Verlagstext:
Von Arbeit ordentlich leben zu können, hat sich in den letzten Jahren für viele Beschäftigte auch hierzulande als immer schwieriger herausgestellt. Dieses Problem ist jedoch kein spezifisch deutsches oder europäisches. Auch und bereits deutlich früher sehen sich viele ArbeitnehmerInnen in den USA einer fortschreitenden Prekarisierung ihres Lebens ausgesetzt. Prekarität ist jedoch – so zeigt die Autorin – nicht nur eine Frage geringer Bezahlung, sondern greift in die gesamte Lebensführung der Menschen ein und schränkt ihre gesellschaftliche Teihabe ein.
Wie kann vor diesem Hintergrund Handlungsfähigkeit entwickelt werden? Wie können Gewerkschaften diese Menschen erreichen, um kollektives Handeln zu initiieren und die Situation zu verbessern? Und wie müssen sie sich mit dieser Art von Beschäftigung auseinandersetzen? Notwendig ist sowohl eine veränderte Form der Gewerkschaftsarbeit als auch eine Veränderung der Gewerkschaften selbst, das wird in diesem Buch deutlich.
Catharina Schmalstieg fragt in ihrer Studie nach den Möglichkeiten neuer gewerkschaftlicher Organisierung und veränderter Handlungsmacht. Sie wählt für ihre Untersuchung einen ungewöhnlichen Ausgangspunkt: Sie beginnt bei den Beschäftigten und weitet von dort aus den Blickwinkel auf die Organisation selbst. Dass und wie kollektives Interessehandeln in prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen entstehen kann, wird in diesem Buch exemplarisch vorgeführt und von der Autorin mit dem Konzept einer Gewerkschaft als Handlungsplattform theoretisch eingefangen.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort 9
Einleitung: Prekarität und demokratische Teilhabe 11
Kapitel 1: Die Untersuchung
Grundlagen und Durchführung 16
1.1 Forschungsannahmen und Dimensionen der Analyse 16
1.2 Die Welt um uns herum begreifen:
Forschungskonzepte und theoretische Grundlagen 18
1.3 Kollektive Handlungsfähigkeit erweitern 21
1.4 Reflexive SoziologieMethodologische Überlegungen
zur Herangehensweise 33
1.5 Auf den Fall gekommen: Forschungsmethoden
und Zugang zum Forschungsfeld 36
IPrekarität der Arbeit und Lebensführung 45
Kapitel 2: Private Sicherheitsdienstleistungen in Kalifornien 46
2.1 Allgemeine Entwicklungen der Branche in den USA 46
2.2 Akteure im Feld privater Sicherheitsdienstleistungen
in Kalifornien 51
2.3 Dimensionen prekärer Arbeit im Bewachungsgewerbe 54
2.4 Sicherheitsdienste: Niedriglohntätigkeit
mit hohem Prekaritätsrisiko 66
Kapitel 3: Erfahrung von Subalternität
und bedrohte Handlungsfähigkeit 68
3.1 Sozialer Kontakt am Arbeitsplatz - Macht und Unterwerfung,
Willkür und Widerstand 68
3.2 Jenseits der Arbeit 75
Prekäre Wohnverhältnisse 75
Besondere Verwundbarkeit:
Mangelhafte Gesundheitsversorgung 82
Eingeschränkte Teilhabe 88
3.3 Selbstsicht der Sicherheitsdienstler 91
Zwischenbetrachtungen und Weiterentwicklung 99
Die Perspektive erweitern 105
IIGewerkschaftsarbeit im Niedriglohnsektor 107
Kapitel 4: "Stand for Security" - eine Gewerkschaftskampagne
in der San Francisco Bay Area 108
4.1 Kollektivverhandlungen im Bewachungsgewerbe 108
4.2 Handlungsfelder der Gewerkschaft und Verlauf
der Tarifauseinandersetzungen 115
4.3 Zwischenfazit 131
Kapitel 5: Handlungsfeld Mitglieder -
Mobilisierung, Partizipation, Mitbestimmung 134
5.1 Mitgliederarbeit der Gewerkschaft 136
Mitgliederpartizipation in der Gewerkschaftsarbeit 136
Rolle der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter 138
5.2 Gewerkschaft als Organisationsform
kollektiver Handlungsfähigkeit 141
Handlungsbereitschaft herstellen 141
Partizipationsmöglichkeiten und subjektive Erfahrungsund
Erkenntnisdimensionen 148
Kollektive Erfahrung organisieren -
kollektives Handeln ermöglichen 148
5.3 Perspektive der Mitglieder - Handlungsbereitschaft
und Motivationslagen 153
5.4 Fazit - Partizipation und Aktivierung von Organisationsmacht 162
Kapitel 6: Handlungsfeld Gemeinwesen - "Community" 166
6.1 Bündnisse, Kooperationen, Unterstützungsnetzwerke 167
Den Möglichkeitsraum der Gewerkschaft analysieren 168
Gewerkschaften als Unterstützungsnetzwerk 170
Netzwerke, Bündnisse und Kooperationen 178
6.2 Gewerkschaftsperspektiven auf Bündnispolitiken 194
6.3 Sichtweise der Mitglieder - Bedeutung der Bündnispolitiken 204
6.4 Sichtweise der Bündnispartner auf Bündnispolitiken 206
6.5 Fazit: Bündnisse und politische Netzwerke
als Machtressource 211
IIIPrekarität und kollektive Handlungs fähigkeit 219
Kapitel 7: Umfassende Prekarität -
Beiträge zur Prekaritätsforschung 220
7.1 Prekarität und kollektive Handlungsfähigkeit -
ein negativer Zusammenhang? 220
7.2 Umfassende Prekarität - Arbeit und Leben 221
Kapitel 8: Schlussfolgerungen für die Debatten
um gewerkschaftliche Erneuerung 224
8.1 Was heißt gewerkschaftliche Erneuerung? 224
Voraussetzungen und Möglichkeiten strategischer Wahl 224
Äußere Widerstände und innere Widersprüche 228
Strategien und Akteure verorten - den Möglichkeitsraum
analysieren: die Stakeholderanalyse 232
8.2 Verstehende Gewerkschaftsarbeit -
Organisierung "auf Augenhöhe" 233
8.3 Gewerkschaft als Handlungsplattform - zum Zusammenhang
von personaler und kollektiver Handlungsfähigkeit 237
Vorbedingungen kollektiver Handlungsfähigkeit 237
Vereinzelung und Erfahrung von Subalternität 238
Kollektive Handlungsfähigkeit als organisierte
Handlungsfähigkeit 240
8.4 Die Dialektik der Organisierung und das Verständnis
demokratischer Teilhabe 245
Partizipation und Führung 246
Partizipation ermöglichen - Handlungsfähigkeit fördern? 249
8.5 Exkurs: Bedeutung der Ergebnisse für Gewerkschaftserneuerung
in Deutschland 251
Kapitel 9: Mobilisierung von Machtressourcen -
Resultate, Fragen und Ausblick 256
9.1 Die Tarifkampagne im Licht des Machtressourcen-Ansatzes 256
9.2 Weiterentwicklung des Machtressourcen-Ansatzes 260
Fazit und Ausblick 264
Verzeichnisse 267
Literatur- und Quellenverzeichnis 271