Klaus Grawe hat mit seinem Konzept einer allgemeinen Psychotherapie lebhafte Diskussionen ausgelöst. Mit diesem Buch geht er einen großen Schritt über seine bisherigen Arbeiten hinaus. Er legt eine in der empirischen Psychologie und den Neurowissenschaften fundierte Theorie der Psychotherapie vor und entwickelt daraus ein Modell für eine psychologisch begründete Therapiepraxis. Das Buch ist in Dialogform geschrieben. Eine Therapeutin, ein Therapieforscher und ein grundlagenwissenschaftlicher Psychologe führen drei aufeinander aufbauende Dialoge, in denen es zunächst um die Fragen geht, wie therapeutische Veränderungen zustandekommen und wie man die Wirkungsweise der Psychotherapie psychologisch verstehen kann. Auf dieser Grundlage wird im dritten Dialog eine psychologische Theorie der Psychotherapie entwickelt. Die praktische Verwirklichung dieser Vorstellungen wird an Hand eines Fallbeispiels beschrieben und in Form praktischer Anleitungen zur Indikationsstellung und Therapieplanung konkretisiert. Der Dialog endet mit Ausführungen dazu, wie Therapieausbildungen und die psychotherapeutische Versorgung auf der Basis des entwickelten psychologischen Therapiemodells verbessert werden könnten.
Inhaltsverzeichnis
1. Dialog
Wie kommen Veränderungen
durch Psychotherapie zustande?
Teil 1: Einstieg in den Dialog ................................................................. 3
1.1 Die Gesprächspartner stellen sich vor ........................................... 3
1.2 Veränderungen, die Rätsel aufgeben ............................................... 15
1.3 Das Phänomen schneller Besserungen zu Beginn einer Therapie 19
Teil 2: Psychotherapie unter der Erwartungs-mal-Wert-Perspektive 21
1.4 Die Veränderung von Erwartungen als allgemeines therapeutisches
Wirkprinzip ...................................................................................... 21
1.5 Placebo-Wirkungen und Erwartungsinduktion ............................ 26
1.6 Erwartungsinduktion und Ressourcenaktivierung ......................... 34
1.7 Das Zusammenspiel von allgemeinen und störungsspezifischen
Wirkprinzipien ................................................................................ 39
1.8 Die Bedeutung der Eigendynamik psychischer Störungen
am Beispiel der Agoraphobie ........................................................ 40
1.9 Die Bedeutung von Erwartungs-mal-Wert-Theorien
für das Verständnis der Wirkungsweise von Psychotherapie ... 46
1.10 Unterschiede in der Wirkungsweise bewältigungs-
und klärungsorientierter Therapien .................................................. 48
1.11 Therapie diesseits und jenseits des Rubikon ............................... 60
1.12 Therapeutische Effekte durch Aktivierung und Desaktivierung
von Intentionen ................................................................................ 67
1.13 Die Herausbildung und Realisierung von Intentionen als
Schwerpunkte klärungs- und bewältigungsorientierter Therapien 69
1.14 Psychotherapie als motivationaler Klärungsprozess
zur Herausbildung eindeutiger Intentionen .................................. 77
1.15 Der Prozessaspekt der motivationalen Klärung ............................ 80
Teil 3: Wirkprinzipien der Psychotherapie ...................................... 87
1.16 Das Wirkprinzip Intentionsrealisierung ......................................... 87
1.17 Das Wirkprinzip Intentionsveränderung ......................................... 89
1.18 Das Wirkprinzip prozessuale Aktivierung ...................................... 93
1.19 Das Wirkprinzip Ressourcenaktivierung ......................................... 95
1.20 Orientierung an Wirkprinzipien statt an Therapiemethoden ... 99
Teil 4: Psychotherapie unter der Konfliktperspektive .................. 103
1.21 Die therapeutische Relevanz motivationaler Konflikte ................ 103
1.22 Zur Bedeutung korrektiver emotionaler Erfahrungen
bezüglich unbewusster Konflikte .................................................. 107
1.23 Zur Wirkungsweise kognitiver Therapien
unter der Konfliktperspektive ........................................................ 109
1.24 Über das integrative Potential des kognitiven Therapieansatzes . 112
1.25 Zur Relevanz motivationaler Konflikte bei psychischen Störungen
am Beispiel der Agoraphobie ........................................................ 115
1.26 Konfliktdynamik als Aufgabe empirischer Forschung ................ 121
Teil 5: Psychotherapie unter der Beziehungsperspektive ............ 127
1.27 Über die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen
für die Psychotherapie .................................................................... 127
1.28 Die Therapiebeziehung unter dem Aspekt
der prozessualen Aktivierung ........................................................ 128
1.29 Die Therapiebeziehung unter der Problemperspektive ................ 130
1.30 Die Therapiebeziehung unter der Ressourcenperspektive .... 134
1.31 Über die interpersonale Natur des menschlichen Seelenlebens 136
1.32 Zur Wirkungsweise interpersonaler Therapien ............................ 139
1.33 Zur Wirkungsweise von Paartherapien ......................................... 141
1.34 Zur Wirkungsweise von Familientherapien ................................... 148
Teil 6: Zusammenfassung und Schlussfolgerungen ..................... 155
1.35 Über die prinzipielle Mehrfachbedeutung
des therapeutischen Geschehens und ihre Konsequenzen .... 155
1.36 Indikationsstellung und Fallkonzeption im Rahmen
einer allgemeinen Psychotherapie .................................................. 163
2. Dialog
Wie kann die Wirkungsweise von Psychotherapie psychologisch verstanden werden?
