Die Reformulierung der europäischen Geschichte, die nach dem Mauerfall einsetzte, verband postfaschistische und postsozialistische Narrative zu einer westlich-kapitalistischen Erfolgsgeschichte. Ein dritter Faktor, der ebenfalls einer Neubewertung bedurft hätte, blieb hierbei jedoch unbeachtet: die koloniale Vergangenheit.
Fatima El-Tayeb nähert sich den aktuellen Diskussionen um die deutsche Identität durch ihre historische Kontextualisierung und die Frage nach deren Lücken. Sie untersucht die Auswirkungen dieser einseitigen Geschichtsaufarbeitung anhand der Produktion dreier rassifizierter Gruppen - Schwarze, Roma und Muslime - als »undeutsch« und zeigt so, dass ein postmigrantisches Deutschland nicht nur offene Zukunftsvisionen, sondern auch neue Vergangenheitsnarrative braucht.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Einleitung | 7
Einladung auf den postmigrantischen Kindergeburtstag 8 |
Postmigrantisch und postrassistisch? 111 "Fremdenfeindlichkeit"
und Rassismusamnesie 14 | Neoliberaler Multikulturalismus und
koloniale Altlasten 16 | Grenzen hegemonialer Selbstkritik 18 |
Weiße Wissenschaft und gesellschaftlicher Rassismus 20 |
Deutschland postmigrantisch? 23
Teil i : Po stkolo nialer Ka p it a l is m u s
IEinige Grundlagen:
Internallstische Geschichte und evolutionäre Zelt 131
Neudeutsche Realität: Krise als Dauerzustand? 311 Undeutsch als
Kategorie der Normalisierung 34 | Deutschland post/faschistisch,
post/sozialistisch und post/kolonial 37 | Eine europäische
Rassismusanalyse 40 | Europas internalistische Krise 43 |
Evolutionäre Zeit 49 | Nicht hier und nicht jetzt:
Auslöschbare Leben 54
IIInternallsmus und Universalismus: Wo sind Europas Grenzen? | 61
"Europa sowie die Mittelmeerregion" 611 Koloniale Nachbeben 1:
Wie kam der Kanake nach Deutschland? 65 | Koloniale Nachbeben 2:
Berlin liegt am Mittelmeer 69 | Berlin Babylon: Kunst ist
universal 74 | Babylon's burning 78 | Humboldt-Forum:
Postkolonial ist besser als postsozialistisch 80
Teil 2: Postsoz ia l ist ische Vergangenheitsbewältigung
IRom_n]a, Sint.ezze und die deutsche Schuldfrage | 91
Die Anderen waren schon immer hier 911 Die größte
Flüchtlingskrise seit Ende des Ersten Weltkriegs 95 |
Die "Entmischung" Europas und die Rassifizierung von
Religion 99 | "1939-1989: Vergast - verfolgt - vertrieben" 102 |
"Wir haben dieses Gebäude bis auf weiteres besetztDas Hausrecht
gehört den Opfern." 106
II"Wir sind das Volk":
Von rassistischem Terror zu terrorisierten Deutschen 1111
"Je mehr man so zusammenschmolz mehr oder weniger, je mehr
fielen wir hinten ab." 1111 "Maßgebend ist das Votum der deutschen
Sinti und Roma." 114 | "Die Festung Europa wird mitten im
Herzen aufgebaut." 120 | "Hier steigt eine Giftsuppe auf" 124 |
Die Deutschenfeinde 131
Teil 3: Postfaschistisc her Multikulturalismus
IDeutschland Ist (k)eln Einwanderungsland 1143
Europas Andere 143 | Erbliche Fremdheit: Die Ursprünge des
deutschen Staatsbürgerschaftsrechts 147 | Bürgerinnen mit
migrantischem Hintergrund und das Scheitern von Multikulti 152 |
Deutschland und die Türkei 157 | "Die Abendlandfixierung des
deutschen Historismus wirkt ungebrochen fort." 164
IIDeutsche Normalisierung,
Islamophoble und muslimischer Antisemitismus 1169
Hitlers Wiedergänger oder der anthropologische Faschismus 169 |
"Wir werden dieses Europa nicht wiedererkennen" 173 |
Islamofaschismus 177 | Muslimischer Antisemitismus 187 |
Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg 193
Schluss | 207
Besorgte Bürgerinnen und das Recht auf Sicherheit 210 |
Antischwarzer Rassismus und das staatliche Gewaltmonopol 213 |
"Europa und die Mittelmeerregion" revisited 218 | Deutschland
intersektional und postmigrantisch 224
Literatur | 233