(I-23/16-C3) (GM ZWs / PL)
Im Zeitalter der Aufklärung beginnen die Philosophen von einem Sex in der Ehe zu träumen, der dem bürgerlichen Ideal der Freiheit entspricht. Nicht die triste Pflichterfüllung, wie sie im Eherecht gefordert war, sondern ein "zärtliches" Verführungsspiel sollte von jetzt an zum Liebesakt führen. Schmerzhaft genau zeichnet Johannes Kleinbecks Geschichte der Zärtlichkeit nach, von welchen Sehnsüchten und Ängsten Rousseau, Kant, Hegel und später auch Freud angesichts einer freien Aushandlung des Beischlafs heimgesucht worden sind. In ihren rastlosen Ausführungen zu der Frage, wie Frauen Zärtlichkeit äußern dürfen und wie nicht, entdeckt er ein Kernstück bürgerlicher Philosophie, das sich nicht von einer spezifisch modernen Form patriarchaler Machtausübung trennen lässt. Die zunehmende Entrechtung des ehelichen Beischlafs geht mit dem Beginn einer Entwicklung einher, die uns bis heute umtreibt: Die männlichen Privilegien finden sich immer weniger ausschließlich über rohe Gewalt oder die Zwänge des Rechts, dafür aber immer mehr über ein dem Anschein nach freies Spiel von Blicken, Gesten und Worten abgesichert.
INHALT
EINLEITUNG 7
Eine Zäsur im Eherecht 7
Eine neue Form patriarchaler Machtausübung 13
1. DER FREIE UMGANG ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN 25
Was ist Aufklärung? 25
Die Architektonik der bürgerlichen Öffentlichkeit 33
Der freie Umgang zwischen den Geschlechtern 43
2. VOM SCHEITERN DER LIEBESHEIRAT (ROUSSEAU) 51
Unfreiwillige Junggesellen 51
Die Prägung der Leidenschaften 53
»Das gegenseitige Verlangen schafft das Recht« 61
Partnerschaftsgewalt 76
3. GALANTERIE IM BÜRGERLICHEN ZUSTAND (KANT) 83
Das Geheimnis aller zärtlichen Neigung 83
Zwischen Unterwürfigkeit und Freiheit 89
Ein Wunderstern der Transzendentalphilosophie 93
Von einer Sternschnuppe des Rechts zur Zärtlichkeit 101
Die namenlose Kausalität der himmlischen Liebe 112
4. DAS VERSCHWINDEN DER LEIDENSCHAFT (HEGEL) 119
Schon besetzt! 119
Das Unglück der Liebesheirat 124
Ein Brautstreit wird in die Philosophie »hineingesaugt« 132
Die unbewusste Zärtlichkeit der Nationalökonomie 149
5. DIE DISZIPLINIERUNG DER BRAUT (FREUD) 163
Frau Venus von Milo 163
Gefühlszustellung 168
Sprechen und Schweigen 172
Ein Zahlungsmittel zwischen Freundschaft,
Familie und Liebe 176
Der zarte Unterschied zwischen den Geschlechtern 186
Kokain 192
Martha Bernays erkrankt an Zärtlichkeit 199
Verkrampfungen während eines Liebesakts 205
SCHLUSS. TENDER TROUBLE! 217
DANK 227
ANMERKUNGEN 229
LITERATURVERZEICHNIS 309
ABBILDUNGSNACHWEISE 309
Verfasser*innenangabe:
Johannes Kleinbeck
Jahr:
2023
Verlag:
Berlin, Matthes & Seitz
Aufsätze:
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ISBN:
978-3-7518-0403-5
2. ISBN:
3-7518-0403-X
Beschreibung:
Erste Auflage, 334 Seiten : Illustrationen
Schlagwörter:
Ehe, Eherecht, Geschichte, Machtausübung, Mann, Philosophie, Privileg, Sexualität, Zärtlichkeit, Eheleben, Ehen, Erwachsener Mann, Geschlechtlichkeit, Geschlechtsleben, Landesgeschichte, Männer, Männlicher Erwachsener, Ortsgeschichte, Philosophieren, Regionalgeschichte, Zeitgeschichte
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München, Überarbeitete Fassung der Dissertation. - Enthält Literaturverzeichnis auf Seite 309-333
Mediengruppe:
Buch