Cover von Die Masken der Sexualität wird in neuem Tab geöffnet

Die Masken der Sexualität

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Paglia, Camille
Verfasser*innenangabe: Camille Paglia. Aus dem Amerikan. von Margit Bergner ...
Jahr: 1992
Verlag: Berlin, Byblos-Verl.
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

AktionZweigstelleStandorteStatusFristVorbestellungen
Vorbestellen Zweigstelle: 17., Hormayrg. 2 Standorte: PI.Y Pagl Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Camille Paglia ist streitlustig. Sätze wie "Die Sexualität dem Feminismus zu überlassen ist so, als gäbe man seinen Hund in den Ferien zum Tierpräpator" sorgen für Spektakel und zerschlagenes Porzellan im Kulturbetrieb. Aber neben der rhetorischen Selbstinszenierung wird leicht vergessen, daß die Paglia in ihren geisteswissenschaflichen Anstößen nicht minder explosiv ist. In den "Masken der Sexualität" geht´s nicht um Lehrstuhldisziplin. Paglia konfrontiert die oftmals behäbige Literaturwissenschaft und ihre knochentrockene Hermeneutiken mit den Urenergien, die unsere Kultur grundieren: Sexualität und Gewalt. Wer diese Kultur in ihrer Literatur verstehen will, muß bereit sein, den Ursprung des westlichen Blicks zu verstehen. Härte, Schärfe und Kontur gegen die Ängste vor dem Chthonischen, Dionysischen, dem miasmischen Sumpf, dem umheimlichen Bauch der Mütter.In Ägypten entsteht die Differenz zwischen Blick und Objekt, die für Jahrtausende das Markenzeichen westlicher Philosophie, Ästhetik und Literatur wird. Paglia verfolgt diesen Widerstreit zwischen Apollinischem und Dionysischen über die Renaissance, die Aufklärung, die großen Schriftsteller Shakespeare, Rousseau, de Sade, Goethe, Blake, Wordsworth, Coleridge, Byron, Balzac, Poe und anderen bis hin zu Emily Dickinson. Dabei wird das von der Literaturwissenschaft tradierte Bild des sublimierenden Künstlers gründlich revidiert. Es geht darum, hinter die "Masken der Sexualität" zu schauen, zu begreifen, welche Triebverfassungen diese Literaturen möglich machten. Und dabei schreckt Paglia auch vor tiefsten Reisen in den sexuellen Untergrund nicht zurück. So wird Baudelaire bescheinigt, lesbisch sowohl als Dichter als auch in seiner Maske der Sexualität gewesen zu sein. Sein Dandy ist dagegen ein appollinischer Androgyn, der zwischen sich und der Wirklichkeit scharf trennt. Nicht nur die literarischen Klischees, auch die sexuellen Rollenverteilungen geraten hier in unabsehbare Bewegung. Kultur, Kunst, Literatur werden zum polymorph-perversen Szenario, zum Stelldichein einer außer Rand und Band geratenen Sexualität und den Abwehrbewegungen der Rationalität und Moral.Wer diesen wilden Diskurs verfolgt, der auch selbst von den Energien zehrt, die er beschreibt, schreckt zuletzt auch vor den wildesten Folgerungen der Paglia nicht mehr zurück: "Dickinson gleich dem homosexuellen Fetischisten, der sich in schwarzes Leder und Ketten kleidet, um der Idee des Maskulinen aggressive Sichtbarkeit zu verleihen." Gender trouble? Keineswegs! Hier wird nicht der Weg aus der Geschlechterverwirrung gesucht, sondern der Aufbruch in die produktiv-kreative Welt von Triebwesen, deren Sexualität, wie schon Foucault feststellte, permanent spricht und spricht und spricht...Aber man muß Paglia heißen, um diesen Diskurs zu verstehen und die Masken herunterreißen. Erst wer bereit ist, hinter die Verstellungen, Verteidigungslinien und kulturellen Codierungen zu gelangen, weiß schließlich, mit welchen Monstren er es zu tun hat, wenn er sich den Dichtergenies des Abendlands nähert. Paglias Beitrag zur literarischen Triebtheorie ist jedenfalls allemal interessanter als zahlreiche Abhandlungen des poststrukturellen Feminismus und verdient rückhaltlose Lektüre. (Dr. Goedart Palm)

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Paglia, Camille
Verfasser*innenangabe: Camille Paglia. Aus dem Amerikan. von Margit Bergner ...
Jahr: 1992
Verlag: Berlin, Byblos-Verl.
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.Y
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 3-929029-06-5
Beschreibung: Dt. Erstausg., 855 S. : Ill.
Schlagwörter: Geschichte, Sexualverhalten, Erotik <Motiv>, Englisch, Geschichte 1800-1890, Literatur, Paarungsverhalten, Paarungsvorspiel, Sexualität / Verhalten
Suche nach dieser Beteiligten Person
Originaltitel: Sexual personae <dt.>
Mediengruppe: Buch