Cover von Entwicklungen der Psychologie Sigmund Freuds wird in neuem Tab geöffnet

Entwicklungen der Psychologie Sigmund Freuds

Salber, Wilhelm
Wilhelm Salber
Bonn, Bouvier
Mediengruppe: Buch
Bände

Inhalt

Salber verfolgte einen integrativen Forschungsansatz, in dem er unterschiedliche psychologische Schulen und Forschungsmethoden miteinander in Beziehung setzte (Wilhelm Dilthey, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud, Wolfgang Köhler, Friedrich Sander). Unter Berücksichtigung psychoanalytischer, ganzheits- und gestaltpsychologischer Erkenntnisse entwickelte er ein neues psychologisches Konzept, die psychologische Morphologie. Sie geht vom Erleben aus und kommt mit Hilfe einer methodisch strengen Vorgehensweise zu überprüfbaren Erklärungen. Das Konzept fand in der akademischen Psychologie jedoch nie Anerkennung."Gestalten stellen eine letzte Erklärung auch bei Freud dar. Der "Kernkomplex", die ödipale Situation, ist nichts anderes als eine Gestalt; sie umschreibt anschaulich, ganzheitlich und entwicklungsfähig ein Gesetz der Eltern-Kind-Beziehung. Wenn wir etwas zu interpretieren suchen, indem wir diesen Kernkomplex anführen, verstehen wir ein Geschehen als geordnet gemäß einem solchen "Urbild". Man tut gut daran, sich zu erinnern, daß "Ödipus" kein abstrakter psychologischer Begriff ist, sondern eine Gestalt der griechischen Mythologie. Die Gestalt umschließt einen dramatischen Vorgang, der Schlüsselbegriff für die Erklärung einer ganzen Reihe von Phänomenen wird. Ranks Versuch, den Typus der an den Vater fixierten Tochter in verschiedenen Variationen aufzuweisen, zeigt den Ödipuskonflikt in verschiedenen Modifikationen und Entwicklungsstufen. Die verschiedenartigen Handlungen, die wir bei solchen Mädchen beobachten können, sind aus dem Kernkomplex abzuleiten und verständlich zu machen. Die an den Vater fixierte Tochter sucht nach Rank gleichsam eine Grundtatsache in einer Fülle von Entwicklungsmöglichkeiten zu entstellen (Sprossformen); dennoch ist alles, was sie tut, gegründet in dem Bemühen, eine bestimmte Gestalt in alldem zu erhalten. Die bildhafte Ganzheit bleibt erhalten: ob sie andere Männer nach diesem Bilde wertet oder formt, ob sie sich tyrannisieren lässt oder tyrannisiert, ob "männermordend" oder "-verachtend", immer lässt sich das, was hier als Phänomen zu beobachten ist, gliedhaft in die Gestalt des Ödipus-Problems einpassen, aus ihr entwickeln oder ableiten. Das ist wie bei einer Karikatur, wo eine anschauliche Gegebenheit auf eine andere anschauliche Gegebenheit (Typus) bezogen wird; die "wahre" Gestalt von Politikern etwa enthüllt sich dann als Säuglingsschwester, Polizist, lockende Sirene. Bei Rank wird das einzelne Verhalten von einer zentralen Gestalt aus verstanden, auch dann, wenn das Verhalten scheinbar das Gegenteil besagt. Von der gestalthaften Erklärung aus kann entgegengesetztes Verhalten ähnlich, ähnliches Verhalten entgegengesetzt sein. Es gehört zum Wesen der bedingenden Form, dass wir aus ihr unterschiedliche Verhaltensweisen ableiten können."

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Salber, Wilhelm
Verfasser*innenangabe: Wilhelm Salber
Verlag: Bonn, Bouvier
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.BP
Suche nach diesem Interessenskreis
Beschreibung: 3 Bände
Suche nach dieser Beteiligten Person
Mediengruppe: Buch