbilder............. 53
2.3. Christenbrüder und Pseudofreunde: Griechische Serbenbilder .... 58
2.4. Alter Freund in neuem Gewand, neuer Feind in alter Gestalt:
Griechenland und Jugoslawien................................................................ 65
2.5. Kalte Krieger: Slawokommunisten und Monarchofaschisten............. 67
2.6. Gegner und Genossen, Gefährten und Gefährder................................ 75
3. Brüderlichkeit und Uneinigkeit: Das Ende Jugoslawiens
als »Beginn einer wunderbaren Freundschaft«?.......................... 84
III. Alte und neue Fronten: Das Erbe des Ersten Weltkrieges
und der Ausbruch derJugoslawienkriege........................... 91
1. »Dort in der Ferne, aber immer nahe«:
Erben und Erinnerungen des Ersten Weltkrieges .................... 95
2. Korfu, »die Insel der Rettung und des Sieges«:
Die Erschaffung eines griechisch-serbischen Erinnerungsortes 106
3. »Ein offenes Fenster nach Europa«:
Die transnationalen Kontakte der Veteranenverbände.............. 129
4. »Der Störsender«: Die Makedonien-Problematik...................... 146
5. »Die Macht bittet den Herrgott nicht«:
Im Athos-Kloster Hilandar........................................................... 157
IV. Glaubensbrüder und Globalisierungsgegner:
Der Krieg in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo..........174
1. Friedensstifter und Kriegstreiber: Der jugoslawische
Staatszerfall und die griechisch-serbischen Beziehungen .... 178
1.1. Zwischen Belgrad und Brüssel: Griechenland
im Jugoslawienkonflikt............................................................................... 180
1.2. Belgrad und Athen: »Gemeinsam einsam«?............................................ 189
1.3. Im Balkandreieck zwischen Belgrad, Skopje und Athen.........................204
2. Im Krieg an allen Fronten: Mit Kamera und Kalaschnikow . . 211
2.1. Kriegsgeometrie: Von orthodoxen Achsen und islamischen Bögen . . 213
2.2. Brüder im Glauben und an den Waffen.................................................. 223
2.3. Kosovo: Vereint im Kampf gegen die »Neue Weltordnung«
und »die Reiter der Apokalypse«...............................................................242
3. »Sind wir auch Brüder, so sind unsere Geldbörsen keine
Schwestern«: Freundschaft und ihre Frakturen............................253
3.1. Eurobasket 1995: »Ein unorthodoxer Angriff
unserer orthodoxen Verbündeten«............................................................253
3.2. Visa: Zwischen Freunde passt kein Blatt Papier......................................258
3.3. Devisen: Wirtschaften in Zeiten der Krise............................................... 263
4. Von Vereinsfreunden, Gastfamilien und Bruderstädten........... 267
4.1. Griechisch-serbische Freundschaftsvereine...............................................268
4.2. Griechische Eltern und ihre serbischen Kinder......................................274
4.3. Serbien am Meer: Griechisch-serbische Städtepartnerschaften .... 280
V. Schlussbetrachtung: Freunde, Brüder, Nachbarn...............285
Danksagung..................................................................................290
Quellen- und Literaturverzeichnis............................................. 292