Wie gelingt es dem Kapital, das gesellschaftliche Leben im Griff zu behalten? Wie ist es überhaupt möglich, dass eine Gesellschaftsordnung, die dermaßen krisenanfällig und lebensfeindlich ist, über Jahrhunderte hinweg bestehen konnte? Es besteht kein Zweifel, dass der Kapitalismus ohne die ständige Präsenz ideologischer und repressiver Macht unmöglich wäre. Aber zur Macht des Kapitals gehört mehr als das, nämlich eine Form der Macht, die genauso brutal, unerbittlich und rücksichtslos wirkt wie offene Gewalt: der »stumme Zwang« oder, wie Søren Mau sie nennt, die »ökonomische Macht«, eine unpersönliche, abstrakte und anonyme Form von Macht, die in den ökonomischen Prozessen selbst verankert ist, statt sie äußerlich zu ergänzen.
Ausgehend von einer genauen Lektüre und einer kritischen Rekonstruktion der unvollendeten Kritik der politischen Ökonomie von Marx bürstet Søren Mau diverse Machttheorien gegen den Strich und veranschaulicht seine Thesen anhand konkreter historischer Entwicklungen. (Verlagstext)
Inhalt
Vorwort 11
von Michael Heinrich
Einleitung 15
Die Macht der Gewalt, der Ideologie und der Ökonomie 16
Die Ökonomie: ein System der Herrschaft 18
Die Ökonomie in der Gesellschaftstheorie 22
Die unvollendete Kritik von Marx 24
Das Wesen des Kapitalismus 25
Abstraktionen 28
Überblick 30
Teil I: Bedingungen 33
1 Macht und Kapital - die Begrifflichkeit 34
Macht, Herrschaft, Gewalt 34
Der Begriff der Macht 38
Foucault 41
Kapital: eine soziale Logik 47
Ist das Kapital ein Subjekt? 49
Kapital als emergente Eigenschaft 53
2 Marxismus und Macht 58
Historischer Materialismus 58
Staatstheorien 61
Ideologietheorien 68
Theorien der ökonomischen Macht 73
3 Die soziale Ontologie der ökonomischen Macht 79
Die Notwendigkeit einer sozialen Ontologie 79
Relationen und Relata 82
Das menschliche Wesen 84
Eine romantische Kritik der Entfremdung 89
Abrechnungen 92
4 Die körperliche Organisation des Menschen 97
Stoffwechsel und Bedürfnisse 98
Die Struktur des menschlichen Körpers 1OO
Gesellschaftliche Werkzeugmacherinnen 104
Die ursprüngliche Spaltung 108
5 Stoffwechselmacht 111
Weisen, Verhältnisse, Kräfte, Geschichte 113
Die Bedeutung des Materialismus 116
Wie Mehrarbeit herausgepumpt wird 121
Teil II: Beziehungen 127
6 Transzendentale Klassenherrschaft 128
Die Erzeugung von Abhängigkeit 128
Der Begriff der Klasse 131
Proletarierinnen und Arbeiterinnen 134
Transzendentale Verschuldung 138
Unpersönliche Klassenherrschaft 140
Einheit-in-Trennung 143
Transzendentale Macht 145
Ein biopolitischer Bruch 147
7 Kapitalismus und Differenz 155
Das notwendige Außen 157
Was bezeichnet der Name »Frau«? 160
Methode und Politik 164
Kapital und Rassismus 169
Die Produktion von Differenz 173
8 Die universelle Macht des Werts 176
Horizontale Beziehungen 177
Wert ist Form 179
Wert ist Herrschaft 183
Was ist Fetischismus? 189
Postones Interpretation 196
9 Wert, Klasse und Konkurrenz 201
Das Verschwinden der Klasse 202
Kein Wert ohne Klasse 203
Rückkehr zur Klasse 206
Verschieden, aber zusammenhängend 208
Systematische Konfusion 212
Der Vollstrecker 215
Feindliche Brüder 218
Teil III: Dynamik 221
10 Die Despotie der Subsumtion 222
Die Einheit von Anarchie und Despotie 223
Persönlich oder unpersönlich? 227
Subsumtion: formell und reell 230
Körperliche Kalibrierung 234
Die Herrschaft der abstrakten Zeit 237
Die Umstrukturierung von Qualifikationen 239
»Eine sie beherrschende Einheit« 243
Die totale Subsumtion von allem? 246
11 Die kapitalistische Umgestaltung der Natur 249
Die reelle Subsumtion der Natur 249
Vom Wasser über Kohle zum Erdöl 252
Die reelle Subsumtion der Landwirtschaft 254
Agrartechnologien 256
Landwirtschaftliche Arbeitsteilung 262
Die globale Expansion der kapitalistischen Landwirtschaft 265
12 Logistische Macht 268
Marx zur Logistik 270
Die logistische Revolution 272
Logistik als Gewalt 276
Logistik als Biopolitik 278
Logistik als stummer Zwang 280
Engpässe 283
Die Produktion des Kapitalismus 287
13 Überschussbevölkerung und Krise 290
Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation 290
Überschussbevölkerung als ein Mechanismus der Herrschaft 294
Die Ursachen der Krisen 297
Krisen als eine Quelle der Macht 301
Eine Weise der Ausgleichung 304
Negation als Bedingung 308
Fazit 313
Anhang 320
Literatur 321
Siglen 321
Monografien und Aufsätze 321
Danksagung 358