Oder: Grundlagen psychologischer Therapie
Teil 1: Das psychische Geschehen aus einer Systemperspektive 173
2.1 Erleben, Verhalten und unbewusste Prozesse in Psychologie
und Psychotherapie .......................................................................... 173
2.2 Eine Systemkonzeption des Zusammenwirkens
von Verhalten, Erleben und unbewussten Prozessen ................... 179
2.3 Das Zusammenspiel bewusster und unbewusster Prozesse
auf den höheren Regulationsebenen der psychischen Aktivität ....... 190
2.4 Über die Gleichzeitigkeit bewusster und unbewusster Prozesse und
ihre Bedeutung für die Sichtweise des psychischen Geschehens 195
2.5 Zur funktionalen Rolle der Bewusstheit psychischer Prozesse ........ 197
2.6 Verbindung der Systemkonzeption mit dem Rubikonmodell ........ 204
Teil 2: Grundlagen des Erlebens und Verhaltens ........................... 211
2.7 Wahrnehmung als aktiver Konstruktionsprozess ......................... 211
2.8 Die neuronalen Grundlagen von Wahrnehmungen ...................... 217
2.9 Keine Wahrnehmung ohne Wahrnehmungserwartungen ............. 223
2.10 Das Gedächtnis als Summe aller Erwartungen und Bereitschaften 229
2.11 Zur Unterscheidung verschiedener Gedächtnisarten ................... 231
2.12 Implizites und explizites Gedächtnis ........................................... 236
2.13 Zur unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeit auf das konzeptuelle und
implizite Gedächtnis und ihrer Relevanz für die Psychotherapie .......... 238
2.14 Zur therapeutischen Veränderung aktualisierter Gedächtnisinhalte 241
2.15 Implizites Wahrnehmen und Lernen ............................................... 245
2.16 Die Bedeutung von Konditionierungsprozessen
für die Psychotherapie .................................................................... 256
2.17 Veränderung als Emergenz neuer neuronaler Erregungsmuster ...... 264
2.18 Lernen unter dem Einfluss von Zielen ........................................ 269
2.19 Lernen in der Psychotherapie aus der Perspektive
von Erwartungs-mal-Wert-Theorien ............................................... 271
2.20 Neuronale Erregungsmuster als Grundlage
des psychischen Geschehens: Wie kann man sich das vorstellen? 277
2.21 Die emotionale Qualität des psychischen Geschehens ................ 285
2.22 Zur therapeutischen Veränderung von Emotionen ...................... 295
2.23 Zielbestimmte und emotionbestimmte Verhaltenssteuerung ..........298
2.24 Emotion und nonverbale Beziehungsregulation ............................ 300
2.25 Zur unterschiedlichen neuronalen Grundlage nonverbal-analoger
und verbal-digitaler Kommunikation ............................................ 304
2.26 Zur Bedeutung der nonverbalen Kommunikation
für die Psychotherapie .................................................................... 309
Teil 3: Determinanten des Erlebens und Verhaltens ..................... 329
2.27 Wer bestimmt im Seelenleben? ..................................................... 329
2.28 Motivationale Bereitschaften und Schemata ............................... 337
2.29 Zur Bedeutung motivationaler Schemata für die Psychotherapie 340
2.30 Zur therapeutischen Veränderung motivationaler Schemata .......... 342
2.31 Motivationale Schemata und Beziehungsschemata ...................... 352
2.32 Intentionale, Vermeidungs- und Konfliktschemata
und ihre Bedeutung für psychische Störungen ............................ 355
2.33 Wie kann die Gleichzeitigkeit mehrerer zielorientierter
psychischer Prozesse theoretisch gefasst werden? ...................... 372
2.34 Zwei Funktionsweisen der psychischen Aktivität
mit je eigenen Gesetzmässigkeiten:
Der implizite und der rationale Funktionsmodus ......................... 374
2.35 Was ist das Selbst? .......................................................................... 381
2.36 Menschliche Grundbedürfnisse als oberste Sollwerte
der psychischen Aktivität ................................................................. 383
2.37 Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle ......................... 385
2.38 Das Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung ............. 393
2.39 Das Bindungsbedürfnis .................................................................... 395
2.40 Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung ...................................... 411
2.41 Das Konsistenzprinzip und seine funktionale Bedeutung
im psychischen Geschehen .............................................................. 421
2.42 Mechanismen der Konsistenzsicherung ......................................... 426
2.43 Ein Funktionsmodell des psychischen Geschehens ...................... 438
Teil 4: Das seelische Geschehen
in einer dynamischen Entwicklungsperspektive ............... 453
