(I-22/18-C3) (GM ZWs / SC,FP)
Kinderarmut geht uns alle an. Daher provoziert die Armut von Kindern gerade angesichts des gesellschaftlichen Reichtums Widerspruch und Widerstand. Ihre Armut verletzt nicht nur fundamentale Rechte. Sie nützt auch niemandem. Ihre Kosten sind höher als alle Einsparungen mittels der Verweigerung von Teilhabe. Es handelt sich um eine gesellschaftliche Desinvestition. In der Erzählung der Proponenten einer vermarktlichten Wettbewerbsgesellschaft gilt die Armut von Kindern als Kollateralschaden der Marktinkompetenz ihrer Eltern. Dem populistisch-konservativen Zeitgeist gilt die soziale Inklusion von Kindern nicht als gesellschaftliche Verpflichtung, sondern als private, elterliche Verantwortung. Auf diese Weise wurde sie im Diskurs des politischen Personals erfolgreich zum Verschwinden gebracht. Dem will der vorliegende Band entgegentreten und die Maßverhältnisse der Kinderarmut offen legen. Gezeigt wird nicht nur, was wir über die Ursachen und Wirkungen der Armut von Kindern und Jugendlichen wissen. Gezeigt wird auch, dass die bloß beschreibende, quantitativ orientierte Erörterung der Kinderarmut durch eine Darstellung des Armutserlebens im Kind erweitert werden muss. Soll die Armut von Kindern nachhaltig zurückgedrängt und beseitigt werden, so muss sie durch die Augen des Kindes gesehen und verstanden werden.
Inhalt
1. Markierungspunkte der Kinderarmut 9
1.1. Konj unkturen und Zugänge 14
1.1.1. Konjunkturen der Kinderarmutsforschung 14
1.1.2. Relative Deprivation 17
1.2.3. Ganzheitliche Lebenslageorientierung 20
1.2. Perspektiven auf die Armut der Kinder 25
1.2.1. Außenperspektiven auf die Lebenslage 25
1.2.2. Innenperspektiven auf die Lebenslage 31
1.2.3. Kinder- und Familienarmut 35
1.2.4. Bewältigungspraktiken von Eltern 38
1.2.4.1. Normative Anforderungen 39
1.2.4.2. Bewältigungsstrategien 40
1.2.4.3. Intergenerationale Transfers 43
1.2.5. Bewältigungspraktiken von Kindern 45
1.2.5.1. Sozialisation in Armut 45
1.2.5.2. Bewältigung von Armut 47
1.3. Kinderarmutspolitik 48
1.3.1. Politik der Ausgrenzung 49
1.3.2. Armutspolitische Diskurse 53
1.4. Materielle Teilhabe 55
1.4.1. Wohnversorgung 56
1.4.2. Ernährung 58
1.4.2.1. Ernährungspraktiken 60
1.4.2.2. Folgen für die physische Entwicklung 60
1.4.2.3. Folgen für die kognitive Entwicklung 61
1.4.3. Bekleidung 62
1.4.4. Urlaub 63
1.5. Soziale Teilhabe 64
1.5.1. Soziales Netzwerk 64
1.5.2. Vereinswesen 66
1.5.3. Inanspruchnahme von Hilfeangeboten 66
1.6. Bildungsteilhabe 67
1.6.1. Blockierte Bildungsbeteiligung 68
1.6.2. Schulversagen 70
1.6.3. Dynamik der Bildungsbenachteiligung 71
1.6.4. Vererbte Bildungsungleichheiten 74
1.7. Gesundheit 75
1.7.1. Physisches Wohlbefinden 78
1.7.1.1. Subjektiv empfundener Gesundheitszustand 80
1.7.1.2. Chronifizierte Morbidität 80
1.7.1.3. Suchtmittelkonsum 81
1.7.1.4. Sportliche Aktivitäten 82
1.7.1.5. Adipositas 82
1.7.1.6. Unfallgefährdung 84
1-7.1.7. Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen 85
1.7.2. Psychisches Wohlbefinden 85
