Frauen verbrennen ihren Hijab, Mullahs werden die Turbane vom Kopf gerissen. Katajun Amirpur ordnet den Aufstand gegen den Gottesstaat, der seit September 2022 im Gange ist, in eine Entwicklung ein, die vom Westen bisher kaum bemerkt wurde: Nicht nur die iranische Gesellschaft wendet sich zunehmend vom Islam ab, sondern auch das Regime selbst. Nationale Größe hat sogar offiziell Vorrang vor dem Koran. Nicht die Mullahs herrschen, sondern Polizei und Militär. Das aufrüttelnde Buch lässt uns Iran mit anderen Augen sehen.
Der Iran ist seit der Revolution von 1979 ein Gottesstaat: Allah selbst regiert das Land mit Hilfe eines Rechtsgelehrten, der stellvertretend die Staatsgewalt innehat. So jedenfalls die Ideologie, der das westliche Bild vom Staat der Mullahs willig folgt. Doch hinter der Fassade der strikten Gottesherrschaft hat sich längst eine brutale Diktatur der Revolutionsgarden etabliert, der es um Machterhalt und geopolitischen Einfluss geht. Katajun Amirpur beschreibt auf der Grundlage weitgehend unbekannter Quellen, zahlreicher Besuche in Iran, Gesprächen mit Dissidenten sowie Berichten von Zeitzeugen, welche Wandlungen das Regime durchgemacht hat und warum sich immer mehr Menschen vom Islam abwenden: hin zu anderen Religionen, zu einer individuellen Gottgläubigkeit oder zu einer säkularen Haltung. Die Iraner – und besonders die Iranerinnen – haben begonnen, die Fassade des Islamismus niederzureißen. Katajun Amirpurs überraschendes Buch macht eindrucksvoll deutlich, warum sie trotz aller Opfer endlich Erfolg haben könnten. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung: Der Aufstand gegen den Gottesstaat
Ein revolutionärer Prozess
Warum der Aufstand scheitern kann
Widerstand gegen den Islamismus, Abwendung vom Islam
1. Nach der Revolution: Macht und Ohnmacht der Literatur
Huschang Golschiri und die Zensur
«Kunst wird geboren aus Schmerz»
2. Politische Wandlungen nach Khomeini
Rafsandschanis Scheitern stärkt die Hardliner
Lichtblicke für Kulturfreunde
Mai 1997: Ein Reformer wird Präsident
Soroush und die Frage der Menschenrechte
Unerhörte Töne wider die politische Allmacht
Plädoyer für einen spirituellen Islam
Eine emanzipatorische Frauenbewegung entsteht
3. Freimut und Frustration: Auf dem Weg ins neue Jahrtausend
Der große Satan USA
Kettenmorde und Reformstau
Akbar Gandschi: Irans letzter Held
Das Attentat auf Hajjarian und der Pressecrackdown
Gadamer lesen in Teheran
Die Berlin-Konferenz
Ein Präsident der Frauen?
Entfesselter Absolutismus
Iran und der 11. September
4. Spielräume kritischen Denkens
Zu Recht auf der Achse des Bösen?
Hoffnungsort Nadschaf
Habermas in Iran: Hier werden meine Bücher gelesen
Ein Volk verschwindet
Hosein Khomeini sucht die Hilfe der Amerikaner
Der Friedensnobelpreis für Shirin Ebadi
5. Hardliner in der Wagenburg
Blockierte Kandidaten, apathische Wähler, Abgeordnete im Sitzstreik
Drogen, Druck und Depressionen
Schuhputzer der Nation: Ahmadinedschad gewinnt die Wahl
«Israel must be wiped off the map»
Der Philosoph der Islamisten
Das größte Opfer dieser Theokratie ist Gott
Die Inquisition in der Islamischen Republik
Mit dem Schwert in der Hand
«Der Islam ist keine aggressive Religion»
Ahmadinedschads Heiligenschein
Kein persischer Frühling
Die größte Legitimationskrise seit der Revolution
6. W wie weiblich. W wie Widerstand
Men in Hijabs
Nur ein Stück Stoff?
Islamischer Feminismus
Ein Ayatollah für Frauenrechte
7. Eine zweite Kulturrevolution? Ideologien sind out!
«Wir haben unsere Stimme zurückgewonnen»
Rohani, ein Wolf im Schafspelz?
Selbst Moscheen dürfen zertrümmert werden
8. Sanktionen, Corona und die Flucht vor dem Islam
Solange der Basar nicht schließt
Die neue Macht der Revolutionsgarden Habe ich die Revolution verpasst?
Trump und die iranischen Falken
Veilchenöl gegen das Coronavirus
Epilog: Nur eine islamische Revolution konnte die islamischen Wurzeln ausreißen
Literatur
Dank
Personenregister