Klaus Holzkamp hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Klärung der Grundlagen der empirischen Wissenschaft voranzutreiben und den empirisch Forschenden verschiedenster Disziplinen ein gedankliches Rüstzeug anzubieten, mit dem ein besseres Verständnis des eigenen Tuns und damit auch bessere Forschungsarbeit möglich wird. 1964 erschien seine Habilitations-Schrift "Theorie und Experiment in der Psychologie", in der er auf Basis des Konstruktivismus die mangelnde Übereinstimmung von psychologischer Theorie und experimenteller Anordnung kritisierte. Er schlug einen Kriterienkatalog vor, durch dessen Befolgung die Beliebigkeit psychologischer Experimentier-Anordnungen reduziert und die Aussagekraft der einzelnen Experimente erhöht werden sollte.
»Theorie und Experiment« liefert eine fundamentale Kritik an der psychologischen Form der Wissensgewinnung noch auf der Basis eines Bekenntnisses zur Experimentalpsychologie: Im Widerspruch zur Funktion, die experimentellen Anordnungen als Prüfinstanz für die Theorieentwicklung zugesprochen wird, bleibt die Beziehung zwischen Theorie und Experiment – das »Repräsentanz«-Problem – in der traditionellen Psychologie weitgehend unreflektiert. Einen Grund hierfür sieht Holzkamp in deren empiristisch-induktivistischer Ausrichtung, der zufolge die Realität einerseits als bloß Vorgefundenes, nicht Gemachtes erscheint, andererseits, Gedachtes schon für die Wirklichkeit genommen, der »konstruktive« Anteil an der Realitätswahrnehmung negiert wird. Den damit verbundenen Folgen – konzeptionelle Beliebigkeit, Begriffsrealismus, dogmatische Verhärtung theoretischer Auffassungen und Stagnation des Wissenschaftsprozesses – lässt sich nur begegnen, wenn die Psychologie die Begriffe und Fragestellungen, die sie an die Realität heranträgt, in die kritische Reflexion einbezieht und die Realität jenseits des eigenen (experimentellen) Kontrollbereichs zur Kenntnis nimmt.
In ihrem radikalen Impuls weitergedacht, führt die immanente Kritik über sich hinaus: »Theorie und Experiment« ist so ein Schritt auf dem Wege zu einer »wirklichen« Psychologie, die in ihrer Erkenntnisweise und Praxis der Subjektivität und Gesellschaftlichkeit der Individuen Rechnung trägt.
"Holzkamp leistete einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung von Ideen abseits des psychologischen Mainstream. Die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung von Klaus Holzkamp, seinen Arbeiten und denen seiner Mitarbeiter ist unzweifelhaft: eine tief greifende Bereicherung des Denkens." (Hans Schindler, Bremer Institut für systemische Therapie und Supervision)
Klaus Holzkamp (* 30. November 1927 in Berlin; † 1. November 1995) war ein deutscher Psychologe am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin. Sein Lebenswerk war die Begründung der Kritischen Psychologie , die er in Zusammenarbeit mit anderen Lehrenden, aber auch Studierenden seit Ende der 60er Jahre in Berlin entwickelte.
Einleitung
A. Wissenschaftstheoretische Grundlegung
I. Das Problem der Geltungsbegründung
II. Das Experiment
III. Das "Repräsentanz"-problem
B. Exkurs über den dreifachen Gegenstand der Psychologie
Vorbetrachtung
I. "Erlebnisse als solche" ("Phänomene") als Gegenstandsart der Psychologie.
II. Die "anschauliche Welt" als Gegenstandsart der Psychologie in Abhebung von der "metrischen Weltform"
III. "Andere Menschen" als konkretem, in unserer Alltagswelt vorfindbare Individuen als Gegenstandsart der Psychologie
IV. Übergreifende Betrachtung der drei psychologischen Gegenstandsarten
V. Das Experiment innerhalb der drei psychologischen Gegenstandsarten.
C. Das "Repräsentanz"-Problem bei psychologischem Experimentieren
I. Vorbereitende Überlegungen
II. Die "Subjekt-Repräsentanz"
III. Die "Umgebungsrepräsentanz"
IV. Die "Handlungs- und Erlebensrepräsentanz"
Verfasser*innenangabe:
Klaus Holzkamp
Jahr:
1981
Verlag:
Berlin [u.a.], de Gruyter
Aufsätze:
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Systematik:
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PI.H
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ISBN:
3-11-002397-0
Beschreibung:
2., um ein Nachw. erw. Aufl., IX, 296 S.
Schlagwörter:
Experimentelle Psychologie, Theorie, Experiment, Psychologie, Experiment / Psychologie, Experimentalpsychologie, Psychologischer Versuch, Psychologisches Experiment, Theorien, Experimente, Experimentelles Arbeiten, Freihandversuch, Laborexperiment, Laborversuch, Mensch / Psychologie , Test <Experiment>, Versuch <Experiment>
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Zugl.: Berlin, Freie Univ., Philos. Fak., Habil.-Schr.. - Literaturverz. S. [279] - 288
Mediengruppe:
Buch