Welche Bevölkerungsgruppen erwiesen sich in der Weimarer Republik als besonders anfällig, welche als mehr oder weniger resistent gegenüber der NSDAP? Von welchen Parteien wanderten Wählerinnen und Wähler überdurchschnittlich häufig zu den Nationalsozialisten ab? In welchem Ausmaß entschieden sich Arbeiter und Frauen, Arbeitslose und frühere Nichtwähler für sie? Jahrzehntelang kursierten nur Spekulationen über die typischen NSDAP-Wähler. Jürgen W. Falter analysiert in der aktualisierten und deutlich erweiterten Neuausgabe dieses Buchs, das zu den Standardwerken zur Geschichte des Nationalsozialismus zählt, die soziale Zusammensetzung, die Geschlechterverteilung, die regionale Ausbreitung und die Konfessionszugehörigkeit von »Hitlers Wählern«. Anhand umfangreicher Daten zu den Reichstags- und Reichspräsidentenwahlen bietet das Buch mit den Mitteln der historischen Wahlforschung Erklärungsversuche, die die Erfolge der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei an den Wahlurnen begreiflich machen.
(Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort ....................................................................................................... 11
Einleitung zur Neuauflage........................................................................ 15
1. Die Bedeutung der nationalsozialistischen Wahlerfolge
für den Zusammenbruch der Weimarer Republik .......................... 70
1.1 Warum es wichtig ist, die Wahlerfolge der NSDAP zu untersuchen........ 70
1.2 Wann hörte die Weimarer Republik zu existieren auf? .................. 72
1.3 Welche Rolle spielten die Wahlen beim Zusammenbruch
der Weimarer Republik?..................................................................... 74
2. Die Wahlentwicklung 1919¿1933 und die Reaktion der Zeitgenossen ......... 77
2.1 Die Gründungsphase der Weimarer Republik und
das erste Auftreten der NSDAP bei Reichstagswahlen.................... 77
2.2 Niedergang und Konsolidierung der NSDAP während
der »Goldenen Jahre« der Weimarer Republik ............................... 81
2.3 Aufstieg der NSDAP und Niedergang der Weimarer Republik nach 1928 ....... 83
2.4 Die beiden Reichstagswahlen von 1932:
Die NSDAP wird stärkste Partei im Reichstag............................... 87
2.5 Machtergreifung und Märzwahl 1933 ............................................... 90
3. Zeitgenössische und moderne Erklärungsversuche
der nationalsozialistischen Wahlerfolge.............................................. 93
3.1 Zeitgenössische Erklärungsversuche................................................ 936
3.2 Neuere wissenschaftliche Erklärungsversuche: die klassen-,
die massen-, die milieu- und die interessentheoretische Variante ... 96
3.2.1 Die klassentheoretische Position ........................................... 96
3.2.2 Die massentheoretische Position .......................................... 98
3.2.3 Die Theorie des »politischen Konfessionalismus«................ 101
3.2.4 Der NSDAP-Wähler als »homo oeconomicus«?.................. 103
4. Aussagemöglichkeiten und Grenzen der historischen
Wahlforschung über die Weimarer Republik.................................... 106
4.1 Welche Informationen stehen dem Wahlhistoriker zur Verfügung?. . 106
4.2 Typische Fehler wahlhistorischer Untersuchungen
über den Nationalsozialismus............................................................ 107
4.3 Methodische Anforderungen an historische Wahluntersuchungen . . 112
5. Wählerwanderungen zur NSDAP 1924-1933 .................................. 118
5.1 Zeitgenössische Rekonstruktionsversuche:
Woher kamen die Wähler der NSDAP? .......................................... 118
5.1.1 Vermutungen und Hypothesen über die Wechselwähler zur NSDAP............... 118
5.1.2 Weimarer Kommentatoren über den Beitrag der Jungund Nichtwähler zu den Wahlerfolgen der NSDAP........... 123
5.2 Methodische Probleme der Analyse von Wählerwanderungen . . . 126
5.3 Wahlbeteiligungsanstieg und NSDAP-Wachstum........................... 130
5.3.1 Der einfache, statistisch unbereinigte Zusammenhang
von Wahlbeteiligungsanstieg und NSDAP-Gewinnen .... 133
5.3.2 Der Einfluss der Wahlbeteiligung in unterschiedlichen sozialen Kontexten ...... 138
5.3.3 Haben möglicherweise alle Parteien von der steigenden
Wahlbeteiligung profitiert? ................................................... 141
5.3.4 Die Veränderung von Wahlbeteiligung und NSDAPStimmen unter Berücksichtigung der anderen Parteien . . . 142
