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Der sterbende Patient

zur Psychologie des Todes
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Eissler, Kurt R.
Verfasser*innenangabe: K. R. Eissler. [Die dt. Übers. besorgte Hans Lobner]
Jahr: 1978
Verlag: Stuttgart [u.a.], Frommann-Holzboog
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Kurt R. Eissler (* 2. Juli 1908 in Wien; † 17. Februar 1999 in New York City) war ein US-amerikanischer Psychoanalytiker österreichischer Herkunft. 1936 heiratete er Ruth Selke, die nach der Eheschließung den Doppelnamen Eissler-Selke annahm. Sie war Psychiaterin und Psychoanalytikerin und 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten von Deutschland nach Wien emigriert.
 
Im deutschsprachigen Raum ist Eissler einem größeren Publikum vor allem durch seine große Studie über Goethe [2] bekannt geworden, in den USA wurde er einer breiteren Öffentlichkeit als strenger Hüter der von ihm mit begründeten Sigmund Freud Archives bekannt, in Analytikerkreisen erinnert man sich an einen Aufsatz von ihm zur Technik der Psychoanalyse (Eissler 1953), der geradezu kanonischen Status erlangte, indem er die technischen Konsequenzen aus der Ich-Psychologie zog [3]. Neben seiner klinischen Arbeit war Eissler auch ein bedeutender Historiker der Psychoanalyse. Oft vor allem als Verteidiger der Orthodoxie wahr genommen, war Eissler auch ein früher Kritiker der Medikalisierung der Psychoanalyse.
 
"... Klassiker dieses Genres ..., der von Kennern dieses Gebietes immer wieder studiert und zitiert wurde und dem alle neuen und modischen Bearbeiter des Themas zutiefst verpflichtet bleiben ... Es gibt bis heute kein Buch, welches die ... psychologischen Seiten von Tod und Sterben mit auch nur vergleichbarer Tiefe und Reichhaltigkeit darstellt ... Hans Lobner ... besorgte eine kaum merkbare, sehr genaue Übersetzung." Frankfurter Allgemeine Zeitung
 
"Der 1908 in Wien geborene und 1938 nach New York emigrierte Kurt Robert Eissler wird unter psychoanalytischen Laien den wenigsten bekannt sein. Er war kein theoretischer Neuerer wie Lacan oder brillanter Kliniker wie Winnicott und doch zählte er zu den Aufsehen erregenden Figuren der Zunft. Bei aller ihm eigenen Freundlichkeit und Güte galt Eissler als Schrecken der Freud-Biographen, weil er auf Versuche, die Persönlichkeit oder Lebensführung des Begründers der Psychoanalyse zu kritisieren, scharf reagierte. Mit Akribie begab er sich auf Fehlersuche. Meistens fiel es ihm nicht schwer, seinen Feind zu schlagen. Gegenüber allen, die bloße Talente sind, erschien ihm Freud als Genie. Um zu verhindern, daß dessen Spuren durch die großen Bewegungen der Flucht und Vertreibung des Zweiten Weltkriegs verweht würden, gründete er die Freud Archive, deren Direktor er auch war. Die Archive lagern in der Library of Congress in Washington. Neben Manuskripten, Briefen und anderen Dokumenten Freuds umfassen sie Tonbänder von Gesprächen mit Patienten, Kollegen und Verwandten. Eine ungewöhnlich lange Sperrfrist schützt sie vor dem Zugriff der Öffentlichkeit. Bei aller Vorsicht ging Eissler Ende der siebziger Jahre einem Parvenü und Abenteurer auf den Leim. Er gewährte ihm nicht nur Zugang zu den Archiven, sondern verschaffte ihm auch Eintritt bei Anna Freud, Sigmunds jüngster Tochter und Herrin über den Nachlaß des Vaters in London. Der Schaden hielt sich in Grenzen, und aus dem Vertrauensmißbrauch resultierte sogar die ungekürzte Ausgabe der Briefe Freuds an den Berliner Hals-Nasen-Ohren-Arzt Wilhelm Fließ, ein Dokument aus den Anfängen der Psychoanalyse. Aber Eissler war nicht nur Wächter über Freuds Erbe und Renommee, sondern auch Verfasser psychoanalytischer Studien. Öfters überschritt er die engeren Grenzen seiner Wissenschaft. So äußerte er sich 1963, als erster in einer deutschen psychoanalytischen Zeitschrift, zu den Folgen einer KZ-Haft auf das Seelenleben von Überlebenden. Seine Ausführungen, die dazu helfen wollten, Wiedergutmachungsansprüche geltend zu machen, stellte er unter die Frage "Die Ermordung von wievielen seiner Kinder muß ein Mensch symptomfrei ertragen können, um eine normale Konstitution zu haben?" Angesichts des Grauens, "wofür wir eigentlich keinen rechten Namen haben", erschien ihm die Klage, nicht nur im juristischen Sinn, sondern als Erinnern und Öffentlichmachen von Schmerz, als eines von möglichen Mitteln des Überlebens. Die anderen fand er bei seinen Streifzügen in die Künste. Eissler schrieb große Studien zu Goethe, Leonardo da Vinci und der Figur des Hamlet, die gegen Mißachtung und Ignoranz auf deutsch vorzulegen das Verdienst des Verlages Stroemfeld/Roter Stern in Frankfurt am Main ist. Gewiß werde er, wie Eissler im Vorwort zur deutschen Ausgabe seiner Goethestudie schreibt, wie jeder Psychoanalytiker, "wenn er sein eigentliches Feld verläßt, um die Psychoanalyse auf einem anderen Gebiet anzuwenden, zum Dilettanten". Aber das ist aus Bescheidenheit gesagt, denn es finden sich bei ihm nicht nur hellsichtige Bemerkungen über Kreativität und Dichtung, sondern auch eine überzeugend angewandte Methode, wenn er streng chronologisches Vorgehen aufgibt, um größere Zusammenhänge deutlicher sichtbar zu machen. Eisslers Menschenbild war - das kann nicht überraschen - von tiefer Trauer überschattet. "Wo immer der Mensch lebt und welche die Bedingungen auch immer seiner Existenz seien, seine Existenz ist fatal, unmöglich, sinnlos, fortwährend erschreckend. Er ist für Verzweiflung und Trauer geboren." Aus diesem Zustand können ihn, freilich nur auf Zeit, die Künste befreien, die, dem Tod enthoben, "das archaische Lächeln" spenden. Seine moderne Form ist die Ironie. So erweist sich Kurt Eissler als Repräsentant der höchst kultivierten Form einer Wiener Wissenschaft. Mit seinem Tod am 17. Februar ist auch sie zuende gegangen." "Tagesspiegel" im Februar 1999 zum Tod Kurt Robert Eisslers VON MARTIN TREML
 
