Die Neuveroeffentlichung von Peter Brueckners "Sozialpsychologie des Kapitalismus" in Kooperation mit dem Psychosozial-Verlag: "Wo liegt denn das wirkliche Bedingungsgefuege unseres psychischen 'Wachstums', unserer Entwicklung, unserer Wahrnehmungsweisen, unseres Verhaltens - gattungsgeschichtlich, fuer die Lebensgeschichte der Individuen, fuer dich und fuer mich?" (Brueckner, aus der Einleitung)
Das Ganze, den Zusammenhang denken, heisst fuer eine kritische Sozialpsychologie vor allem - und Peter Brueckner hat dies in der "Sozialpsychologie des Kapitalismus" exemplarisch ausgefuehrt -, Oekonomie, Kultur, Soziales und Psyche als scheinbar voellig unabhaengig voneinander existierende Sachverhalte zusammenzuspannen, sie so zu vermitteln, dass Phaenomene wie z.B. Kindesmissbrauch und -toetung auf eine Art und Weise erklaerbar werden, die den Blick weg richten von den Taetern und hin auf die Verhaeltnisse, in denen Menschen zu Taetern und zu Opfern werden koennen.
"Was soll man von Erfahrungswissenschaften halten, deren Analysen zeigen, dass ihnen der Schreck ueber Auschwitz nie in die Glieder gefahren ist?", fragte Peter Brueckner vor 20 Jahren in seinem Einleitungstext zu diesem Buch. Orientiert an Adornos Diktum, dass alles unternommen werde, damit Auschwitz sich nicht wiederhole, analysiert Brueckner die Formen von Gewalt, welche die bundesrepublikanische Wirklichkeit auszeichneten und die sich bis heute kaum veraendert haben. Vor allem die Analysen gewaltfoermiger Beziehungen innerhalb der buergerlichen Familie - spaeter auf den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs verengt und skandalisiert - zeigen, dass Brueckner es versteht, Subjektivitaet (Biografie, Sozialisation etc.) und Gesellschaft (Politik, Oekonomie, Wissenschaft etc.) zusammenzudenken wie kein anderer Sozialpsychologe.
/ AUS DEM INHALT: / / / Inhalt
Vorwort (Klaus Weber) 5
Zur Einleitung 21
Kapitel 1: Sozialstrukturelle Gewalt der burgerlichen
Gesellschaft - die Arbeiterklasse im Kapitalismus 25
Soziale Integration 28
Sozialisation 49
Intrafamiliale Sozialisation 56
Kapitel 2: Gewalt in der Sozialisation (I)
Kindestotung und Kindesmisshandlung 65
Vorbemerkung 66
Statistik der Gewalt 67
Die geschlossene Gesellschaft des Elends 69
Eine Konvergenztheorie: Anlage und Milieu 75
Eine konditionalgenetische Analyse 100
Kapitel 3: Gewalt in der Sozialisation (II)
Zur Situation der Familie 109
Vorbemerkung 110
Entwicklungsgeschichte der Aggression 110
Dialektik der Besitzverhaltnisse 113
Gewaltfbrmigkeit und Sozialisation 114
Der institutionelle Bezugsrahmen fur Sozialisation 115
Die Rolle der Frau als "sozialstrukturelle Gewalt" 119
Kapitel 4: Gewaltformigkeit in der Regelung zwischenmenschlicher
Beziehungen (Integration) 127
Vorbemerkung 128
Komplizenschaft der Lohnabhangigen 130
Feindseligkeit in den zwischenmenschlichen
Beziehungen 142
Polarisierung in Henker und Opfer 143
Kapitel 5: Gewaltformigkeit in der Politik
der herrschenden Klassen 153
Vorbemerkung 154
Die Ruckkehr roher Gewaltformigkeit in die
Politik der herrschenden Klassen 159
Kapitel 6: Offentliche Kapitulation vor
unterdruckender Gewalt