5.3.5 Waren vor allem frühere Nichtwähler für den Anstieg
der NSDAP-Stimmen verantwortlich?................................. 146
5.4 Der Zustrom von Wählern anderer Parteien zur NSDAP............. 150
5.4.1 Einfache Zusammenhangsanalyse ........................................ 151
5.4.2 Das Zusammenwirken der verschiedenen Parteigewinne und -Verluste.....156
5.4.3 Aus welchen politischen Lagern stammten die Wähler der NSDAP?.... 158
5.4.4 Stabilität der Blöcke, Instabilität der einzelnen Parteien? . . 162
5.5 Zwischenstationen auf dem Wege zur NSDAP............................... 165
5.6 Die Hindenburg-Wahl von 1925 und das Referendum gegen
den Young-Plan als Vorbereitungsetappen auf dem Weg zu
den NSDAP-Wahlerfolgen................................................................. 171
5.7 Hätte ein anderes Wahlsystem den Aufstieg der NSDAP
verhindern können? Ein Exkurs........................................................ 173
5.7.1 Was hätte eine Fünf-Prozent-Klausel nach heutigem
Muster bewirkt?....................................................................... 176
5.7.2 Hätte ein System der Mehrheitswahl nach englischem oder
französischem Muster die NSDAP-Erfolge verhindert? ... 178
6. Zur Demographie und Konfession der NSDAP-Wählerschaft .... 184
6.1 Geschlecht........................................................................................... 184
6.1.1 Waren vor allem die Frauen für die Wahlerfolge
der NSDAP verantwortlich? ................................................. 184
6.1.2 Die Ergebnisse der amtlichen Sonderauszählungen
nach dem Geschlecht.............................................................. 187
6.1.3 Das Wahlverhalten von Männern und Frauen
in unterschiedlichen sozialen Kontexten ............................. 191
6.2 Alter...................................................................................................... 192
6.2.1 Die einfache Zusammenhangsanalyse liefert keine
klaren Befunde ....................................................................... 194
6.2.2 Vor allem ältere Wähler scheinen die NSDAP unterstützt
zu haben .................................................................................. 199
6.3 Die regionale Ausbreitung der NSDAP .......................................... 202
6.4 Ortsgröße und Nationalsozialismus ................................................. 210
6.5 Konfession und NSDAP-Wahl......................................................... 215
6.5.1 Die konfessionelle Spaltung des Wahlverhaltens.................... 215
6.5.2 Hitler war vor allem in evangelischen Gebieten erfolgreich . . 221
6.5.3 Protestanten waren im Schnitt doppelt so anfällig
gegenüber der NSDAP wie Katholiken............................... 223
6.5.4 Auch im Zusammenspiel mit anderen Einflussfaktoren
behält die Konfession ihre Bedeutung.................................. 225
6.5.5 Katholizismus als Resistenzfaktor.......................................... 232
6.5.6 Als guter Katholik kann man nicht NSDAP wählen:
Die Haltung des Episkopats................................................... 234
7. Soziale Trägerschichten....................................................................... 239
7.1 Zeitgenössische Interpretationen ...................................................... 239
7.2 Die Anfälligkeit von Arbeitern gegenüber dem Nationalsozialismus ....... 243
7.2.1 Der statistisch unbereinigte Einfluss des Arbeiteranteils
auf das Abschneiden der NSDAP ........................................ 245
7.2.2 Der Einfluss des Arbeiteranteils auf das Abschneiden
der NSDAP nach Kontrolle von Konfession und
Urbanisierung......................................................................... 255
7.2.3 Die Beziehung zwischen Arbeiteranteil und NSDAPWahlerfolgen in überwiegend ländlichen und städtischen Kreisen ...................... 260
7.2.4 Wie häufig habenArbeiter NSDAP gewählt?....................... 265
7.2.5 Die Arbeiter waren eine der Hauptzielgruppen
der NSDAP-Propaganda........................................................ 269
7.3 Die Angestellten.................................................................................. 272
7.3.1 Angestellte galten immer schon als besonders anfällig
gegenüber der NSDAP .......................................................... 272
7.3.2 Wo viele Angestellte lebten, hatte es die NSDAP
vergleichsweise schwer............................................................ 274
7.3.3 Angestellte haben vermutlich nicht überdurchschnittlich