Inhalt
 
Verzeichnis der Abbildungen 9
Danksagung 10
Vorwort 11
 
I. Essays zur Einführung
1. Die drei Thanatologien der Zwanzigerjahre 13
2. Zur Geschichte der Thanatologie Sigmund Freuds 17
3. Ergänzende Bemerkungen über „Das Motiv der Kästchenwahl) 22
4. Freuds Thanatologie 32
5. Zur Problematik der Freudschen Thanatologie 35
6. Hindernisse bei der Entwicklung einer Thanatologie 38
7. Individualismus und Einstellungen zum Tod 47
8. Bemerkungen über die Rolle des Todes beim Homo sapiens 52
9. Tod und Lustprinzip 61
10. Der Tod und die Bildung des Ichs 68
11. Bemerkungen über Identitätsgefühl und Umweltveränderung 72
12. Über Beethovens Totenmaske 77
13. Tod und Selbsterhaltung 81
14. Bemerkungen über den Tod als psychisch determiniertes
Ereignis 83
15. Der Tod und die Masse 86
16. Eine mögliche Auswirkung der modernen Medizin auf das
künstlerische Schaffen 90
17. Probleme der Euthanasie 91
II. Drei Fallstudien
Fall I 99
1. Somatischer Reiz und Unbewußtes 104
2. Zur Technik der Betreuung Sterbender 107
3. Ambivalenz und Übertragung 111
Fall II 119
Fall III 152
 
1. Der Behandlungsverlauf 152
2. Das Nachspiel 161
3. Spezifische klinische Probleme 162
4. Das Testament als Problem 165
5. Zum Tatbestand der ungebührlichen Beeinflussung 166
6. Übertragungsbeziehung und unbewußte Beeinflussung 168
7. Psychoanalyse und Psychotherapie — ein Vergleich 175
8. Der Tod des Patienten als Realgefahr für den Psychotherapeuten 179
9. Behandlungsziel — Ideal und Wirklichkeit 181
 
III. Schlußbemerkungen
1. Problem der Gegenübertragung 183
2. Bemerkungen über den Tod und die biologischen
Wissenschaften 188
3. Der Tod als psychisches Ereignis 197
4. Tod und Zeit 199
5. Euthanasie versus Orthothanasie 213
6. Aggression und Glaube an die Unsterblichkeit der Seele 222
7. Individualität und physiologische Funktionen 223
8. Uber Grundprinzipien der Orthothanasie 229
 
Bibliographie 235
Register 247

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Eissler, Kurt R.
Verfasser*innenangabe: K. R. Eissler. [Die dt. Übers. besorgte Hans Lobner]
Jahr: 1978
Verlag: Stuttgart [u.a.], Frommann-Holzboog
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPP
Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Sprache: Deutsch und Englisch
ISBN: 3-7728-0633-3
Beschreibung: 1. Aufl., 255 S. : Ill.
Schlagwörter: Psychoanalyse, Tod, Psychoanalytische Therapie
Suche nach dieser Beteiligten Person
Sprache: Deutsch
Originaltitel: The psychiatrist and the dying patient <dt.>
Fußnote: Literaturverz. S. 235 - 245
Mediengruppe: Buch