War die Entkolonialisierung Afrikas nur ein Unfall, ein Kratzen an der Oberfläche, das kurze Aufblitzen einer Zukunft, die zum Scheitern verurteilt war? In seinem mitreißenden Essay zeigt Achille Mbembe, dass jenseits der Krisen und Kriege, die den Kontinent regelmäßig heimsuchen, neue »afropolitane« Gesellschaften entstehen, die sich durch einen anderen Umgang mit Differenzen und mit der Zirkulation von Menschen und Kulturen auszeichnen.
Um diese neuen Gesellschaften zu entschlüsseln, zeichnet Mbembe in souveräner Manier und im Rekurs auf seine eigene Lebensgeschichte die afrikanischen Entwicklungen seit dem Beginn der Entkolonialisierung nach. Aber auch die Veränderungen in den postkolonialen Gesellschaften jenseits des Mittelmeers, in Europa, werden in den Blick genommen, denn womöglich haben diese zwar Afrika entkolonialisiert, jedoch nicht sich selbst. Eine solche »Autoentkolonialisierung« ist aber notwendige Voraussetzung, um den Rassismus, die Gewalt und die Ausgrenzung des Anderen zu überwinden. Geschrieben in einer teils kalt-nüchternen, teils glühend-poetischen Sprache, zählt dieses Buch bereits zu den großen Werken des postkolonialen Denkens. (Verlagstext)
/ AUS DEM INHALT: / / /
/ Inhalt / Vorwort 11 / Einleitung 19
Ein halbes Jahrhundert 19
Den ursprünglichen Sinn
der Entkolonialisierung rekonstruieren 21
Wohin gehen wir? 26
Demokratisierung und Internationalisierung 32
Neuaufbruch 36 / 1 Am Anfang ein Totenschädel: Wege eines Lebens 39
Erinnerungsfetzen 40
Das tragische Mahl 45
Macht des Simulakrums 50
Entfernung 55
An der Jahrhundertwende 58 / 2 Welterschließung und Aufstieg zum Menschsein 69
Die Welt als historische Bühne 70
Haiti und Liberia: zwei Schwachstellen 76
Rasse und Entkolonialisierung des Wissens 82
Geburt eines Weltdenkens 94
Die Doppelstruktur von Unvermögen und Ignoranz 111 / 3 Die französische Gesellschaft:
Nähe ohne Gegenseitigkeit 117
Der Niedergang einer erstarrten Nation 120
Die Leerstelle der Rasse beheben 135
Plädoyer für geteilte Einmaligkeit
und eine Ethik der Begegnung 145 /
4 Frankreichs langer imperialer Winter 151
Lossagung von der Zeit und Ungleichzeitigkeit 153
Plurale Ausdrucksformen - ein leichtes Rumoren 167
Haarspaltereien 179
Provinzialisierungswunsch 188
Der Kolonialismus und die postumen
Krankheiten des Gedächtnisses 203 / 5 Afrika: Hütte ohne Schlüssel 217
Alte und neue Kartographien 218
Weit entfernt und weit zurückliegend 225
Informalisierung der Wirtschaft
und Zerfall des Politischen 239
Militarismus und Lumpenradikalismus 248 / 6 Zirkulierende Welten: Die afrikanische Erfahrung 253
Tiefgreifende soziale Neuzusammensetzung 254
Geschlechterkampfund neue Lebensstile 265
Afropolitanismus 275
"Sich etwas anderem zuwenden" 285 / Epilog 297