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Menschheit und Mutter Erde

die Geschichte der grossen Zivilisationen
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Toynbee, Arnold Joseph
Verfasser*innenangabe: Arnold Joseph Toynbee
Jahr: 1998
Verlag: München, Ullstein
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Arnold Joseph Toynbee (* 14. April 1889 in London; † 22. Oktober 1975 in York (Yorkshire) war ein britischer Kulturtheoretiker und ein bedeutender Geschichtsphilosoph des 20. Jahrhunderts. Er gilt als letzter großer Universalhistoriker. Der Gang der Weltgeschichte knüpft an Spenglers Der Untergang des Abendlandes an, vertritt aber nicht dessen kulturpessimistisch-deterministische Sicht, nach der alle Kulturen eine quasi naturgesetzliche und voneinander unabhängige Entwicklung von Aufstieg, Blüte und Verfall durchlaufen. Vielmehr propagiert Toynbee eine evolutionäre, prinzipiell ergebnisoffene und damit differenzierte Sichtweise. Danach entwickeln sich nicht alle Kulturen in einem steten Kreislauf von Aufstieg und Verfall, sondern jeweils unterschiedlich – je nach ihrer Fähigkeit, auf Herausforderungen angemessen zur reagieren. Er vertritt die Auffassung: Je höher der Anreiz zur Entwicklung einer Kultur, desto höher deren spätere Entwicklungsstufe. Die Herausforderung könne aber auch zu stark sein und zu einer Überdehnung der Kräfte führen. Demnach entwickelten sich Kulturen, die vor zu einfache oder zu schwere Herausforderungen gestellt werden, überhaupt nicht oder fallen in Stagnation. Letzteres sei beispielsweise bei den Polynesiern und den Inuit der Fall, die sich der extremen Herausforderung gestellt hätten, die Wasserwüsten des Pazifik bzw. die Eiswüsten der Arktis zu besiedeln. Andere Kulturen (Toynbee unterschied deren bis zu 32) hätten dagegen eine Lösung für eine zu bewältigende Aufgabe gefunden – wie etwa die altägyptische Kultur auf die jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen des Nillandes – und seien dadurch zu großer Blüte gelangt. Einige davon gehen laut Toynbee auch wieder unter, andere dagegen erleben eine Transformation in eine oder mehrere Tochterkulturen. So seien etwa die abendländische und die byzantinische Kultur aus der römisch-hellenistischen hervorgegangen. Wieder andere erwiesen sich als sehr langlebig – weil anpassungs- und wandlungsfähig – wie etwa die chinesische Kultur. Als entscheidende Triebkraft der Geschichte sieht Toynbee keine abstrakten Ideen oder Gesetzmäßigkeiten, sondern das Wirken konkreter Menschen. Ein zentrales Merkmal von „Kulturen“ im Sinne Toynbees ist die Religion, weshalb heutige Beobachter Parallelen zu Samuel Huntingtons „Kampf der Kulturen“ sehen. Den Humanismus der griechischen Antike und den Glauben der Aufklärung an die menschliche Vernunft sah er dagegen kritisch. Den modernen Nationalismus verurteilte er aufs Schärfste und auch den europäischen Kolonialismus, an dem er in seiner Jugend noch als Kolonialbeamter aktiv Anteil genommen hatte, kritisierte er. Eine kritische Aufnahme seiner Ideen findet sich bei Franz Borkenau (Ende und Anfang).
Toynbee sah einen allgemeinen Weltstaat im Entstehen, dessen große Herausforderung seiner Ansicht nach darin bestehe, den Frieden zu garantieren. In seinem letzten, universalgeschichtlichen Werk Menschheit und Mutter Erde von 1974 schreibt er: „Die gegenwärtigen unabhängigen Regionalstaaten sind weder imstande, den Frieden zu bewahren, noch die Biosphäre durch die Verunreinigung durch den Menschen zu schützen oder ihre unersetzlichen Rohstoffquellen zu erhalten. Diese politische Anarchie darf nicht länger andauern in einer Ökumene, die längst auf technischem und wirtschaftlichem Gebiet eine Einheit geworden ist. Was seit fünftausend Jahren nötig ist - und sich in der Technologie seit hundert Jahren als durchführbar erwiesen hat -, ist eine weltumfassende politische Organisation, bestehend aus einzelnen Zellen von den Ausmaßen der neolithischen Dorfgemeinschaften - so klein und überschaubar, daß jedes Mitglied das andere kennt und doch ein Bürger des Weltstaates ist. [...] In einem Zeitalter, in dem sich die Menschheit die Beherrschung der Atomkraft angeeignet hat, kann die politische Einigung nur freiwillig erfolgen. Da sie jedoch offenbar nur widerstrebend akzeptiert werden wird, wird sie wahrscheinlich so lange hinausgezögert werden, bis die Menschheit sich weitere Katastrophen zugefügt hat, Katastrophen solchen Ausmaßes, dass sie schließlich in eine globale politische Einheit als kleinerem Übel einwilligen wird.“

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Toynbee, Arnold Joseph
Verfasser*innenangabe: Arnold Joseph Toynbee
Jahr: 1998
Verlag: München, Ullstein
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.MK
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ISBN: 3-548-26516-2
Beschreibung: 624 S.
Schlagwörter: Geschichte
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Mediengruppe: Buch