Das Lehrbuch schlägt eine Brücke zwischen den "Neurowissenschaften" (theoretische und experimentelle Neurobiologie, Neurologie) und den "Psychowissenschaften" (Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie) und will dabei helfen, den jeweils anderen Disziplinen die wichtigsten und wissenschaftlich gesicherten Kenntnisse in verständlicher Form zu liefern.
Die Frage, wie sich psychisches Erleben und Gehirnvorgänge zueinander verhalten, galt lange als rätselhaft. In diesem Buch erfahren Sie aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass beide Bereiche eine unauflösliche Einheit bilden, auch wenn wir sie unterschiedlich erfahren und untersuchen. Diese Einheit stellen wir in der psychologisch-neurobiologischen Theorie und der psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis konkret dar. Wir behandeln die Prinzipien der neurobiologischen Erregungs- und Informationsverarbeitung, Aufbau und Funktion des limbischen Systems, die Entwicklung der Persönlichkeit und der dabei stattfindenden günstig oder ungünstig verlaufenden Interaktion genetisch-epigenetischer Faktoren und vorgeburtlich sowie nachgeburtlich stattfindender Umwelteinflüssen. Auf dieser Grundlage erfolgt die beispielhafte Darstellung wichtiger psychischer Störungen wie Suchterkrankungen, schizophrene Störungen, affektive Störungen sowie Angststörungen. In der Nachfolge des bedeutenden Psychotherapeuten Klaus Grawe wird schließlich in das, Konzept der "Neuropsychotherapie" eingeführt und gezeigt, warum Psychotherapie und Neurobiologie zusammengehören, und sich gegenseitig bereichern können. Unser psychoneurowissenschaftlicher Ansatz zeichnet ein Menschenbild, das nicht auf Gegensätzen, sondern einer Integration von Psyche, Gehirn, Verhalten und Erleben beruht.
Inhaltsverzeichnis / / 1 Die Suche nach der Natur der Seele. 1 / Gerhard Roth, Andreas Heinz und Henrik Walter / Literatur 13 / / 2 Die funktionelle Neuroanatomie des limbischen Systems 15 / Ursula Dicke / 2.1 Das limbische System. 16 / 2.1.1 Septale Region. 18 / 2.1.2 Amygdala 20 / 2.1.3 Hippocampale Formation. 27 / 2.1.4 Basalganglien und mesolimbisches System. 29 / 2.1.5 Thalamus 32 / 2.1.6 Hypothalamus. 34 / 2.1.7 Limbischer Hirnstamm. 37 / 2.2 Limbische Cortexareale. 43 / 2.2.1 Orbitofrontaler Cortex. 44 / 2.2.2 Zingulärer Cortex 47 / 2.2.3 Insularer Cortex. 49 / Literatur 54 / / 3 Neuro- und Psychopharmakologie. 63 / Michael Koch / 3.1 Aufbau der chemischen Synapse und Transmitterfreisetzung 64 / 3.2 Transmitterrezeptoren. 67 / 3.3 Regulation der Transmitterfreisetzung durch präsynaptische Auto- und Heterorezeptoren 68 / 3.4 Acetylcholin. 69 / 3.5 Aminosäuretransmitter. 71 / 3.5.1 Glycin. 71 / 3.5.2 y-Aminobuttersäure 71 / 3.5.3 Glutamat 73 / 3.5.4 Monoamine. 75 / 3.5.5 Adenosin und ATP 81 / 3.5.6 Cannabinoide. 82 / 3.5.7 Neuropeptide. 83 / 3.5.8 Opioide 87 / Literatur 88 / / 4 Neurophysiologie. 89 / Jakob von Engelhardt / 4.1 Membranpotenzial 90 / 4.2 Gleichgewichtspotenzial eines Ions. 94 / 4.3 Ruhemembranpotenzial. 95 / 4.4 Aktionspotenzial 96 / 4.5 Erregungsleitung. 98 / 4.6 Erregungsleitung entlang myelinisierter Axone 100 / 4.7 Synaptische Übertragung 102 / 4.8 Motorische Endplatte 104 / 4.9 Elektrische Synapsen. 105 / 4.10 lonotrope Rezeptoren. 106 / 4.11 Metabotrope Rezeptoren 107 / 4.12 Exzitatorische und inhibitorische postsynaptische Potenziale 107 / 4.13 mEPSPs und mIPSPs. 