Verlagstext:
In bislang zwei Etappen hat sich die nach Osten erweitert (Osterweiterung): am 1. Mai 2004 traten zehn Länder der Brüsseler Union bei; am 1. Januar 2007 folgten Rumänien und Bulgarien. Die Expansion ist nicht abgeschlossen. Mit Kroatien und Makedonien befinden sich zwei weitere Staaten im konkreten Aufnahmeverfahren. Was in Politik und führenden Medien ohne Ausnahme mit positiv klingenden Attributen versehen wird, hat indes mehr als nur Schattenseiten: Die Eingliederung ehemals kommunistisch regierter Staaten in das Brüsseler Regelwerk der vier kapitalistischen Freiheiten (Kapital, Dienstleistungen, Waren- und Personenverkehr) unterwirft einen halben Kontinent dem Kalkül expansionshungriger Konzerne aus Westeuropa, insbesondere aus Deutschland. Die Folgen sind eine Zurichtung der osteuropäischen Ökonomien auf den Bedarf der Märkte in den westeuropäischen Zentren sowie eine fortgesetzte soziale Verelendung bedeutender Teile der Gesellschaften im Osten. Europas Globalisierung hinterlässt zig Millionen von Verlierern der Transformation nach einer weitgehenden Liberalisierung - schreib: Zerstörung - von sozialen Sicherungssystemen unversorgt. Die vorliegende kritische Bestandsaufnahme der EU-Osterweiterung stellt den Ausgriff westeuropäischen Kapitals in Richtung Osten in einen historischen Kontext und setzt sich auch mit dem Begriff "Europa" auseinander. Vom lange geträumten deutschen "Drang nach Osten" über die durch Marshallplan für den Westen und Embargopolitik für den Osten divergierende Entwicklung nach 1945 bis zur Auflösung des RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) im Jahre 1991 spannt der Autor den Bogen jener Geschichte, die erzählt werden muss, um die Jahre der Transformation verstehen zu können. (Berichte über: Ungarn, Polen, Slowenien, Tschechein, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Baltikum, EU-Kandidat Kroatien)
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort 7
Europabilder 9
Wie groß ist Europa? 10
Der historische Raum der Erweiterung 12
Europa: Eine Begriffsgeschichte 13
Europas Teilungsgeschichte 18
Osterweiterung - historisch gesehen 23
Versuche deutscher Hegemonie im Osten 26
Europa im Zeichen der Blockbildung 30
Der Zerfall des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) 34
Innere und äußere Faktoren des Zusammenbruchs 36
Neoliberale Experten in der Endphase der Planwirtschaft 39
Der Fall des Außenhandelsmonopols 41
Scherenschnitt an der österreichisch-ungarischen Grenze 42
Der Mythos von der Revolution 45
Die Folgen der Iransformation:
Von der Krise zur Peripherisierung 47
Schocktherapie 47
Der Zusammenbruch in Zahlen 49
Herstellung eines Arbeitsmarktes 55
Sozialer Schock 56
Umverteilung im großen Stil 58
Ausverkauf 59
Nationalismus als verzweifelter Modernisierungsversuch 61
Brüssels Werdegang vom Kohlepakt zur Union 64
Der deutsch-französische Pakt 64
Europa-Abkommen 66
Von Maastricht 1992 bis Kopenhagen 1993 69
Zwischen Amsterdam und Luxemburg 1997 73
5 plus 1 und 5 plus 1 75
Der "Gemeinschaftliche Besitzstand" 77
Kopenhagen 2002 80
Die Kandidaten 83
Ungarn: Peripherer Kapitalismus an der Donau 84
Polen: Geschockt in den Kapitalismus 103
Slowenien: Versuch eines aufrechten Ganges nach Brüssel 121
Tschechien: Wirtschaftliche Eindeutschung 134
Slowakei: Das Elend beginnt östlich von Bratislava 147
Rumänien: Zurück wohin? 161
Bulgarien: IWF und Sachsen-Coburg-Gotha 174
Baltikum: Die nationale Wiedergeburt 178
Osteuropas Zurichtung zur Peripherie 184
Zehn Jahre für den Eigentumswandel 185
Verlängerte Werkbank 189
Das Kapital fließt nach Westen 192
Das Beispiel der Banken 193
Billiges Land, unbrauchbare Bauern 195
Soziale Deregulierung 198
Förderstruktur der Europäischen Union 201
Kein Geld.für Ostbauern 202
Der militärische Faktor:
Schengen-Regime und Eingreiftruppe 204
Menschenjagd 204
Die EU-Eingreiftruppe 207
Interventions- statt Sozialpolitik 209
Die NATO zuerst 210
Anmerkungen 214
Literatur 232