Religionsphilosophie als wissenschaftliche Disziplin ist ein Ergebnis philosophischer Theologiekritik in der europäischen Aufklärungsepoche (um 1800). Seither sind ganz unterschiedlich orientierte Positionen zu beobachten, die sich aber in einem je spezifischen Überschneidungsfeld von Theologie, Philosophie und Religionstheorien der Moderne lokalisieren lassen. Dazu gehören pluralistisch und komparativ arbeitende Religionsforschungen ebenso wie Rekonstruktionen und Aktualisierungen der biblischen, antiken und scholastischen Traditionsbildungen. Die europäische Neuzeit liefert darüber hinaus die wissenschaftstheoretische Problemstellung, ob der Zusammenhang von Natur und Geist systematisch begründet werden kann und welche Rolle dabei Metaphysik und Religion zukommt.Die Religionsphilosophie des 21. Jahrhunderts gewinnt – anders als im Kantianismus des 19. und in der (deutschen) Theologie des 20. Jahrhunderts – neue Methoden und Konturen, wenn sie von Phänomenologie, (analytischer) Sprachphilosophie, nordamerikanischem Pragmatismus und Prozessdenken lernt. Kategoriale Semiotik (Ch. S. Peirce), Religionspsychologie (W. James) und die Erneuerung der Kosmologie (A. N. Whitehead) beenden die Isolation des Religionsproblems und begründen den wissenschaftlich universalen Rang der Religionsphilosophie.
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Vorwort
Einleitung 1
§ 1: Religion und Religionsphilosophie 1
1. Religionsphilosophie historisch: die europäische
Moderne seit 1800 4
2. Religionsphilosophie allgemein: die Perspektive der
Moderne angewandt auf und in Wechselwirkung mit
Antike und Christentum 8
3. Religionsphilosophie religionswissenschaftlich: die
Perspektive der Moderne angewandt auf und in
Wechselwirkung mit Religionen und Religiosität 10
4. Religionsphilosophie systematisch: rational,
existentiell, universalistisch 14
4.1. Religionsphilosophie rational: analytischer
(sprachphilosophischer) Zugang 22
4.2. Religionsphilosophie existentiell: alltagsweltliche
Plausibilität und Phänomenalität religiöser
Erfahrung 24
4.3. Religionsphilosophie universalistisch:
Ereignisontologie, Prozessrealität und
Metaphysik als Begründungszusammenhang 26
§ 2: Religionsphilosophie und Theologie 31
1. Philosophie und Religion 32
2. Religionsphilosophie und Theologie in
Überschneidung und Unterscheidung 40
I. Biblische, antike und scholastische Tradition 56
§ 3: Deuteronomium und vorsokratische Theologie 56
1. Deuteronomium: Das Gesetz und seine Wiederholung 57
1.1. Die Heilung des Fremden durch den einen Gott
(II Reg 5) 59
1.2. Die Wiederholung im Geschenk des neuen
Sich-selbst-Verstehens 0er 31, 31-34) 62
2. Der eine Gott anstelle der mythischen Götter
(Xenophanes) 66
§ 4: Hiob und der sokratische Dialog 75
1. Die Gottesrede "aus dem Wettersturm" (Hi 38) 76
2. Piatons Sonnengleichnis (Politeia VI) 83
§ 5: Christliche Philosophie I: Augustin und der
(Neu-)Platonismus 95
1. De vera religione 97
1.1. Das Schöne (Plotin) 98
1.2. Das Gute (Boethius) 101
1.3. Das Wahre (Augustin) 107
2. Confessiones 112
3. Dionysius Pseudo-Areopagita 118
§ 6: Christliche Philosophie II: Aristotelismus und moderne
Wissenschaft 125
1. Das Gottesargument aus den metaphysischen
Begriffen von Substanz, Sein und Bewegung 129
1.1. Der unbewegte Beweger (Aristoteles, Met. Xu) 129
1.2. Substantia prima simplex, quaeDeus est
(Thomas v. Aquin) 137
1.3. Das Gottesargument exparte motus
(Thomas v. Aquin) 146