108 / 4.14 Integration von EPSPs und IPSPs. 109 / 4.15 Synaptische Kurzzeitplastizität. 111 / 4.16 Synaptische Langzeitplastizität 112 / 4.17 Zelluläre Mechanismen der synaptischen Langzeitplastizität. 113 / Literatur. 118 / / 5 Entwicklungsneurobiologie 119 / Nicole Strüber und Gerhard Roth / 5.1 Vorgeburtliche Entwicklung des Gehirns. 120 / 5.1.1 Entstehung und Differenzierung neuronalen Gewebes. 120 / 5.1.2 Entstehung von Netzwerken synaptischer Verbindungen. 123 / 5.1.3 Entstehung von Gliazellen und Myelin 124 / 5.2 Nachgeburtliche Entwicklung 125 / 5.2.1 Aktivitätsabhängige Modifikation neuronaler Schaltkreise 125 / 5.2.2 Sensible Perioden der Hirnentwicklung 126 / 5.2.3 Regulation der Plastizität 128 / 5.2.4 Zeitverlauf von Synaptogenese und Synapsenelimination 131 / 5.2.5 Frühe Erfahrungen und die psychische Entwicklung. 133 / 5.3 Reifung psychisch relevanter Hirnfunktionen 135 / 5.3.1 Vier-Ebenen-Modell. 135 / 5.3.2 Sechs psychoneurale Grundsysteme 139 / Literatur. 145 / / 6 Emotion, Motivation, Persönlichkeit und ihre neurobiologischen Grundlagen 147 / Gerhard Roth und Nicole Strüber / 6.1 Emotionen. 148 / 6.1.1 Was sind Emotionen und Gefühle?. 148 / 6.1.2 Wie viele Emotionen gibt es, und wie entstehen sie?. 149 / 6.1.3 Unbewusste Emotionen und bewusste Gefühle 150 / 6.1.4 Die neurobiologischen Grundlagen der Emotionen 151 / 6.1.5 Die Chemie der Gefühle 154 / 6.2 Motivation 155 / 6.2.1 Psychologische Motivationsmodelle 156 / 6.2.2 Kongruenz und Inkongruenz von Motiven und Zielen. 157 / 6.2.3 Die neurobiologischen Grundlagen von Motiven und Zielen 158 / 6.2.4 Wie wird Motivation in Verhalten umgesetzt?. 161 / / 6.3 Persönlichkeit 162 / 6.3.1 Wie erfasst man die Persönlichkeit eines Menschen? 163 / 6.3.2 Kritik an den "Big Five", Ergänzungen und Alternativen. 164 / 6.3.3 Genetische Grundlagen, Stabilität und Veränderbarkeit der Persönlichkeitsmerkmale. 167 / 6.3.4 Die neurobiologischen Grundlagen der Persönlichkeit. 168 / 6.4 Zusammenfassung: Gehirn und Persönlichkeit. 176 / Literatur 177 / / 7 Neurobiologische Folgen früher Stresserfahrungen 181 / Andrea Knop, Stephanie Spengler und Christine Heim / 7.1 Frühe Stresserfahrungen. 182 / 7.1.1 Häufigkeit früher Stresserfahrungen. 184 / 7.1.2 Psychische und somatische Folgen früher Stresserfahrungen 185 / 7.2 Frühe Stresserfahrungen und neurobiologische Veränderungen. 185 / 7.2.1 Stresssystem und Neuroendokrinologie 185 / 7.2.2 Erfahrungsabhängige Modifikation von neuronalen Schaltkreisen nach frühen Stresserfahrungen. 187 / 7.2.3 Sensible Zeitfenster der Gehirnentwicklung. 190 / 7.2.4 Fetale Programmierung von Gesundheit und Krankheit. 192 / 7.2.5 Transgenerationale Übertragung der Effekte früher Stresserfahrungen 193 / 7.2.6 Gen-Umwelt-Interaktion und Epigenetik 194 / 7.2.7 Telomerbiologie und frühe Stresserfahrungen. 196 / 7.3 Früher Stress: Ansatzpunkte für psychotherapeutische und pharmakologische Behandlungen. 197 / Literatur 200 / / 8 Psychologische und neurobiologische Grundlagen des Bewusstseins . 203 / John-Dylan Haynes / 8.1 Methodisches Vorgehen der Bewusstseinsforschung. 204 / 8.1.1 Kriterien für bewusste Wahrnehmung I: Subjektive Schwelle. 205 / 8.1.2 Kriterien für bewusste Wahrnehmung II: Objektive Schwelle 205 / 8.1.3 Experimentelle Umsetzung. 