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Die Graalslegende in psychologischer Sicht

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Jung, Emma; Franz, Marie-Louise von
Verfasser*innenangabe: Emma Jung ; Marie-Louise von Franz
Jahr: 1997
Verlag: Zürich [u.a.], Walter-Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Die Legende vom Graal hat durch viele Jahrhunderte hindurch mannigfache Deutungen historischer, religiöser und literaturwissenschaftlicher Art erfahren, ein Beweis dafür, dass sie von jeher tiefere Schichten der menschlichen Seele angerührt hat. Das vorliegende Buch beleuchtet die Legende vom Graal aus der Sicht der Tiefenpsychologie C.G. Jungs.
Emma Jung (* 14. Februar 1882 als Emma Rauschenbach; † 1955) war eine Schweizer Psychoanalytikerin. Sie beschäftigte sich u. a. mit Animus und Anima und der symbolischen Bedeutung von Motiven der Gralslegende als Archetypen. Sie war seit dem 14. Februar 1903 mit Carl Gustav Jung verheiratet. Emma Jung wurde in Schaffhausen als älteste von zwei Töchtern des reichen Maschinenfabrikanten Johannes Rauschenbach und seiner Frau Bertha Schenk geboren. Ursprünglich wollte sie Naturwissenschaft studieren, was ihr Vater jedoch ablehnte. Stattdessen verbrachte sie 1898/99 ein Jahr in Paris und lernte Französisch, später auch Griechisch, Latein und Mathematik. Mit siebzehn Jahren traf sie den Psychiater und späteren Freund und Schüler Sigmund Freuds, Carl Gustav Jung (1875-1961), den sie 1903 heiratete. Aus ihrer Ehe gingen vier Mädchen und ein Junge hervor. Trotz C. G. Jungs Beziehungen zu anderen Frauen, vor allem zu seiner Schülerin Antonia Wolff, hielt die Ehe 52 Jahre lang bis zu Emma Jungs Tod.
Emma Jung interessierte sich ebenfalls für die Psychoanalyse. Sie unterstützte die Arbeit ihres Mannes und machte 1909/10 eine Analyse bei ihm. Im Konflikt zwischen C. G. Jung und Sigmund Freud versuchte sie zu vermitteln, bevor es 1913 zum endgültigen Bruch zwischen den beiden kam. C. G. Jung begründete seine eigene Schule der Analytischen Psychologie, die auch Emma Jung vertrat. Sie war von 1916 bis 1919 die erste Präsidentin des Psychologischen Clubs in Zürich, wo sich die Anhänger der Analytischen Psychologie versammelten. 1918 begann sie eine Analyse bei dem Jungianer Hans Trüb, und seit 1930 praktizierte sie offiziell selbst als Psychotherapeutin. Von 1950 bis 1955 amtierte sie als Vizepräsidentin des Züricher Carl Gustav Jung-Instituts. 1931 referierte Emma Jung im Psychologischen Club über den Animus, die Personifikation des Männlichen im Unbewussten der Frau (Ein Beitrag zum Problem des Animus), und 1950 verfasste sie einen Essay über die Anima, die Personifikation des Weiblichen im Unbewussten des Mannes (Die Anima als Naturwesen). Beide Vorträge wurden 1967 erstmals veröffentlicht. Ihr lebenslanges Interesse galt der Gralslegende. Sie hinterließ eine Studie zur symbolischen Bedeutung von Motiven der Gralslegende als Archetypen, die nach ihrem Tod von Marie-Louise von Franz bearbeitet und herausgegeben wurde.
 
