Das Faszinierende des Unüblichen, auch des Grenzüberschreitenden und die Phantasien von destruktivem Verhalten haben viele Erklärungsversuche gefunden und der Terminus »Perversion« hat sich dafür als unangemessen erwiesen. Dieter Bürgin vertritt in diesem Buch die Auffassung, es lohne sich, sowohl auf der psychosexuellen als auch auf der narzisstischen Ebene der Entwicklung sogenannter pervertierender Mechanismen Rechnung zu tragen. Sie umfassen omnipotente Inszenierungen von sehr frühen, oft ins Gegenteilige oder Besondere verkehrten Triebabkömmlingen, die zumeist von sadomasochistischen Zügen durchsetzt sind. In banaler Form gehören sie zu den alltäglichen Regulations- und Steuerungsmechanismen jedes Menschen. In deutlich ausgeprägter Art allerdings gestalten sie die Persönlichkeit des Erwachsenen. Sie sind aus frühesten averbalen Funktionselementen gebildet und im Verlaufe der Entwicklung unzählige Male nachträglich transformiert worden. Pervertierende Mechanismen und Prozesse werfen besondere, hochkomplexe Behandlungsprobleme auf, ermöglichen aber unter Berücksichtigung einiger Spezifitäten psychoanalytisch-psychotherapeutisches Arbeiten im Sinne einer erfolgreichen Nachentwicklung. Mit diesem Werk beschreitet Bürgin erkenntnistheoretisch und behandlungspraktisch durchaus Neuland.
Der Autor in seiner Einleitung
"(...) Es handelt sich bei diesem Buch weder um ein Lehrbuch noch um eine lückenlose Darstellung der Ansichten aller relevanten Autorinnen und Autoren. Dennoch sollen - allerdings in pointillistischer Form - verschiedenste Exponenten etwas deutlicher zur Sprache kommen (s. Kapitel 1). Auf einige Phänomene wird detaillierter eingegangen (s. Kapitel 3-9). Unter einer entwicklungspsychologischen Perspektive werden Mechanismen diskutiert, die zu sogenannten Pervertierungen Anlass geben und durch ein Basismuster spezifischer Funktionen ableiten werden können (s. Kapitel 13). Daraus lassen sich Konsequenzen beschreiben, die für den analytischen Behandlungsprozess wichtig erscheinen (s. Kapitel 14). Menschen, die über pervertierende Mechanismen in kleinerem oder größerem Ausmass verfügen, können, bei angemessener psychoanalytischer Technik, deutlich vom analytischen Prozess profitieren. Allerdings darf nicht erwartet werden, dass dieser imstande wäre, die pervertierenden Mechanismen zum Verschwinden zu bringen. Aber er vermag alle angrenzenden Funktionsbereiche der Persönlichkeit so zu stärken, dass die pervertierenden Aktivitäten in den Hintergrund treten. - Aus Diskretionsgründen ist es schwierig, eigene Fallvignetten solcher Prozesse zu veröffentlichen. Es wird deshalb auf einige Fälle der Literatur eingegangen (s. Kapitel 15).(...)"
Inhalt
Einleitung 7
Einige psychoanalytische Modelle 13
Adoleszenz 36
Fetisch 37
Exhibitionismus 43
Übergangsobjekte 47
Pervertierende Beziehungen 49
Sadomasochismus 58
Narzisstisch-pervertierende Phänomene 72
Pervertierende Manifestationen bei Frauen 85
Philosphische Aspekte 93
Primäre Trauer 94
Gesellschaftliche Produktion pervertierender Strukturen 100
Pervertierende Mechanismen 101
Zum analytischen Prozess 133
Fallbeispiele 144
Das Pervertierende und seine Folgen 165
Fantasien des Anfangs 168
Kunst des Lebens, Kunst des Liebens, Kunst des Sterbens 173
Ein uralter Mythos - neu gelesen 175
Pervertierung und Ankerungsversuche 178
Literatur 189
Stichworte 196
Verfasser*innenangabe:
Dieter Bürgin
Jahr:
2024
Verlag:
Frankfurt am Main, Brandes & Apsel
Aufsätze:
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Systematik:
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PI.HPE
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ISBN:
978-3-95558-371-2
2. ISBN:
3-95558-371-6
Beschreibung:
1. Auflage, 208 Seiten
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturverzeichnis: S. 189-195
Mediengruppe:
Buch