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"Halbwachs nimmt mit diesen Arbeiten erneut eine Vorlage Durkheims auf, der die Soziologie mit zwei Arten von Tatbeständen befaßt sehen wollte: denen einer 'kollektiven Psychologie', den gesellschaftlichen Vorstellungen über die den Menschen umgebende Welt, und umgekehrt den Gegenständen der 'sozialen Morphologie', den Spuren, die der Mensch an der Welt, den 'Größen', die er in Raum und Zeit hinterläßt - es waren gerade dies jene Tatbestände, die Durkheim vor allen anderen 'wie Dinge' zu behandeln nahegelegt hatte. Und obwohl schon bei Marcel Mauss die Umrisse einer solchen sozialen Morphologie sichtbar werden, ist es doch Halbwachs, der dann als erster eine schlüssige Ausarbeitung dieses Gedankenkreises liefert. Tief eingebettet in die gleichsam materiellen Zustände, die Bewegung und Entwicklung von Bevölkerungen, in eine Morphologie im engeren Sinne, die allerdings von der 'alten' Demographie schon dadurch abrückt, daß ihr Gegenstand und Anfangsgrund immer kollektive Repräsentationen bleiben, weist seine soziale Morphologie 'im weiten Sinne' den Weg zu einer 'Gestaltkunde' der Arbeit des gesellschaftlichen Menschen an der Welt - sie ist die eigentliche Leistung des Maurice Halbwachs. Seine hier versammelten Untersuchungen zur religiösen, politischen und ökonomischen Morphologie führen ebenso eindrücklich wie eine Morphologie der Großstadt diese Gestaltwerdung des Sozialen vor Augen, vor allem aber vermitteln sie uns ein Gespür für jene Dialektik, durch die, in dem Maße, wie der gesellschaftliche Mensch, wie die 'kollektive Psychologie' solche Spuren in Raum und Zeit hinterläßt, eben diese morphologischen Tatbestände als kollektiv geprägte 'Anschauungsformen', als materielle Stütze des kollektiven Denkens, als dem sozialen Bewußtsein 'unmittelbar Gegebenes', unserer ganzes Leben durchdringen. Mit seiner sozialen Morphologie bahnt Maurice Halbwachs der 'Wissenschaft vom Menschen' den Weg durch eines ihres ursprünglichsten Gebiete, und wer ihn dabei begleitet, wird auch heute noch frische Eindrücke gewinnen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Editorische Vorbemerkung (7-8); Soziale Morphologie: Ausgewählte Schriften: Was heißt soziale Morphologie? (1938) (11-22); Religiöse Morphologie (1938) (23-33); Politische Morphologie (1938) (34-45); Ökonomische Morphologie (1938) (46-57); Morphologie der Großstadt (1938) (58-68); Über die materiellen Formen des sozialen Lebens (1938) (69-91); Stephan Egger: Soziale Form und praktischer Sinn. Zu einer Morphologie des kollektiven Menschen bei Maurice Halbwachs (92-127).