206 / 8.1.4 Kriterien für unterschwellige Verarbeitung. 207 / 8.2 Neuronale Korrelate bewusster und unbewusster Reizverarbeitung 208 / 8.2.1 Bewusste neuronale Verarbeitung. 208 / 8.2.2 Unbewusste neuronale Verarbeitung. 210 / 8.2.3 Das Phänomen Blindsehen. 210 / 8.3 Bewusstseinsinhalte 210 / 8.3.1 Codierungsstufen 211 / 8.3.2 Codierung von Bewusstseinsinhalten 212 / 8.3.3 Multivariate Decodierung. 213 / 8.4 Bewusstseinsstruktur. 216 / 8.5 Bewusstseinsmodelle. 218 / 8.6 Bewusstsein, Selektion und Aufmerksamkeit. 223 / Literatur 227 / / 9 Natur, Diagnose und Klassifikation psychischer Erkrankungen 231 / Henrik Walter / 9.1 Was ist eine psychische Krankheit? 232 / 9.1.1 Hintergrund und geschichtlicher Kontext. 232 / 9.1.2 Eine wissenschaftstheoretische Konstruktion des allgemeinen Krankheitsbegriffs. 233 / 9.1.3 Aktuelle Definitionen psychischer Krankheiten 235 / 9.2 Wie diagnostiziert man eine psychische Erkrankung?. 238 / 9.3 Welche psychischen Erkrankungen gibt es und wie häufig sind sie? 239 / 9.4 Probleme mit der Klassifikationen psychischer Erkrankungen. 242 / 9.4.1 Heterogenität 242 / 9.4.2 Abgrenzungsprobleme 242 / 9.4.3 Das Problem biologischer Marker. 244 / 9.4.4 Außermedizinische Interessen. 245 / 9.4.5 Das "Lock-in-Syndrom". 245 / 9.4.6 Das Mentalismusproblem 245 / 9.5 Neuere Ansätze 246 / 9.5.1 Research Domain Criteria (RDoc). 246 / 9.5.2 Netzwerktheorien psychischer Erkrankungen. 248 / 9.5.3 Der neue Mechanismus 250 / Literatur. 253 / / 10 Psyche und Psychische Erkrankung - Sucht. 255 / Stefan Gutwinski und Andreas Heinz / 10.1 Das Wichtigste in Kürze 257 / 10.2 Diagnostik und Einteilung von Substanzgebrauchsstörungen 257 / 10.3 Symptome. 259 / 10.4 Vorkommen von Suchterkrankungen 260 / 10.4.1 Prävalenzen des Alkoholkonsums. 260 / 10.4.2 Prävalenzen des Konsums nicht legaler Substanzen. 261 / 10.5 Risikofaktoren und Entstehungsmodelle. 262 / 10.5.1 Biografische und individuelle Faktoren 262 / 10.6 Therapie von Substanzgebrauchsstörungen. 263 / 10.6.1 Die Therapie von Substanzgebrauchsstörungen unterscheidet verschiedene Phasen. 263 / 10.7 Verlauf von Abhängigkeitserkrankungen. 264 / 10.7.1 Neurobiologische Grundlagen von Substanzabhängigkeiten 265 / 10.7.2 Toleranzentwicklung. 266 / 10.8 NMDA-Rezeptoren und Lernmechanismen. 267 / 10.9 Der Nucleus accumbens und die Bedeutung des dopaminergen Verstärkungssystems. 268 / 10.10 Sensitivierung 269 / 10.11 Automatismen 269 / Literatur. 271 / / 11 Psychotische Erkrankungen ("Schizophrenie") 275 / Florian Schlagenhauf und Philipp Sterzer / 11.1 Psychotische Störungen: Überblick und Vorkommen. 276 / 11.2 Epidemiologie, Symptome und Diagnostik 278 / 11.2.1 Epidemiologie. 278 / 11.2.2 Symptome. 278 / 11.2.3 Diagnostik 280 / 11.2.4 Ausschlussdiagnostik. 281 / 11.3 Therapie und Prognose der "Schizophrenie" 281 / 11.4 Entstehung der ¿Schizophrenie": Ein Spektrum an Theorien. 283 / 11.5 Neurobiologische Grundlagen. 286 / 11.6 Genetik 286 / 11.7 Neurotransmitter. 287 / 11.7.1 Erregungs-Hemmungs-Balance 288 / 11.7.2 Aberrante Salienz 289 / 11.8 Das Bayesianische Gehirn und vorausschauende Verarbeitung (Predicitive Processing). 291 / 11.9 Ausblick: Ein neurobiologisch-integrativer Ansatz 292 / Literatur 294 / / 12 Affektive Störungen am Beispiel der unipolaren Depression 297 / Stephan Köhler und Henrik Walter / 12.1 Affektive Störungen: Überblick und Vorkommen. 