"Die Legende vom Gral ist ein zentrales Motiv in der europäischen Geistesgeschichte. Sie verbindet religiöse Überzeugung und menschliches Streben nach Wahrheit miteinander. Immer enthalten ist die Wahrscheinlichkeit des Irrtums und des Scheiterns. Der Mensch ist in dieses Spannungsfeld eingebunden, aus ihm heraus bezieht er seine Fähigkeiten, aber auch seine ganz persönlichen Tragödien.
Das jetzt als Paperback-Ausgabe vorliegende Buch "Die Graalslegende" untersucht die psychologischen Aspekte und deren Bedeutung für die Gegenwart. Um es gleich vorweg zu sagen: Dieses Buch hat seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 1960 nichts von seiner Aktualität und Bedeutung verloren. Im Gegenteil kann es in Zeiten der Verwirrung, so wie wir sie gerade erleben, eine große Hilfe sein, dieses zu lesen und zu erleben. Ausgehend von C. G. Jungs Theorien über das Vorhandensein von archetypischen Bildern und Bedeutungszusammenhängen und deren Signifikanz für den Einzelnen und die Allgemeinheit, zeigen die beiden Autorinnen Interpretationsmöglichkeiten und Entwicklungen der unterschiedlichen Gralserzählungen auf.
Unsere seit langem säkularisierte Zeit leidet doch geradezu an einem Mangel an Zielen und Werten. Kaum jemand noch stellt sich die Frage, woher er kommt und wohin er geht. Trotz allem Materialismus, der sich heutzutage mit dem Mantel des Sozialen getarnt hat, ist der Mensch immer noch auf der Suche dessen, was ihn eigentlich ausmacht. Diese Suche führt leider allzuoft in die Oberflächlichkeiten der modernen Freizeitwelt und läßt den Suchenden sich dort in dem klebrigen Netz des Gewöhnlichen und Banalen verfangen.
Dieses Buch jedoch kann dazu beitragen, daß sich der Leser auf seine Wurzeln, die nun einmal bei uns die christlich-europäische Glaubens- und Gedankenwelt darstellt, besinnt. Nun kann und wird niemand verlangen, daß sich der Mensch, ganz dem Mittelalter verbunden, auf ein Pferd (Motorrad) setzt und Abenteuer (Erlebnisurlaub) sucht, wie sie in der Gralslegende geschildert sind. Das würde bedeuten, daß es nicht gelungen ist, die Quintessenz dessen, was die Suche nach dem Gral bedeutet zu verstehen.Es sind nicht die Abenteuer und Gefahren die uns von aussen drohen, sondern es sind die Wagnisse, die uns aus unserem eigenen Inneren drohen. Streben, Irren, Scheitern oder Gelingen. Das sind die uns immer noch betreffenden Möglichkeiten. Insofern war schon der mittelalterliche Mensch modern, oder der moderne Mensch noch mittelalterlich. Auf alle Fälle kann man einen Bogen ziehen und den Kreis schließen zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.
Die Zeiten mögen sich ändern, das Wesen des Menschen jedoch bleibt im Prinzip das Gleiche. Die Technik mag voranschreiten doch die moralischen Fähigkeiten und Möglichkeiten des Individuums sind noch mit denen verwandt, die Jahrhunderte vor uns lebten. Auch der moderne Mensch befindet sich noch auf der "Queste". Sein Ziel hat er noch lange nicht erreicht.
Wer sich auch in unserer Zeit die Fähigkeit bewahrt hat, Fragen über sich selber und seinen individuellen Platz in Geschichte und Gegenwart zu stellen, der wird dieses Buch mit Neugier und wachen Ohren lesen. Der Gewinn, den der Leser daraus ziehen kann, ist enorm." inkultura-online.de
 
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
 
Tafelnverzeichnis 7
Vorwort 9
Einleitung 11
Interpretation von Percevals Jugendgeschichte nach Chretien de Troyes 39
Die Besiegung des roten Ritters und die Begegnung mit Blancheflur 53
Percevals erster Besuch auf der Graalsburg 69
Die ersten zwei Symbole der Graalsprozession: Schwert und Lanze 83
Die Aufgabe Percevals 103
Das zentrale Symbol der Legende: der Graal als Gefäß 121
Der Graal als Stein 149
Der Tisch, der Teller und die zwei Messer 167
Deutung der Fortsetzung von Percevals «Queste» 179
Das Motiv des leidenden Graalkönigs 193
Die Gestalt Gauvains und Percevals Rückkehr zum Christentum 221
Die Abenteuer Gauvains 235
Percevals weitere Abenteuer 259
Die Erlösung des Graalsreiches und Percevals Ende 297
Robert de Borons Romande l'Estoire dou Graal 309
 
Das Problem der Trinität im Zusammenhang mit der Graalslegende
und die Idee einer Geheimtradition 325
Die Beziehung zwischen der Graalslegende und der Figur Adams 341
Das Problem des Vierten innerhalb der Trinität 349
Die Gestalt Merlins bei Robert de Boron und Geoffroy de Monmouth 357
Merlin als Medizinmann und Prophet 367
Merlin und der alchemistische Mercurius 377
Merlins Rolle in Robert de Borons «Perceval» und seine
Lösung des Graalsproblems 389
Das Verschwinden Merlins 401
Register 411

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Jung, Emma; Franz, Marie-Louise von
Verfasser*innenangabe: Emma Jung ; Marie-Louise von Franz
Jahr: 1997
Verlag: Zürich [u.a.], Walter-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPE
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ISBN: 3-530-40804-2
Beschreibung: 1. Aufl. der Sonderausgabe, 439, [32] S. : Ill.
Schlagwörter: Analytische Psychologie, Gral, Legende, Gralssage, Psychologie, Graal <Gefäß>, Gral <Motiv>, Heiligenlegende, Jungsche Psychologie, Komplexe Psychologie, Legende / Heiliger, Legenden, Volkslegende, Mensch / Psychologie
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Sprache: Deutsch
Abweichender Titel: Die Gralslegende in psychologischer Sicht
Fußnote: Neuauflage des 12. Bandes der ''Studien aus dem C. G. Jung-Institut'', Zürich : Rascher, 1960
Mediengruppe: Buch