Erhard Oeser veranschaulicht anhand vieler Beispiele, dass die Evolution als eine Abfolge von Katastrophen begreifbar ist. Dies geht mit der Erkenntnis einher, dass im Vergleich zu den erdgeschichtlichen Vernichtungsakten, die zur Entstehung neuer Welten führten, jene Ereignisse, die in der Menschheitsgeschichte die Erde verwüsteten, nichts Ungewöhnliches sind. Das Entsetzen, das uns beim Anblick von Massentod und Zerstörung ergreift, muss der Einsicht weichen, dass jede Katastrophe der Beginn einer Erneuerung ist. Diese Tendenz setzt sich in gesellschaftlichen Extremereignissen wie beispielsweise Wirtschafts-Crashs oder Kriegen fort, deren Mechanismen viel mit evolutionären Vorgängen gemein haben.
Der Schauer der uns überläuft, wenn wir über das Aussterben der Dinosaurier spekulieren, scheint nach der Lektüre von Erhard Oesers neuem Buch näher zu rücken. Denn in Anbetracht von Klima-, Seuchen- und Zivilisationskatastrophen stellt sich die Frage, ob die Menschheit bereits an ihrer eigenen Ausrottung ›arbeitet‹. Wer wird uns dann evolutionär nachfolgen, die Erde bevölkern und unsere Nische besetzen?
Erhard Oeser, geb. 1938, ist emeritierter Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften an der Universität Wien und Vorstand des Institutes für Wissenschaftstheorie. Er erhielt 2006 den Eugen Wüster Sonderpreis für Terminologie-Forschung. (Verlagstext)
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Vorwort
Einleitung: Die Wiederkehr der Katastrophentheorie 10
1. Historische Katastrophentheorien 17
Sintfluttheorien: Biblische Tradition und naturwissenschaftliche
Aufklärung 17
Der Einbruch der Meeresfluten: Die Kataklysmentheorie Cuviers 23
Vorsintflutliche Ungeheuer: Die Entdeckung der Dinosaurier 27
2. Evolution in kleinen Schritten und großen Sprüngen 44
Die Entdeckung der Tiefenzeit: James Hutton 44
Die ewige Wiederkehr des Gleichen: Charles Lyell 47
Evolution in kleinen Schritten: Der Gradualismus Darwins 50
Hintergrundaussterben und Massenaussterben 53
Evolution in Sprüngen: Saltationismus und Punktualismus 55
3. Tod aus dem Weltraum: Der Untergang der Dinosaurier 60
Das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit 60
Vom Himmel fallende Steine 63
Die älteren Vorstellungen über die Bedrohung der Erde
durch Kometeneinschläge 65
Die Anfänge moderner Impakttheorien 79
Der Dinosaurier-Impakt: Alvarez 1980 83
Weltenbrand, Winternacht und saurer Regen 87
4. Die Katastrophen der Hominidenevolution 93
Sprunghaftes Gehirnwachstum: Psychozoikum 94
Der Untergang der Hominiden 97
Die sechste Auslöschung: Frühe menschliche Einflüsse 101
5. Die unruhige Erde: Erdbebenkatastrophen 104
Historische Erklärungsversuche der Erdbeben 105
Kontinentalverschiebung und Plattentektonik 110
Die Erschütterung der vollkommenen Welt: Lissabon 111
Blattverschiebung und Scherbruch: San Francisco 115
Das Reich des Todes und der Verzweiflung: Im zerstörten Messina 118
Feuersbrunst und Flutwelle:Tokio und Yokohama 122
Unabwendbar, aber nicht voraussagbar:
Das Problem der Erdbebenprognose 125
6. Die Tore zur Hölle: Vulkanausbrüche 127
Der Aschenregen: Pompeji und Herculaneum 127
Ein Jahr ohne Sommer:Tambora und Krakatau 132
Die Schlammlawine: Nevado del Ruiz 140
7. Wetterkatastrophen und Klimawandel 143
Tornados, Hurrikane und Zyklone 143
Klimawandel und Treibhauseffekt 154
Klimahysterie: Eisbärenaussterben und Gletscherrückgang 159
8. Aufstieg durchJJntergang: KatastropheJ\Aensch 164
Die Bevölkerungskatastrophe und die apokalyptischen Reiter 164
Der Sieg über die Natur und die technischen Katastrophen 169
Die evolutionären Stufen des Krieges 180
Das Schweineprinzip und die Wirtschaftskatastrophen 185
Schluss: Evolution als Abfolge von Katastrophen 192
Literatur 195
Register 202
Personen 202
Sachen 205