Verlagstext:
»Westlicher Marxismus«, mit diesem Etikett werden sehr unterschiedliche Theoretiker versehen, gemeinsam ist ihnen die Abgrenzung zum »klassischen« oder »orthodoxen« Marxismus. Domenico Losurdo argumentiert, dass dem eine Loslösung von den epochalen Emanzipationskämpfen zugrunde liegt. Dies reiche zurück bis in die Periode, »in welcher der Erste Weltkrieg und die Russische Revolution theoretisch verarbeitet wurden«. Hier und nicht erst in der Stalin-Ära sucht er den Ursprung dieses Strangs der Marx-Diskussion. »Und wenn die Risse und die darauffolgende Entfremdung«, so fragt er, »außer auf die Unterschiedlichkeit der objektiven Situation und der kulturellen Tradition zurückgingen auf die theoretischen und politischen Grenzen vornehmlich des westlichen Marxismus?« Von dieser Frage ausgehend setzt er sich auseinander mit namhaften Theoretikern von Ernst Bloch, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno über Louis Althusser und Michel Foucault bis zu Giorgio Agamben, Alain Badiou, Slavoj ¿i¿ek, Antonio Negri und Michael Hardt. Außerdem bezieht er Hannah Arendt in seine Betrachtung mit ein.
Aus dem Inhalt:
Vorwort
Was bedeutet »westlicher Marxismus«? 9
I. Kapitel
1914 und 1917: Die Geburt des
westlichen und des östlichen Marxismus
1. Die Wende vom August 1914 im Westen ...
2. ... und die Wende vom Oktober 1917 im Osten 19
3. Staat und Nation in West und Ost 22
4. Die »Geldwirtschaft« in West und Ost 29
5. Wissenschaft zwischen imperialistischem Krieg
und antikolonialer Revolution 32
6. Westlicher Marxismus und Messianismus 38
7. Der Kampf gegen die Ungleichheit
im Westen und im Osten 42
8. Die verschwimmenden Grenzen zwischen
westlichem und östlichem Marxismus 45
9. Die schwierige gegenseitige Anerkennung
zwischen zwei Kämpfen um Anerkennung 48
II. Kapitel
Sozialismus contra Kapitalismus oder
Antikolonialismus contra Kolonialismus?
1. Von der »nur proletarischen« Revolution
zu den antikolonialen Revolutionen 55
2. Die nationale und koloniale Frage im Herzen Europas 60
3. Die sozialistischen Länder in
der »Epoche der Napoleonischen Kriege« 63
4. Das »Dilemma von Danielson« und die beiden Marxismen 68
5. Die beiden Marxismen am Beginn und am Ende
des zweiten Dreißigjährigen Krieges 74
III. Kapitel
Westlicher Marxismus und antikoloniale Revolution:
Eine verpasste Begegnung
1. Die Debatte Bobbio ¿ Togliatti im Jahr von Dien Bien Phu 79
2. Der von Della Volpe und Colletti halbierte Marx 83
3. »Operaismus« und Verurteilung der Dritte-Welt-Bewegung 87
4. Althusser zwischen Antihumanismus und Antikolonialismus 91
5. Die idealistische und eurozentristische Regression Althussers 96
6. Erbe und Verwandlung des Liberalismus bei Bloch 100
7. Horkheimer: vom Antiautoritarismus zum Philo-Kolonialismus 104
8. Der imperiale Universalismus Adornos 110
9. Wer vom Kolonialismus nicht reden will, muss
auch von Faschismus und Kapitalismus schweigen 114
10. Marcuse und die mühsame Wiederentdeckung des »Imperialismus« 119
11. Der 4. August der »Kritischen Theorie« und der »Konkreten Utopie« 122
12. 1968 und die massenhaften Missverständnisse des westlichen Marxismus 127
13. Der populistische und idealistische Antikolonialismus Sartres 132
14. Timpanaro zwischen Antikolonialismus und Anarchismus 137
15. Lukács" Isolierung 139
IV. Kapitel
Triumph und Tod des westlichen Marxismus
1. Ex Occidente lux et salus! 141
2. Der Arendt-Kult und die Liquidierung der Verbindung von Kolonialismus und Nazismus 144
3. Das Dritte Reich - von der Geschichte des Kolonialismus zur Geschichte des Wahnsinns 155
4. Auf der Anklagebank:
Der Kolonialismus oder seine Opfer? 162
5. Mit Arendt von der Dritten Welt zur »westlichen Hemisphäre« 166
6. Foucault und die Entfernung der Kolonialvölker aus der Geschichte 169
7. Foucault und die esoterische Geschichte des Rassismus ... 172
8. ... und der Biopolitik 180
9. Von Foucault zu Agamben (über Levinas) 187
10. Negri, Hardt und das unverhohlene Lob des Empires 193
V. Kapitel
Aufschwung oder Abgesang des westlichen Marxismus?
1. Der Anti-Antiimperialismus ¿i¿eks 199
2. Zizek, die Abwertung der antikolonialen Revolution
und die Dämonisierung Maos 204
3. Harvey und die Verabsolutierung
der »zwischenimperialistischen Rivalitäten« 208
4. Ach, hätte Badiou doch Togliatti gelesen! 211
5. »Transformation der Macht in Liebe«, »Kritische
Theorie«, »Fusionsgruppe«, Verzicht auf die Macht 216
6. Der Kampf gegen die »Phrase« von Robespierre bis Lenin 221
7. Der Krieg und die Sterbeurkunde des westlichen Marxismus 225
VI. Kapitel
Wie der Marxismus im Westen wiedererstehen kann
1. Marx und die Zukunft in vier verschiedenen zeitlichen Stadien 233
2. Der lange Kampf gegen
das weltweite kolonialistische Sklavereisystem 237
3. Zwei Marxismen und zwei unterschiedliche Zeitlichkeiten 245
4. Die Beziehung zu der weltweiten antikolonialen Bewegung wiederherstellen 249
5. Die Lehre Hegels und die Wiedergeburt des Marxismus im Westen 253
6. Orient und Okzident:
Vom Christentum zum Marxismus 258