(I-21/04-C3) (GM ZWs / FP,SC)
Der bekannte Historiker Pierre Rosanvallon entwirft eine bisher noch fehlende kohärente Theorie des Populismus . Er untersucht seine Attraktivität als Lösung für gegenwärtige Probleme, entfaltet seine Geschichte und unterzieht ihn einer gründlichen Kritik. Daraus resultierend skizziert er einen Alternativvorschlag für eine verallgemeinerte Volkssouveränität, die die Demokratie bereichert, anstatt sie zu vereinfachen und zu polarisieren: eine vitale Demokratie, die sich ständig selbst be- und hinterfragt. Denn nur durch permanente Anstrengung und Transparenz kann das populistische Projekt seine Attraktivität verlieren.
Inhalt
EINLEITUNG DEN POPULISMUS DENKEN 9
Eine zu theoretisierende Realität 11
Die Anatomie des Populismus 15
Die drei Geschichten des Populismus 16
Zur Kritik des Populismus 20
Die Alternative 22
I ANATOMIE 25
1 Eine Auffassung des Volkes: das homogene Volk 27
Von der Klasse zum Volk 29
Sie und Wir 30
Die Macht eines Wortes 32
2 Eine Demokratietheorie: direkt, polarisiert, unmittelbar 35
Der Kult des Referendums und das Lob der direkten
Demokratie 36
Die polarisierte Demokratie 38
Der unmittelbare Ausdruck des Volkes 40
3 Ein Repräsentationsmodus: der Homme-peuple 44
Der lateinamerikanische Präzedenzfall 45
Die organische Führungsfigur 47
4 Eine Wirtschaftspolitik und -philosophier
der Nationalprotektionismus 51
Die Rückkehr des politischen Willens 53
Eine Auffassung von Gerechtigkeit und Gleichheit 55
Der Protektionismus als Sicherheitsinstrument 57
5 Ein System der Leidenschaften und Emotionen 59
Die Faktoren dieser »Rückkehr der Emotionen« 60
Die positionsbezogenen Emotionen 63
Die verstandesbezogenen Emotionen 65
Die interventionsbezogenen Emotionen 68
Gibt es eine populistische Persönlichkeit? 69
6 Einheit und Vielfalt der Populismen 72
Der diffuse Populismus 73
Regime und Bewegungen 76
Rechtspopulismus und Linkspopulismus 77
II GESCHICHTE 89
1 Geschichte populistischer Momente (I):
Cäsarismus und illiberale Demokratie in Frankreich 91
Die Theorie des Plebiszits 92
Der Homme-peuple und das homogene Volk 93
Die demokratische Polarisierung 97
Die cäsaristische Kritik der Parteien 98
Eine »demokratische« Sicht der Einschränkung der
Pressefreiheit 103
2 Geschichte populistischer Momente (II): die Jahre 1890-1914 108
Das Referendum als Allheilmittel 114
Der Aufstieg des Nationalprotektionismus 117
Der gescheiterte Populismus 121
3 Geschichte populistischer Momente (III):
das lateinamerikanische Labor 125
Gaitan: eine Gründergestalt 128
Das peronistische Regime 130
Zur Bezeichnung des lateinamerikanischen Populismus 133
4 Begriffsgeschichte: der Populismus als demokratische Form 136
Strukturelle Aporie (I): das unauffindbare Volk 137
Strukturelle Aporie (II): die Zweideutigkeiten der
Repräsentativdemokratie 142
Strukturelle Aporie (III): die Wandlungen der
Unpersönlichkeit 146
Strukturelle Aporie (IV): die Definition des
Gleichheitsregimes 149
Grenzfälle der Demokratie: die drei Familien 150
III KRITIK 157
Einleitung 159
1 Die Frage des Referendums 162
Die Auflösung des Verantwortungsbegriffs 165
Entscheiden heißt nicht wollen 170
Die Vernachlässigung des Beratens 172
Ein Hang zum Unumkehrbaren 175
Das Schweigen über die normative Geltung der Referenden 179
Die paradoxe Enteignung der Demokratie durch das
Referendum 181
Den demokratischen Erwartungen entsprechen,
die der Referendumsidee zugrunde liegen 181
2 Polarisierte Demokratie versus potenzierte Demokratie 185
Demokratische Fiktion und Horizont der Einstimmigkeit 186
Die neuen Ausdrucksformen des Gemeinwillens 190
Die Macht des Beliebigen 192
Die Macht von niemandem 195
Demokratische und nicht bloß liberale Institutionen 196
3 Von einem imaginären Volk zu einer demokratischen
Gesellschaft im Aufbau 199
Von der imaginären zur realen Gesellschaft 202
Das 1 % 207
Populistisches Volk und demokratische Gesellschaft 209
4 Der Horizont der Demokratie: die Frage der
Unumkehrbarkeit 211
Philosophie und Politik der Unumkehrbarkeit 212
Polarisierung und Politisierung der Institutionen 218
Epistemologie und Moral der verallgemeinerten Politisierung 222
SCHLUSS DER GEIST EINER ALTERNATIVE 225
Anhang 235
Geschichte des Wortes »Populismus« 235
Bibliografie 252
Personenregister 262