2.44 Das Konzept der Selbstorganisation ............................................... 453
2.45 Das Konzept des Attraktors ........................................................... 457
2.46 Zur Funktion von Attraktoren im psychischen Geschehen .... 474
2.47 Zur Entwicklung und Veränderung psychischer Attraktoren .......... 482
2.48 Zur Eigenart und Verschiedenheit
der therapeutisch bedeutsamen Attraktoren ................................... 486
2.49 Motivationale Attraktoren .............................................................. 489
2.50 Emotionale Attraktoren .................................................................... 500
2.51 Psychische Störungen als Störungsattraktoren ............................ 502
2.52 Interpersonale Attraktoren .............................................................. 517
2.53 Zur Entwicklung und Behandlung psychischer
Störungen aus der Selbstorganisationsperspektive ...................... 518
3. Dialog
Ein psychologisches Therapiemodell
Teil 1: Eine psychologische Theorie der Psychotherapie ............ 531
Ein Wirkkomponentenmodell zur Erklärung
der Wirkungsweise von Psychotherapie
3.1 Von der Theorie zur Praxis ........................................................... 531
3.2 Verbesserung des Wohlbefindens
durch positive Kontrollerfahrungen ............................................... 533
3.3 Verbesserungen des Wohlbefindens
durch positive Beziehungserfahrungen ........................................ 537
3.4 Verbesserungen des Wohlbefindens
durch selbstwerterhöhende Erfahrungen ........................................ 539
3.5 Die erste Komponente wirksamer Psychotherapie:
Inkonsistenzreduktion durch Ressourcenaktivierung .................... 541
3.6 Die zweite Wirkkomponente der Psychotherapie: Destabilisierung
von Störungsattraktoren durch problemspezifische Interventionen 549
3.7 Die therapeutischen Funktionen der Ressourcenaktivierung .......... 554
3.8 Die dritte Wirkkomponente der Psychotherapie:
Inkonsistenzreduktion durch Veränderung motivationaler Schemata ............. 559
3.9 Inkonsistenzreduktion durch therapeutische Klärungsarbeit ... 560
3.10 Inkonsistenzreduktion durch korrektive Erfahrungen ................... 563
3.11 Inkonsistenz als Nährboden und Kontrollparameter
psychischer Störungen .................................................................... 570
3.12 Inkonsistenz und Komorbidität ..................................................... 573
3.13 Zur differentiellen Indikation störungszentrierter
und motivationsverändernder therapeutischer Vorgehensweisen .......... 580
3.14 Das Zusammenwirken der drei Wirkkomponenten
im realen Therapiegeschehen ........................................................... 581
3.15 Zum Stellenwert des Wirkkomponentenmodells
für die Therapiepraxis .................................................................... 588
Eine Systematik wirkungsrelativer Aspekte des Therapiegeschehens
3.16 Dimensionen und Perspektiven des Therapiegeschehens ............. 591
3.17 Zur Anwendung der Systematik auf einzelne Therapien ............. 596
3.18 Anwendung der Systematik auf die Phänomenwelt
der Psychotherapie .......................................................................... 600
3.19 Psychotherapie aus intrapersonaler Problemperspektive ............. 603
3.20 Psychotherapie aus interpersonaler Perspektive ............................ 618
Teil 2: Psychologische Therapie in der Praxis .............................. 622
Abklärung und Indikationsstellung
3.21 Über die Abklärung zur Indikationsstellung ................................... 622
3.22 Der Abklärungsprozess .................................................................... 630
Therapieplanung und -durchführung
3.23 Entwicklung eines massgeschneiderten Therapieplanes ............. 635
3.24 Schemaanalyse ................................................................................ 649
3.25 Konsistenzanalyse ............................................................................. 657
3.26 Fallbeispiel für eine psychologische Therapie ............................ 659
Ausbildung und Versorgung
3.27 Zur Identität psychologischer Therapeuten ................................... 691
3.28 Was macht einen guten Therapeuten aus? ................................... 693
3.29 Psychologische Therapie im Gesundheitswesen ......................... 710
Epilog
Epilog ........................................................................................................... 717
Literaturverzeichnis ............................................................................... 723
Autorenverzeichnis ............................................................................... 759
Sachwortverzeichnis ............................................................................ 769