»Schon heute lässt sich sagen, dass die Arbeit von Alba Polo für das Feld einer qualitativ-orientierten und narrationstheoretisch inspirierten Entwicklungspsychologie ein wichtiger Beitrag ist und deren weitere Konturierung und Ausarbeitung bereichert.« Prof. Dr. Günter Mey Trotz zahlloser Untersuchungen zur Adoleszenz gibt es bis heute kaum wissenschaftliche Studien zur Vater-Tochter-Beziehung in dieser entscheidenden Entwicklungsphase. In biografischen Interviews mit Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren untersucht die vorliegende Arbeit die Bedeutung der Vaterfigur für die Entwicklung weiblicher Adoleszenter. Das subjektive und unbewusste Erleben steht dabei im Zentrum: Wie nehmen Mädchen ihren Vater wahr? Welche Wünsche und Ängste äußern sie ihm gegenüber? Methodisch integriert die Autorin Erzählforschung und Psychoanalyse zu einem intersubjektiven Forschungsansatz und begründet ein Verfahren der Übertragungsanalyse: Auf feinsprachlicher Ebene weist sie nach, wie die Adoleszenten unbewusste Konflikte und Identifizierungen in die Interaktion mit ihr als Interviewerin übertragen. Das Resultat der Untersuchung sind drei konflikthafte »Identitätsfacetten« der Adoleszenten in Bezug auf ihren Vater: Verbundenheit, Selbstbehauptung und Privilegierung.
Inhalt
Vorwort 11
Danke 15
Mitten hinein 17
I Theorie 29
1. Die weibliche Adoleszenz und der Vater
in Theorie und Forschung 29
1.1 Verbundenheit oder Ablösung?
Psychoanalyse der Adoleszenz 35
1.2 Rückblende: das Mädchen und der Vater 48
1.3 Psychoanalyse der weiblichen Adoleszenz 55
1.4 Empirische Studien -
Der Vater in der weiblichen Adoleszenz 68
2. Desiderata entwicklungspsychologischer
Forschung in der Adoleszenz 84
3. Theorie der Methoden: intersubjektive Erkenntnis 90
3.1 Psychoanalyse als qualitative Sozialforschung 91
3.2 Der bedeutsame Andere 95
3.3 Übertragung 98
3.4 Identität erzählen und erschaffen 103
3.5 Biografisches Erzählen in der Adoleszenz 123
3.6 Narrative Performanz - Psychoanalyse wider Wissen 127
4. Der intendierte Hörer 135
II Der Zugang 145
1. Fragen und Ziele der Studie 145
2. Rekrutierung und Stichprobe 148
3. Durchführung der Interviews 152
4. Datenmaterial 159
5. Praxis der Erzähl- und der Positionierungsanalyse 163
5.1 Positionierungsanalyse 164
5.2 Diskursive Hinweise auf Übertragungsprozesse 178
5.3 Die Erzählanalyse JAKOB 186
5.4 Das Übertragungsangebot und der narrative Konflikt 200
6. Fallstruktur und fallübergreifende Dilemmas 202
6.1 Erarbeitung der Fallstruktur 202
6.2 Fallübergreifende Kategorienbildung 204
7. Gütekriterien 205
III Der Vater des Sprechens 209
1. Teresa - Falldarstellung 211
1.1 Initialpassage: Vater beschenkt mich 212
1.2 Ausschnitt 2: Im Land draussen 216
1.3 Fliegen mit dem Papi 222
1.4 Baden mit dem Papi 227
1.5 Krach im Computerraum 230
1.6 Verbot für den Bruder 238
1.7 Beschreibung des Vaters 241
1.8 Vater brennt eine CD 242
1.9 Ballett-Wettbewerb ohne den Vater 245
1.10 Taxi 247
1.11 Motivation für das Interview und Schluss 250
1.12 Teresa: Diskussion 252
2. Ouvertüren 257
2.1 Lea: Vater ist ausgezogen 258
2.2 Helene: Extrem viel für uns 270
2.3 Sofia: Vater ist unterwegs 279
2.4 Nicole: Vater ermöglicht 290
2.5 Almira: Immer für uns da 301
2.6 Tanja: Vater ist der Grösste 314
2.7 Lara: Vater nimmt mich, wie ich bin 324
2.8 Nina: Die Frau an Vaters Seite 331
2.9 Angela: Eine intensive Beziehung 342
3. Zwischenbilanz: Guter Vater-böser Vater 352
IV Erzählungen 379
1. Verbundenheit 381
1.1 Verbundenheit in der Kindheit 381
1.2 Verbundenheit in der Adoleszenz 390
1.3 Zusammenfassung: Das Dilemma derVerbundenheit 402
2. Selbstbehauptung 407
2.1 Selbstbehauptung in der Kindheit 408
2.2 Selbstbehauptung in der Adoleszenz 410
2.3 Zusammenfassung: Das Dilemma der Selbstbehauptung 424
9
3. Privilegierung 428
3.1 Der Vater auserwählt die Tochter 430
3.2 Die Tochter auserwählt den Vater 449
3.3 Zusammenfassung: auserwählte Töchter und Väter 452
3.4 Der Vater weist die Tochter ab 458
3.5 Die Tochter weist den Vater ab 458
3.6 Zusammenfassung: Zurückweisung und Beschämung 474
V Diskussion 4SI
VI Ausblick 495
Literatur 499
Anhang 511
1. Verzeichnis der untersuchten Textausschnitte 511
2. Wunsch-, Angstthemen und Abwehrstrategien 513
3. Regeln der Transkription nach Mergenthaler (1992) 520