Während andere Disziplinen wachen oder schlafen, wird in der Psychoanalyse nach wie vor geträumt und gedeutet. Vorliegender Band gibt einen Überblick über die psychoanalytische Traumforschung von Freud bis heute als einen lebendigen, sich weiterentwickelnden Bereich psychoanalytischer Grundlagenforschung.Das bis heute populärste Thema der Psychoanalyse ist seit Freuds gleichnamigem Buch die Traumdeutung. Daß Träume den Schlaf »hüten«, daß sie unerledigte Wünsche erfüllen und damit einen Sinn haben, gehört längst zum Laien- und Alltagswissen. Wissenschaftlich wird diese These immer wieder in Frage gestellt und damit auch die psychoanalytische Methode, verborgene oder entstellte Sinnzusammenhänge bewußt zu machen. Zum hundertsten Jahrestag von Freuds Traumdeutung reflektiert dieser Band den differenzierten gegenwärtigen Stand der psychoanalytischen Traumforschung und entwickelt daraus Fragestellungen für die zukünftige Forschung. In der hier vorgelegten Auswahl bekannter und weniger bekannter Texte werden durch die Kommentare des Herausgebers die Autoren nachträglich miteinander ins Gespräch gebracht. Nicht alle Autoren teilen Freuds zentrale Annahmen; vielmehr liefern die meisten Texte neue Ansätze, einzelne Träume oder Traumreihen systematisch zu untersuchen, etwa anhand fokaler Konflikte und ihrer kognitiven Lösungen (T. French), mittels verbaler, räumlicher, zeitlicher, sensorischer und anderer Konfigurationen (E. H. Erikson) oder der Erfassung affektiver Regulierungen (U. Moser). Auf diese Weise wird die Traumforschung nicht im Sinne eines fixen Kanons präsentiert, sondern als lebendiger Bereich der psychoanalytischen Grundlagenforschung.
Inhaltsverzeichnis
Teil l
Die Traumdeutung und die Entstehungssituation der Psychoanalyse
Selbstanalyse und schöpferischer theoretischer Prozeß Freuds -
Weiterentwicklungen der Traumtheorie durch Freud
Einleitung (Hg.)
„Insight such as this falls to one’s lot but once in a life time“
(S. Freud) ....................................................................................................... 10
1. Kapitel Didier Anzieu (1988)
Freuds Selbstanalyse und der Traum von der „Botanischen Monographie“ 22
2. Kapitel Sigmund Freud (1933)
Revision der Traumlehre - XXIX. Vorlesung aus
Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse ............ T7
Teil II
Ich-psychologische Aspekte der Traumtheorie
und die Bedeutung der psychoanalytischen Situation
Einleitung (Hg.)
Ist der Traum die freieste der freien Assoziationen?..................................... 56
3. Kapitel Erik H. Erikson (1954)
Das Traummuster der Psychoanalyse ..................................................... 72
4. Kapitel Bertram D. Lewin (1955)
Traumpsychologie und die analytische Situation ..................................... 113
5. Kapitel Ralph R. Greenson (1970)
Die Sonderstellung des Traums in der psychoanalytischen Praxis .... 140
6. Kapitel Fritz Morgenthaler (1964)
Traumseminar ............................................................................................ 162
Teil III
Bedingungen der Möglichkeit des Träumens und Interpretierens
Einleitung (Hg.)
Sind „Traumleben“ und Unbewußtes identisch? ............................................. 194
7. Kapitel Jean-Bertrand Pontalis (1974)
Der Traum als Objekt ...................................................................................... 205
8. Kapitel Donald Meltzer (1984)
Traumleben: Schauspiel und Ursprung der Bedeutung
(mit einem Auszug über die Theorie Bions und die Symbolisierung) .... 224
9. Kapitel Christopher Bollas (1987)
Figur im Stück des Anderen sein: Träumen ............................................... 239
10. Kapitel Heinz Böker (1992)
Wahn und Traum ............................................................................................... 254
Teil IV
Traum und symbolische Formen
Einleitung (Hg.)
Die Bildsprache des Traumes ............................................................................. 276
11. Kapitel Andreas Hamburger (1999)
Traum und Sprache ......................................................................................... 289
12. Kapitel Ursula Krechel (1999)
Eine Literatur des Traums: ein Traum von der Literatur ........................ 328
TeilV
Der Traum im Spiegel von psychoanalytischem Prozeß und
verschiedenen Untersuchungsmethoden - Forschung in „on-line“
und „off-line“ Perspektive
Einleitung (Hg.)
Der Traum als Fenster zur psychischen Realität ............................................. 350
13. Kapitel Wolfgang Leuschner (1999)
Experimentelle psychoanalytische Traumforschung ................................ 356
14. Kapitel Ulrich Moser und Ilka von Zeppelin (1999)
Der geträumte Traum - Traumgenerierung und
Traumcodierung ............................................................................................. 375
15. Kapitel Heinrich Desemo (1999)
Der Traum im Verhältnis zu Übertragung und Erinnerung .................. 397
Literaturverzeichnisse
Sekundärliteratur zu Freuds Traumdeutung (Auswahl) .............................. 434
Monographien (Auswahl) ............................................................................... 435
Sammelbände (Auswahl) .................................................................................. 437
Literaturgesamtverzeichnis ......................................................................... 438
Anhang
Dankwort ......................................................................................................... 470
Autoren und Textquellen ............................................................................... 472