(I-20/10-C3) (G ZWs / KL)
Zhao Tingyang gilt als einer der bedeutendsten chinesischen Philosophen der Gegenwart. Mit diesem Hauptwerk liegen nun seine Überlegungen zu einer neuen politischen Weltordnung erstmals in deutscher Übersetzung vor. Sie basieren auf dem alten chinesischen Prinzip des tianxia ¿ der Inklusion aller unter einem Himmel. In Auseinandersetzung mit okzidentalen Theorien des Staates und des Friedens von Hobbes über Kant bis Habermas sowie unter Rückgriff auf die Geschichtswissenschaft, die Ökonomie und die Spieltheorie eröffnet uns Zhao einen höchst originellen Blick auf die Konzeption der Universalität. Ein wegweisendes Buch, auch um Chinas aktuelles weltpolitisches Denken zu verstehen.
REZENSION: "Ist Zhao Tingyang also nur ein linientreuer Philosoph, der die chinesische Staatsdoktrin propagiert? Fragen zur aktuellen Politik, ob zu Expansionsbestrebungen Chinas, zum Handelsstreit mit den USA oder zur Menschenrechtslage, beantwortet er nicht. Er sei ja nur Theoretiker:
"Die Wirklichkeit ist viel zu kompliziert und zu detailreich. Ich habe nicht genug Informationen darüber, was passiert. Selten gehe ich nach draußen. Ich halte also Abstand zur Wirklichkeit."
Ob das Selbstbild vom kauzigen Einsiedler stimmt oder nur ein Vorwand ist, um politische Äußerungen und mögliche Probleme zu Hause in China zu vermeiden, sei einmal dahingestellt. Sicher aber ist, dass Zhaos Buch kein großer Wurf ist. ¿Alles unter dem Himmel¿ wirkt nicht wie ein erhellendes, für die Befriedung der Welt praktikables Prinzip, sondern gerade aufgrund des alles einschließenden Charakters wie ein leeres Zauberwort. Was bleibt, ist das Misstrauen gegenüber dem Volk und ein hierarchisches Modell, das, so Stefan Gosepath, auf einen ¿weisen Staatenlenker¿ setzt:
"Wenn man das jetzt auch noch auf die Welt übertragen soll, und ich glaube, das steckt dahinter, China nachher als die Weltmacht, die die Welt regiert, dann wissen wir natürlich, dass wir diejenigen sind, die geführt werden sollen. Zu unserem Besten. Aber was unser Bestes ist, dürfen wir nicht mitbestimmen. Damit habe ich ein Problem."
Mittlerweile ¿ das findet sich allerdings nicht mehr in der deutschen Ausgabe des Buchs - will Zhao das Volk nur noch teilweise entmündigen. Ihm schwebt als Staatsform eine Mischung aus Demokratie und Aristokratie vor. Das Volk stimme in einer ersten Wahl darüber ab, was es alles wolle. Danach würden ein natur- und ein geisteswissenschaftliches Komitee entscheiden, was davon das Volk tatsächlich bekomme. Auf die zentrale Frage, wer die Wissenschaftler auswählt und nach welchen Kriterien, hat Zhao allerdings noch keine Antwort. Aber es bleibt ihm ja noch Zeit zum Nachbessern unter diesem Himmel." aus deutschlandfunkkultur - vollständige Rezension siehe Link
Inhalt / / Anmerkung des Übersetzers 7 / Vorwort . 9 / Einführung: Die Neudefinition des Politischen durch das / Tianxia 13 / 1. Die Welt als politisches Subjekt . 13 / 2. Die schlechteste und die beste aller möglichen Welten 17 / 3. Entitäten des Politischen 21 / 4. Die Inklusion der Welt und die Souveränität der Welt 26 / 5. Relationale Rationalität . 36 / 6. Ein neuer Ausgangspunkt des Politischen 48 / 1. Kapitel: Die Geschichte des Tianxia-Konzepts . 50 / 1. Die Welt als Ausgangspunkt der Politik 50 / 2. Die dreifach geschichtete Welt des Tianxia . 59 / 3. Übereinstimmung mit dem Himmel 61 / 4. Die Institutionen des Tianxia-Systems . 66 / 5. Allumfassenheit 71 / 6. Der Isomorphismus von Sippe und Tianxia 75 / 7. Das Mandat des Himmels . 83 / 8. Tugend und Kompatibilität 97 / 9. Warum können gute Ordnungen zusammenbrechen? 110 / 10. Das Tianxia als Methodologie . 118 / 2. Kapitel: Das in China verborgene Tianxia 122 / 1. Das Mahlstrom-Modell . 122 / 2. Die Miniaturausgabe des Tianxia . 136 / 3. Der Kampf um die Herrschaft über die Zentralebene: / Die »Jagd auf den Hirschen« . 156 / 4. Sein durch Veränderung 179 / 3. Kapitel: Gegenwart und Zukunft des Tianxia . 181 / 1. Die Weltgeschichte hat noch nicht begonnen . 181 / 2. Die Frage Kants und die Frage Huntingtons 189 / / / 3. Zwei Arten der Externalität: / die natürliche und die konstruierte 196 / 4. Grenzen und Allumfassenheit 204 / 5. Die materiellen Voraussetzungen eines neuen Tianxia 213 / 6. Ein Wörterbuch des neuen Tianxia . 227 / Anmerkungen 241 / Namenregister . 265