häufig NSDAP gewählt, sondern eher unterdurchschnittlich ............. 279
7.4 Die Beamten ....................................................................................... 284
7.5 Die Selbständigen und Angehörigen der Freien Berufe.................. 290
7.5.1 Vom Parzellenpächter bis zum Stahlmagnaten -
ein Berufsstand von enormer sozialer Spannweite .............. 290
7.5.2 Evangelische Selbständige: Die Gruppe mit der höchsten
NSDAP-Affinität..................................................................... 292
7.5.3 Landbevölkerung und NSDAP-Wahl: Ein Exkurs............. 297
7.6 Rentner, Pensionäre und Hausfrauen............................................... 308
7.6.1 Die Rentner, Pensionäre und Altenteiler ............................. 308
7.6.2 Die Hausfrauen und sonstigen wahlberechtigten
Familienangehörigen ohne eigenen Hauptberuf.................. 313
7.7 Exkurs: Der Einfluss des Anteils binnenmarkt- und exportorientierter Beschäftigter auf die Wahlchancen der NSDAP. 318
7.8 Die relative Anfälligkeit der verschiedenen Berufsgruppen
gegenüber dem Nationalsozialismus - eine Zusammenfassung . . . 322
7.9 Die soziale Zusammensetzung der NSDAP-Wählerschaft............. 329
8. Arbeitslosigkeit und Verschuldung................................................... 334
8.1 Das Zusammenspiel statischer und dynamischer Faktoren........... 334
8.2 Arbeitslosigkeit und NSDAP-Wahlerfolge ...................................... 336
8.2.1 Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und
NSDAP-Wahlerfolgen auf Kreis- und Gemeindeebene . . . 339
8.2.2 Unterschiede zwischen erwerbslosen Arbeitern und
Angestellten.............................................................................. 345
8.2.3 Der Einfluss der Arbeitslosigkeit auf die Wahl von
NSDAP und KPD in Gebieten unterschiedlicher sozialer
Zusammensetzung................................................................... 347
8.2.4 Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen und der Stimmenanstieg der NSDAP - aufKreis- und Gemeindeebene ein
eher negativer Zusammenhang ............................................. 352
8.2.5 Das Wahlverhalten der Arbeitslosen...................................... 354
8.3 Der Einfluss der Verschuldung in Landwirtschaft und Gewerbe
auf die Wahlerfolge der NSDAP........................................................ 358
8.3.1 Die Verschuldung in Landwirtschaft und Gewerbe:
Ein Indikator der Wirtschaftskrise........................................ 358
8.3.2 In stärker verschuldeten Regionen hatte es die NSDAP
etwas leichter............................................................................ 361
9. Der Einfluss von Presseklima und Parteiorganisation auf
das Wachstum der NSDAP................................................................ 369
9.1 Die gängigen Erklärungsmodelle sind unvollständig...................... 369
9.2 Hat die politische Färbung der Tages- und Wochenpresse einen
messbaren Einfluss auf die nationalsozialistischen Wahlerfolge ausgeübt?......... 371
9.2.1 Die Presselandschaft am Ende der Weimarer Republik . . . 371
9.2.2 Ein »rechtes« Presseklima hat den Aufstieg der NSDAP begünstigt..... 378
9.3 Der Zusammenhang von Mitgliederzuwachs und Wahlentwicklung .... 383
9.3.1 Wahl- und Organisationsentwicklung beeinflussen sich gegenseitig...... 384
9.3.2 Der Zusammenhang zwischen Wahl- und Mitgliederentwicklung bleibt auch nach Kontrolle anderer Einflussfaktoren erhalten...... 388
9.4 Der Einfluss von Milieu und Tradition............................................. 391
9.4.1 Die Hochburgen der NSDAP als möglicher Indikator für
die Wirksamkeit lokal- und regionalspezifischer Einflüsse . . 393
9.4.2 Der Einfluss linker und rechter politischer Traditionen
auf das Abschneiden der NSDAP ........................................ 400
10. Fazit und Ausblick................................................................................ 407
10.1 Die NSDAP: Eine »Volkspartei des Protests« .................................. 407
10.2 Perspektiven zukünftiger Forschung................................................. 416
Anhang......................................................................................................... 418
Anmerkungen............................................................................................ 445
Literatur...................................................................................................... 48