Verlagstext:
Dr. Oetker war und ist eines der erfolgreichsten Familienunternehmen Deutschlands. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts dominierte es die Nische der Back- und Puddingpulverindustrie, expandierte aber schon in den 1920er Jahren nach Europa und in andere Branchen. Erstmals hat das Unternehmen nun einer Forschergruppe Zugang zu seinem Archiv gewährt, um seine Geschichte während des "Dritten Reiches" aufzuarbeiten.
Dr. Oetker pflegte enge Beziehungen zur NS-Bewegung, zur Wehrmacht und zur SS. Das Unternehmen wurde zu einem der ersten "nationalsozialistischen Musterbetriebe". An der Spitze stand Richard Kaselowsky, der Mitglied des "Freundeskreises Reichsführer-SS" war. Rudolf-August Oetker wurde zum Wirtschafts- und Verwaltungsführer der Waffen-SS ausgebildet, ehe er die Nachfolge an der Firmenspitze antrat. Schon vor dem Krieg profitierte das Lebensmittelunternehmen vom "Rüstungsboom", und Oetker- Produkte fanden den Weg in die Feld- und Großküchen. Im Krieg galten sie an der "Heimatfront" als wichtiger Beitrag zur Versorgung der Zivilbevölkerung. Angesichts des allgegenwärtigen Mangels boten Pudding und Kuchen nach sparsamen Kriegsrezepten eine willkommene Abwechslung. Oetker erhielt deshalb Zugriff auf knapper werdende Rohstoffe und konnte so die eigene Marke durch den Krieg retten. Das Unternehmen profitierte zudem von der "Arisierung" jüdischen Besitzes, Zwangsarbeit gab es in der Lebensmittelfabrikation dagegen kaum.
/ AUS DEM INHALT: / / /
1Einleitung
2Vom Unternehmer zur Marke: Der Aufstieg von DrAugust Oetker
3Zwischen Gründer- und Enkelgeneration: Richard Kaselowsky an der Firmenspitze
Der junge Kaselowsky
Bewährung in der Krise
Treuhänder
DrAugust Oetker unter Richard Kaselowsky
Rationalisierung und Modernisierung
Organisation
Personalpolitik
Netzwerke
Unternehmer
Werte und Leitbilder
Lehren aus Erfolg und Scheitern
Die Oetker-Gruppe - (k)ein Konzern
Privatmann
4Oetker, Kaselowsky und der Nationalsozialismus
Ankunft im Nationalsozialismus
Weltanschauung
Kaselowsky als Siedlungsunternehmer
"Soziale Betriebsarbeit" und "NS-Musterbetrieb"
Sozialpaternalistische Traditionen: Die "Hellkopf-Familie"
Richard und Ida Kaselowsky - Soziale Fürsorge und "Volksgemeinschaft"
"Soziale Betriebsarbeit"
NS-Musterbetrieb
Der Verkauf der "Westfälischen Neuesten Nachrichten" an die NSDAP
Freundeskreis Reichsführer-SS
Richard Kaselowsky: rationaler Unternehmer und "Nationalsozialist des Herzens"
5"Arisierung" und "Germanisierung"
Chancen zur Integration und Expansion im Reich und in Europa
Puddingfabriek AJPolak
Danziger Verpackungsindustrie
Weitere Möglichkeiten im Ausland
Wellpappen- und Kartonagenfabrik Rawitsch
Chancen für Gundlach
Günstige Gelegenheiten: Eine Villa in Hamburg und ein Acker in Ummeln
Verlagsumbau: Neue Zeitschriften für Gundlach
Geldanlagen und strategische Investitionen in neue Geschäftsfelder
Salamander
Malzbierbrauerei Groterjan
Klosterbrennerei Emmendingen
Geschäftsmäßige Gleichgültigkeit
6DrOetker in der Wehr- und Kriegswirtschaft
Malvine Fortomárovic - ein Opfer Oetkers?
Die Fachverbände der gewerblichen Wirtschaft: Steuerung durch Organisation
Der Preiskommissar: Preisbildung und Gewinnabschöpfung
Die HV Kartoffel: Rohstoffmangel und Kontingentierung
Hans Crampe und das Büro Berlin
Kriegsstrategien: Marke, Marken, Monopol
7Krieg und Profit
Pudding für die Wehrmacht: Die Zusammenarbeit mit dem Heeresverpflegungsamt
Gemeinschaftsunternehmen mit der Wehrmacht: Gesellschaft für Nährwerterhaltung
Gemeinschaftsunternehmen mit der SS: Hunsa-Forschungs-Gesellschaft mbH
Arbeitskräftemangel, Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion
8Der Unternehmenserbe: Rudolf-August Oetker
Kindheit und Jugend
Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst
Hamburg und Berlin: Ausbildung und Familiengründung
Rudolf-August Oetker und der Nationalsozialismus
Wehrmacht
Waffen-SS
Unternehmensnachfolge
9Besatzungszeit und Wiederaufbau
Oetker in der Kriegsendphase
Internierung Rudolf-August Oetkers
Entnazifizierung
Property Control: Oetker unter Treuhänderschaft
Verlust, Mangel, Improvisation: Vor dem Neuanfang
10Die Selbstmobilisierung eines Familienunternehmers: Ein Fazit