(I-21/14-C3) (G ZWs / PL)
»Das eigensinnige Kind« ist das kürzeste Märchen in der Sammlung der Brüder Grimm und zugleich eines der schrecklichsten. Es handelt vom kurzen Leben eines Kindes, dessen Eigensinn von der alleinerziehenden Mutter bis über den Tod hinaus gebrochen wird. Für den Literaturwissenschaftler und Philosophen Wolfram Ette wird das Märchen zur ersten Station einer essayistischen Besichtigungstour, die sich für die komplexen Verdrängungs- und Unterdrückungsverhältnisse im zeitgenössischen Dreieck von Kind, Familie und Gesellschaft interessiert. Für seine Galerie des Eigensinns greift Ette nicht nur auf Material aus kanonisierten Kinderbüchern, literarischen Klassikern und antiken Texten zurück. Ins Blickfeld geraten auch die vielfältigen Dramen zwischen Eltern und Kindern, die der Alltag zu bieten hat, sowie die dazugehörigen beschädigten Lebensläufe bis hin zum Amokläufer. Er untersucht die unausgesprochenen gesellschaftlichen Konflikte, die sich in diesen Szenen des Eigensinns abgelagert haben, und fragt danach, welche gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse sie spiegeln, maskieren, unterstützen. In diesem Neben- und Übereinanderhalten von Familien- und Gesellschaftsstruktur erläutern sich beide gegenseitig und erinnern vor allem an eines: Die Mikroräume des Sozialen sind Keimzellen für Gesellschaft. In welcher wollen wir leben und was bedeutet dies für unser Alltags- und Familienleben?
Inhalt
Einleitung 9
1 Zur Form und Überlieferung des Märchens 15
Ein sehr kurzer Text 15
Gute und böse Märchen 16
Das Meretlein 20
Ein deutsches Märchen 25
2 Niederschlagung 27
Der Alptraum der Kindheit 27
Erstes und letztes Märchen 29
Zur Aktualität der Initiation 32
Woyzeck 35
3 Subversion 41
Nachschriften zum »Struwwelpeter« 41
Hans Huckebein 49
Eigensinn der Dinge 52
Radioleben/feine Hände 55
Ein schlafkranker Mensch 56
4 Ambivalenz 57
Die Wut der Eltern 57
Umkehrung der Gefühle 59
Narziss 60
Der Sportvater 65
Abwesende Väter, alleinerziehende Mütter 66
Mutter und Tochter 69
5 Amok 71
Opfertäter 71
Herakles 72
Carrie 80
»So geht sächsisch« 83
Zwischenbemerkung
Vormoderne und Nachmoderne 87
6 Diffusion 93
Hamlet, das Kind 93
Überwachen und Strafen 96
Das Netz 99
7 Narrative der Indifferenz 105
Über Traumatophilie 105
Die Bremse 111
Endnoten 113
Verfasser*innenangabe:
Wolfram Ette
Jahr:
[2019]
Verlag:
Marburg, Büchner-Verlag
Aufsätze:
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ISBN:
9783963171857
2. ISBN:
3963171855
Beschreibung:
[1. Auflage], 123 Seiten, Illustrationen
Schlagwörter:
Eigensinn, Erziehungsmittel, Gesellschaftskritik, Kind, Märchen, Strafe, Ungelebtes Leben, Child (eng), Childhood (eng), Children (eng), Erziehungsmaßnahme, Kinder, Kindesalter, Kindheit, Kindschaft, Sozialkritik, Ungelebtes Leben <Motiv>, Versäumtes Leben, Volksmärchen
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Sprache:
Deutsch
Mediengruppe:
Buch