Das Jahr 1968 steht für die weltweite Auflehnung der Jüngeren gegen als autoritär empfundene Gesellschafts- und Staatsformen. Im Mittelpunkt dieses historischen Bandes über "Achtundsechzig" im östlichen Europa, in dem Beiträge von Zeitzeugen durch wissenschaftliche Aufsätze ergänzt werden, stehen die Reformversuche des "Prager Frühlings", einen demokratischen, menschlichen Sozialismus zu schaffen. Heute erkennt man: Was in der Tschechoslowakei unmittelbar, weniger folgenreich in Polen und Jugoslawien, geschah, strahlte auch auf die "freie Welt" aus und war mit der militärischen Niederschlagung durch die Warschauer-Pakt-Staaten keineswegs vorbei – 1968 ist ein zentrales Ereignis auf dem Weg zur späteren Auflösung der Blöcke im Kalten Krieg.
Im Westen ging es gegen "Konsumterror", "Formaldemokratie", Imperialismus und neokoloniale Abhängigkeiten im Spätkapitalismus – im Osten gegen die harte strukturelle Repression einer monopolbürokratischen Diktatur. 1968 kulminieren zahlreiche einzelstaatliche Ereignisse, die alle eine jahrelange Vorgeschichte hatten. Doch während die westlichen, insbesondere studentischen Bewegungen ausführlich beleuchtet wurden, finden die tschechoslowakischen Ereignisse, ihre Bedingungen und Fernwirkungen nicht die Aufmerksamkeit und Würdigung, die ihnen eigentlich zukommen müssten. Das will dieser Band ändern. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung der Herausgeber................................................................. 7
Peter Brandt
Der tschechoslowakische Reformsozialismus
und seine Beendigung .........................................................................19
Michal Reiman ¦ Iris Kempe
Der Prager Frühling nach SO Jahren..................................................... 37
Petr Uhl im Interview mit Zdenko Pavelka
Emanzipation nach dem August 1968 ................................................ 45
Peter Weiss
Der Tschechoslowakische Frühling 1968 und die langen Linien
der slowakischen Nationalstaatsbildung .............................................65
Libor Roucek
Der Prager Frühling, die tschechoslowakische Außenpolitik
und die »deutsche Frage«................................................................. 129
Katarzyna Stoktosa
Die Beziehungen zwischen Warschau und Bonn in den Jahren
von 1967 bis 1970 ............................................................................ 145
Anna Kaminsky
»Wir protestieren ...«- Reaktionen der Bevölkerung in der DDR
auf den »Prager Frühling« .............................................................. 165
Christoph Jünke
Die Auseinandersetzung in der westdeutschen APO über die
sowjetische Invasion in der CSSR ................................................... 179
Peter Brandt
Das politische »1968« global ........................................................... 203
Luciana Castellina
1968: Italien, West und Ost - Erinnerungen und Reflexionen .... 239
Gert Weisskirchen
1968 - Aufbrüche und Niederlagen ................................................ 257
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren ....................................... 285