2. Dialektische Theologie (Abaelard) 152
3. Nominalismus 160
3.1. Aliqua est natura in entibus effectiva - Von Duns
Scotus zu Wilhelm v. Ockham 160
3.2. Via moderna 166
Inhalt IX
II. Reformatorische und neuzeitliche Tradition 169
§ 7: Glaube und Vernunft (M. Luther) 170
1. Der Wille als unfreies Willensvermögen 172
2. Glaube als rezeptive Gewissheit 176
3. Gottes kreative Vorrangigkeit 179
4. Unbedingtheit in rhetorischer Bild- und
Überzeugungskraft 183
§ 8: Religionskritik 188
1. Induktion und Erfahrung (F. Bacon) 188
2. Empirie, Autonomie und Selbstbewusstsein (I. Kant) 197
2.1. Empirie und Mechanik 197
2.2. Empirie, Mathematik und Kritik der Spekulation ... 200
2.3. Autonomie und Selbstbewusstsein 204
3. Metaphysikverlust (L. Feuerbach, F. Nietzsche) 215
3.1. Hegels spekulative Systemphilosophie als
Hintergrund 215
3.2. Erklärte und durchschaute Religion 217
§ 9: Religion: Glaube und Handeln 227
1. Belief 'und Faith (D. Hume, J.G. Hamann) 230
2. Gott und Welt - Zweifel und Existenz 236
2.1. Substanzen ohne Zweifel (R. Descartes) 238
2.2. Textkritik und Ethik (G.E. Lessing) 242
3. Die Pragmatik der Selbst- und Gottesrelation
Q. Edwards) 247
3.1. Religious Affections 249
3.2. Freedom ofthe Will 252
3.3. Kosmologie und Gottesrelation 255
III. Das Unbedingte: Ausarbeitung von Kreativität 259
§ 10: Gefühlsqualität 260
1. Das Paradox der Unmittelbarkeit 260
2. Die semiotische Lösung: Ikonizität 267
2.1. Bild 270
2.2. Diagramm 272
2.3. Metapher 276
3. Das kreativ Unbedingte: Gefühlsqualität 279
X Inhalt
§ 11: Wahrnehmungsaugenblick 292
1. Zeitproblem und Augenblick 292
1.1. Augenblick und Zeitlichkeit 296
1.2. Zeitintervall qualitativ 302
2. Ereignisontologie 307
2.1. Ereignis und Konkretisierung 308
2.2. Kreativität: Gott und die Welt 311
§12: Mystik 315
1. Einheits- und Grundbezug 315
2. Vermittlungsproblem und Gefühlsausdruck 322
3. Negativität kreativ 328
IV. Das Relative: Explikationen von Religiosität 341
§ 13: Religionspsychologie 342
1. W. James' wissenschaftliche und religiöse
Fragestellung 343
2. Die Definition von Religion 346
3. Religiöse Typologisierung 351
4. Pragmatistische Funktion der Religion 355
§ 14: Religionssoziologie 364
1. Vom Geisterglauben zum rationalen Handeln
(M.Weber) 366
2. Religion funktional: Sinnsystem und Kontingenz
(N. Luhmann) 372
2.1. System und Komplexität 373
2.2. System und Sinn religionssoziologisch 378
2.3. Kommunikation und Kontingenz 386
3. Funktion, Handlung und Aneignung 393
§ 15: Religionsgeschichte 399
1. Geschichte als Quellenkritik 400
2. Glauben und Wissen (G.W.F. Hegel) 403
3. Geschichte als historische Forschung (E. Troeltsch) 410
4. Phänomenologie und Hermeneutik 415
Inhalt XI
V. Das Kontinuum: Religiöse Erfahrung als personale
Symbolisierung 421
§ 16: Imagination 427
1. Ein-Bildung 430
2. Versonnenheit [Musement] 433
3. Abduktives Gottesargument 436
3.1. Abduktion als Schlussform 437
3.2. Abduktion im N.A 442
§ 17: Normativität als Ritual 447
1. Wert 453
2. Sinn 460
3. Kosmologisches Gottesargument 465
3.1. Die Chance der Induktion 465
3.2. Die zweite Stufe des N.A 471
§ 18: Gottes Realität 474
1. Persönlichkeit: Selbst-Sein 479
2. Theodizee 490
3. Ontologisches Gottesargument 498
3.1. Anselms Deduktion 498
3.2. Die dritte Stufe des N.A 502
Abkürzungen 505
Literaturverzeichnis 508
1. Werkausgaben 508
2. Textsammlungen 514
3. Lehrbücher, Lexika, Periodika 514
4. Forschungsliteratur 516
Namensregister 538
Sachregister 547