Die Borderlinestörung hat sich zu einem der am meisten untersuchten Störungsbilder entwickelt. Ihre Kennzeichen sind unreife und unflexible Abwehrbewegungen zur Regulierung psychischer Homöostase, Identitätsdiffusion als Ausdruck unzureichend integrierter Selbst- und Objektbilder sowie eine überwiegend intakte Realitätsprüfung, die jedoch in Zuständen intensiver Angst vorübergehend zusammenbrechen kann. Petra Holler zeichnet die Geschichte des psychoanalytischen Borderlinekonzepts nach. Beginnend mit der Etablierung der Psychiatrie und Neurologie als Disziplinen der Medizin, gelangt sie zum modernen psychoanalytischen Borderlinekonzept nach Otto F. Kernberg, das objektbeziehungstheoretische, moderne kleinianische, Ich-psychologische und affekttheoretische Konzepte integriert. Bei der Behandlung der Störung muss das psychoanalytische Vorgehen je nach Schweregrad der strukturellen Beeinträchtigungen modifiziert und angepasst werden. Anhand von zahlreichen kurzen Fallskizzen vermittelt die Autorin einen plastischen Eindruck der besonderen Herausforderungen in der Therapie von Borderlinepatientinnen und -patienten.
Inhalt
Einleitung......................................................................... 7
Zur Geschichte des Borderlinekonzepts .............................. 21
Vorläufer eines Borderlinekonzepts im 19. Jahrhundert .............. 21
»Bloody nose« und religiöse Einkehr -
»folie raisonnante« und »moral insanity«.................................. 21
»La grande nevrose« oder »la petite hysterie«?........................... 27
Zwischen »Hirn und Hoden«
oder »Hanging around the borderland« .................................. 33
Jugendliche Verwahrlosung und Dissozialität ........................... 36
Das kleinianische Kind
und der Beginn der Objektbeziehungstheorie ........................... 46
Das Konzept der Positionen ................................................ 51
Die paranoid-schizoide Position............................................ 51
Die depressive Position..................................................... 55
Die Borderlinestörung als »Fixierung dazwischen« .................... 58
Das Borderlinekonzept jenseits des Atlantiks ........................... 61
Das Borderlinekonzept von Otto F. Kemberg ............................ 64
Die Borderlineorganisation der Persönlichkeit............................ 65
Die Rolle der Affekte........................................................ 70
Trauma, Hass und Neid..................................................... 71
Die Frage des Selbst und der Identität.................................... 73
Empirische Befunde als Bindeglied zwischen psychoanalytischen
und nicht-analytischen Erklärungsansätzen.............................. 75
Zusammenfassung: Psychotherapeutische Implikationen............. 77
Allgemeine Grundlagen und Ziele der Psychotherapie ......... 81
Die depressive Position als reifes Organisationsprinzip................ 84
Das Ringen um psychische Homöostase:
Spaltungsbewegungen als Funktions- und Regulationsmodus...... 86
Wenn der Andere zum Feind wird ......................................... 86
Die Regulation psychischer Homöostase
im Rahmen typischer Übertragungsmuster ............................... 90
Die therapeutische Gesamtszene: »Was liegt in der Luft?« ........... 101
Projektiv identifikatorische Regulationsprozesse ...........................101
Der Verstehensprozess: Klärung, Konfrontation, Deutung................ 112
Regressionssteuernd versus regressionsfördernd:
Modifizierungen in der Behandlung von Borderlinepathologien......... 120
»Die Grenzen der Seele abschreiten«:
Behandlungsvereinbarungen und Grenzsetzungen......................... 122
Das Fremdeln mit der Aggression .......................................... 129
Borderlineentwicklungen und die Grenzen des Machbaren........... 134
Literatur ............................................................................ 137