298 / 12.2 Epidemiologie, Symptome und Diagnostik. 300 / 12.2.1 Symptome 302 / 12.2.2 Diagnostik 302 / 12.2.3 Ausschlussdiagnostik 303 / 12.3 Therapie und Prognose der unipolaren Depression 303 / 12.4 Theorien zur Entstehung von Depressionen. 304 / 12.5 Neurobiologische Mechanismen. 305 / 12.5.1 Genetik der Depression. 305 / 12.5.2 Neurotransmitter und die Welt der Antidepressiva. 306 / 12.5.3 Pharmakologische Klassifikation und Bedeutung von Antidepressiva. 307 / 12.5.4 HPA-Achsen-Störung: Stress, Stress, Stress 309 / 12.5.5 Inflammation: Lifestyle und der Einfluss auf depressive Symptome. 310 / 12.5.6 Neuroplastizität und Neurogenese: Von der Elektrokonvulsionsbehandlung zu Ketamin. 312 / 12.5.7 Störung neuronaler Netzwerke 313 / 12.5.8 Epigenetik und frühe Kindheit: Narben des Lebens 316 / 12.6 Ausblick: Integration oder Pluralismus?. 318 / Literatur 319 / / 13 Angststörungen. 327 / Jens Plag und Andreas Ströhle / 13.1 Angst - vom Schutzmechanismus zum pathologischen Phänomen 329 / 13.2 Symptome, Diagnostik und Epidemiologie der Angststörungen 331 / 13.3 Therapie und Prognose der Angststörungen 335 / 13.4 Krankheitsspezifische psychologische Theorien von Angststörungen 339 / 13.4.1 Generalisierte Angststörung (GAS). 339 / 13.4.2 Panikstörung 340 / 13.4.3 Soziale Phobie 340 / 13.4.4 Spezifische Phobien. 341 / 13.5 Neurobiologische Mechanismen der Angst. 341 / 13.5.1 Lernen. 342 / 13.5.2 Strukturelle und funktionelle Hirnanatomie. 343 / 13.5.3 Neurotransmitter, Neuropeptide und die Stress-Achse. 345 / 13.5.4 Genetik. 347 / 13.5.5 Epigenetik. 349 / 13.6 Ein neurobiologisch-integrativer Ansatz 350 / Literatur. 350 / / 14 Neuropsychotherapie - Psychotherapieverfahren und ihre Wirkung 355 / Nina Romanczuk-Seiferth / 14.1 Neuropsychotherapie - eine integrative Perspektive. 356 / 14.2 Neurowissenschaftliche Methoden in der Psychotherapieforschung 358 / 14.2.1 Methoden der neurowissenschaftlichen Psychotherapieforschung. 359 / 14.2.2 Experimentelle Paradigmen in der neurowissenschaftlichen / Psychotherapieforschung 361 / 14.2.3 Untersuchungsdesigns in der neurowissenschaftlichen Psychotherapieforschung 362 / 14.3 Die verschiedenen Schulen in der Psychotherapie. 364 / 14.4 Neurobiologische Erkenntnisse zur Wirkung der großen Psychotherapierichtungen 366 / 14.5 Schulenübergreifende Verfahren und das Konzept allgemeiner Wirkfaktoren in der Psychotherapie 369 / 14.6 Neurobiologische Korrelate allgemeiner Wirkfaktoren in der Psychotherapie 370 / 14.7 Implikationen neurobiologischer Erkenntnisse für die Entwicklung von psychotherapeutischen Ansätzen. 374 / 14.8 Zukunftsperspektiven einer integrativen Neuropsychotherapie 377 / Literatur. 380 / / 15 Psychoneurowissenschaften und ihre Bedeutung fürdie Praxis . 385 / Andreas Heinz, Gerhard Roth und Henrik Walter / Literatur. 391 / / Serviceteil / Stichwortverzeichnis. 395
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Verfasser*innenangabe:
Gerhard Roth, Andreas Heinz, Henrik Walter (Hrsg.)
Jahr:
2020
Verlag:
Berlin, Springer Spektrum
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ISBN:
9783662590379
2. ISBN:
3662590379
Beschreibung:
XIV, 400 Seiten : Illustrationen
Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Enthält Literaturangaben
Mediengruppe:
Buch