1.7.2.1. Emotionale Belastungen 86
1.7.2.2. Depressionen 90
1.7.3. Gewalt gegen Kinder 92
2. Vermessung der Kinderarmut 94
2.1. Definition und Konstruktion der Kinderarmut 97
2.1.1. Methodische Herausforderungen 97
2.1.1.1. Definition von Kindheit und Jugend 97
2.1.1.1. Konkurrierende Herangehensweisen 98
2.1.1.2. Erfassung der Kinder(bedarfe) 99
2.1.2. Armutsschwellen und soziale Ausgrenzung 101
2.1.2.1. Relative Deprivation 102
2.1.2.2. Schwelle der bekämpften Armut 103
2.1.2.3. Referenzbudgets 104
2.1.2.4. Erhebliche materielle Deprivation 105
2.1.3. Ein mehrdimensionaler Kinderarmutsbegriff 106
2.1.3.1. Spielraum- und Handlungskonzept 107
2.1.3.2. Capabilities-Konzept 108
2.1.3.3. Lebenslagen-Konzept 109
2.1.3.4. Kapitalsorten-Ansatz 112
2.1.3.5. Beziehungsansatz 103
2.1.3.6. UNICEF-Deprivationsindex 116
2.1.3.7. Kindzentrierter Armutsbegriff 117
2.2. Kinderarmut in Europa 121
2.2.1. Verteilung der Kinderarmut 122
2.2.2. Regionale Verteilung 124
2.3. Kinderarmut in Österreich 125
2.3.1. Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung 128
2.3.1.1. Armutsgefährdung 129
2.3.1.2. Ausgrenzungsgefährdung 129
2.3.1.3. Bekämpfte Armut 131
2.3.2. Ursachen 132
2.3.2.1. Einkommensarmut 133
2.3.2.2. Transferarmut 135
2.3.2.3. Infrastrukturarmut 136
2.3.2.4. Schwache Bildungsbeteiligung 136
2.3.2.5. Non-Take-Up 137
2.4. Risikogruppen 139
2.4.1. Alleinerziehende 139
2.4.2. Mehrkindfamilien 141
2.4.3. Migrationshintergrund 142
2.5. Dauer und Vererbung der Kinderarmut 143
2.5.1. Dauerhaftigkeit der Armutsbetroffenheit 144
2.5.1.1. Passagere Kinderarmut 148
2.5.1.2. Abstiege und Aufstiege 152
2.5.1.3. Dauerhafte Armutsgefährdung 154
2.5.1.4. Lebenslauf in Armut 155
2.5.2. Vererbung von Armut - einmal arm, immer arm? 157
2.5.2.1. Faktoren der Vererbung 158
2.5.2.2. Dynamik der Vererbung 159
2.6. Resilienz 160
2.6.1. Schutzfaktoren 162
2.6.2. Interventionen 163
3. Gesellschaftstheorie der Kinderarmut 166
3.1. Theorie der Kindheit und Adoleszenz 167
3.1.1. Kindheit 167
3.1.2. Adoleszenz 172
3.2. Von Kinderarmut zu geschütztem Lebensalter und zurück 175
3.2.1. Die Kinder der Hintersassen 178
3.2.2. Bürgerliche Kindheit als geschützte Lebenswelt 180
3.2.3. Kinderarmut im Frühkapitalismus 181
3.2.4. Kinderarmut im organisierten Kapitalismus 182
3.2.5. Kinderarmut im Fordismus 184
3.2.6. Kinderarmut im neoliberalen Postfordismus 185
3.2.7. Exklusion als Krisenlösung 187
3.7.2.1. Was meint Exklusion? 188
3.2.7.2. Exklusion als zwangsweise Einschließung 189
3.2.7.3. Bekämpfung der armen Eltern armer Kinder 190
3.2.7.4. Triebfedern 191
3.3. Lebensbedingungen der Überflüssigen 193
3.3.1. Überflüssige und Verworfene 194
3.3.2. Verarbeitungsformen der Überflüssigkeit 202
4. Perspektiven der Kinderarmutsbekämpfung 206
4.1. Themenkonjunktur 207
4.2. Sozialpolitische Interventionen 210
4.2.1. Armutsbekämpfung als Politikfeld 210
4.2.2. Investiver Wohlfahrtsstaat 212
4.2.3. Welfare-Mix 214
4.2.4. Kinder-Grundsicherung 214
5. Literaturverzeichnis 217