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Traum und Existenz

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Binswanger, Ludwig
Verfasser*innenangabe: Ludwig Binswanger
Jahr: 1992
Verlag: Bern [u.a.], Gachnang & Springer
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

1954 trat Michel Foucault mit einer ersten selbständigen Publikation – »Maladie mentale et personnalité« – an die Öffentlichkeit. Im gleichen Jahr erschien eine französische Neuauflage von Ludwig Binswangers Text »Traum und Existenz« (deutsche Erstveröffentlichung 1930), den der junge Foucault mitübersetzt und mit einer ungewöhnlichen und umfangreichen Einleitung versehen hatte. Sie wird heute als seine erste nach-universitäre Veröffentlichung angesehen, zählt in Fachkreisen als Rarität und ist in der vorliegenden Ausgabe zum ersten Mal auf Deutsch erschienen.
Michel Foucaults Einleitung übersteigt den Umfang des Binswanger-Textes um mehr als das Doppelte und widmet sich ausdrücklich nicht dessen Exegese, sondern der Herausarbeitung seines objektiven Sinnes. Foucault schreibt: Und wir glauben, das Werk Binswangers ist bedeutend genug, um einen zu haben. Das Problem, das er sich gestellt hat, findet man in seinen Texten; wir wollten dasjenige freilegen, auf das er geantwortet hat. Was hatte Michel Foucault in Ludwig Binswanger, dem Schweizer Psychiater und Begründer der Daseinsanalyse, und dessen Traumtheorie gesehen, das ihn zu diesem ausufernden Kommentar inspirierte, zu diesem ersten kühnen »Denk-Aufschwung«, wie der Übersetzer Walter Seitter in seinem instruktiven Nachwort schreibt? Michel Foucault erkannte in Binswangers Traumtheorie nichts weniger als den Versuch zu einer Anthropologie der Imagination. In kritischer Wendung gegen Freud wollte Binswanger die Traumerfahrung nicht als defizienten Status des Subjekts akzeptieren, nicht auf eine Wiederholung archaischer Etappen der Persönlichkeit reduzieren, sondern erblickte darin einen besonderen Seinsmodus der Existenz mit oft zukunftsweisender Kraft: Das Thema, das sich das Dasein im Schlafe gibt, der ›Inhalt‹ des Dramas also, ist das Wichtige und Ausschlaggebende, die Rollenverteilung ist demgegenüber das Zufällige und Nebensächliche (Binswanger). Ausgehend von den Träumen Gottfried Kellers unternahm Binswanger den Rekurs auf Mythos und Philosophie der Griechen, um an eine vergessene Tradition der Kulturgeschichte anzuknüpfen: die Auffassung des Traumes als Erkenntnisereignis, als Erfahrung einer Transzendierung, als Fingerzeig zur Odyssee der menschlichen Freiheit. Foucault band diese philosophische Orientierung, eine eigenständige Untersuchung über Traumauffassungen von Romantik und Klassik und eine von Husserl ausgehende Kritik der eindimensionalen Traumlektüre Freuds in explosiver Manier aneinander, um seine Auffassung transzendierender Sprachstruktur zu formulieren, die dem Traum ebenso wie jedem anderen Ausdrucksgeschehen zugrunde liege. Faszinierende Ausführungen zum Verhältnis von Imagination und Bild bestimmen das Bild als Verfallsform der Imagination, als Erstarrung der Freiheit. Die Imagination als Bewegung einer Freiheit, die sich (zu) Welt macht, sei dagegen wesenhaft bilderstürmerisch. Der wahre Dichter versagt sich der Wunscherfüllung des Bildes, denn die Freiheit des Imaginierens obliegt ihm als eine Aufgabe der Verweigerung. FoucaultS Argumentation aus den Quellen der Literatur scheint jedoch auch eine Rehabilitation des Bildes zu kennen: Der Wert einer dichterischen Imagination bemisst sich nach der inneren Zerstörungsmacht des Bildes.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Binswanger, Ludwig
Verfasser*innenangabe: Ludwig Binswanger
Jahr: 1992
Verlag: Bern [u.a.], Gachnang & Springer
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.T
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 3-906127-31-1
Beschreibung: 148 S.
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Foucault, Michel [Vorr.]
Fußnote: Aus dem Franz. übers.
Mediengruppe: Buch