Die politische Theorie scheint zur Zeit in der Politikwissenschaft an Bedeutung

zu gewinnen, zumindest was die Veröffentlichungen anbelangt. Das

von zwei jungen Dresdner Politologen herausgegebene und hauptsächlich

von Nachwuchswissenschaftlern verfaßte Werk stellt zwar keinen „systematischen

Überblick“ dar, wie auf der Rückseite des Buches heißt, sondern eher eine Aneinanderreihung der relevanten Theorien; gleichwohl wird damit ein reichhaltiger Überblick gegeben. Gegenstand der Darstellung sind die politischen Theorien der letzten zwanzig Jahre und der Vorläufer, auf denen sie fußen. Diese werden im ersten Band behandelt (Frankfurter Schule, Konservatismus, Neomarxismus, Systemanalyse u.a.), im zweiten Band dann die aktuellen Theorien, z.B. politischer Liberalismus, Kommunitarismus, Deliberation, Pragmatismus, Neoinstitutionalismus, Feminismus,

Rational Choice. Die einzelnen Theorien werden stets anhand eines Referenztheoretikers“ behandelt, eines herausragenden Vertreters des jeweiligen

Ansatzes. Die Artikel sind stets nach einem einheitlichen Schema aufgebaut: 1. Einleitung in die Theorie und den Referenztheoretiker; 2. Rekonstruktion der Theorie des Referenztheoretikers nach dem Schema a) elementare Konzepte des Ansatzes, b) empirische Verfaßtheit von Politik, c) normative Leistungskriterien; 3. zeitgenössische Kritik und Kritik aus der Gegenwart; 4. Tableau für alternative Theorieentwicklungen innerhalb des Paradigmas; 5. ausgewählte kommentierte Literaturangaben

Die Artikel umfassen jeweils 30 - 40 Seiten, die Autoren haben mithin Platz genug zur Verfügung, die jeweiligen Theorien darzustellen. Neben einer Einleitung zu Anfang eines jeden Bandes findet man am Ende von Bd. 1 eine Zwischenbetrachtung Entwicklungspfade der politischen Theorie nach 1945. Es ist bedauerlich, daß am Ende von Bd. 2 kein abschließender Überblick über die aktuellen Theorien zu finden ist. Beide Bände haben als Anhang ein integriertes Sach- und Namensregister und eine Übersicht über die Beiträger. Daß das Werk bereits in der zweiten Auflage2 erscheint, zeigt, daß die Nachfrage groß genug ist, um einen solch umfangreiche Übersicht mehrfach herauszugeben. Die Beiträge der neuen Auflage wurden überarbeitet,

die Literaturangaben aktualisiert. Die Auswahl der behandelten Theorien ist ungewöhnlich breit und auch der Marxismus wird im ersten Band mit behandelt. Studierende, die an Theorien der internationalen Beziehungen interessiert sind, werden bei Pragmatismus, Dekonstruktion und Rational Choice zumindest bekannte Ansätze finden. Allerdings sind andere Theorien der internationalen Beziehungen, wie z.B. der „Realismus“ nicht behandelt. Die Artikel sind sehr gut lesbar, sind aber meiner Meinung nach nicht „außerordentlich anspruchsvoll“ und erfordern keine „soliden Grundkenntnisse“, wie es in einer Rezension der Vorauflage heißt. Sie sind für das Selbststudium auf Grundstudiumsniveau geeignet. Bedauerlich ist nur, daß die Sorgfalt

bei der Erstellung der Texte beim Lektorat keine Fortsetzung gefunden hat: in Bd. 2 sind immer wieder Textpassagen unmotiviert unterstrichen, ein Layoutfehler, der bei der Lektüre überaus ärgerlich ist und den man durch einfaches Blättern hätte feststellen und danach beseitigen können. Jürgen Plieninger

QUELLE

Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und

Wissenschaft

http://ifb.bsz-bw.de/

2 Bei Bd. 2 handelt es sich um die dritte Auflage, da dieser bereits in einer Vorauflage

einzeln erschienen war.

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