Der 30. April 1945, ein Montag, letzter ausgeübter Werktag des Deutschen Reiches. Ihm folgen ein Feiertag und der Übergang von Resten einer Staatsgewalt in Hände, die das einwöchige Niemandsland bis zur Kapitulation nicht mehr steuern. Es ist ein Tag voller Widersprüche und verwirrender Lebensgeschichten. In Berlins Mitte toben heftige Gefechte, die Rote Armee nimmt die Stadt in Besitz, Hitler erschießt sich. Scheinbare Idylle dagegen in der Schweiz. In San Francisco formieren sich die Vereinten Nationen. Alexander Kluge beschreibt in seinem Buch lokale und globale Verhältnisse. Es geht um das Leben in einer kleinen, von amerikanischen Streitkräften schon besetzten Stadt, um den Takt der Haarschnitte, aber auch um Ereignisse rund um den Erdball, darunter die Geschichte zweier SS-Männer auf einer Kerguelen-Insel. Die Frage, die sich überall und unwiderruflich stellt: Wie soll man auf den Umsturz der Verhältnisse angemessen reagieren? Martin Heidegger etwa, in der Abgeschiedenheit von Burg Wildenstein, greift auf Hölderlin zurück...
/ AUS DEM INHALT: / / /
i Ankunft am Endpunkt
"Galoppierende Morgenröte" n - Tod in Verwirrung n - Die
Waffe der Nichtbeachtung u - Der Weg nach Westen 12 - Die gefährlichste
Waffe des Zweiten Weltkriegs auf Transport weiter
nach Westen 13 - Was ist eine Kämpfernatur ? 14 - Letzte Erfolge,
schon nicht mehr gewollt 17 - Keine Sicherung von Eigentum bei
Ansturm einer neuen Zeit 18 - Wege des Geldes 19 - Ein künftiges
Vermögen 19 - Wenigstens auf einen Blick 20 - Auf gedachten
Straßen 21 - Unternehmung nach Art eines "Geländespiels", nur
weil ein Benzinvorrat vorhanden war 22 - Übungsflug aus Übermut
22 - Nachbeben der Kriegszeit 23 - Filmszene im Park 25 -
Ende einer Epoche 28 - Bearbeitung der Beute 28 - Von der Front
überrannt 29 - Ein Unglück unter Millionen 30 - Kein Feind war
nötig, um den Krieg zu beenden 30 - Tödliche Begegnung zweier
Zuständigkeiten 31 - Ein antibolschewistisches Prag für einen
Tag 32 - Vieles, was liegengeblieben war, sollte noch erledigt werden
33 - Erfahrungszuschuß aus der Alpenfestung für Frankreich
3 5 - Die letzten Tage des " ewigen Frankreichs " 3 7 - Ein provisorisches
Leben 37 - Die Bahnen östlich des Brenners arbeiteten
auf Hochtouren 38 - Drei russische Offensiven in den Ostalpen
und donauaufwärts 38 - "Man nennet aber diesen den Ister.
Schön wohnt er" 40 - Das Ende der Feindseligkeit, erlebt im Burgtheater
Wien 41 - Hotel im Niemandsland 42 - Die "Schwarze
Hand" von 1914 hätte gegen den Präsidenten der USA keine
Chance 44 - Himmelschreiende Entschlüsse in so kurzer Zeit 44 -
So viel Verschwendung war nie 46 - Termindruck des Führers 46 -
Venus plus Mars im Quadrat zu Saturn: die Todeskonstellation
48 - Hemmschwelle gegenüber gewaltsamer Tötung bei
einem Steinzeitstamm 49 - "Alle waren mit der Tötung einverstanden
" 51 - Wie wenig militärische Voraussagen ein Vierteljahrhundert
überstehen 5 3 - Ankunft am Endpunkt 5 5 - Auf Nebenpfaden
56 - Er wünschte sich, nach Hause zu kommen 57 -
"Schuld, der älteste Marmor" 57 - Verschränkung der spirituellen
Welten mit den realen 58 - Geisterhafte Himmelserscheinung
über dem Brocken 58 - Heiner Müller: Das Eiserne Kreuz 60 -
Der letzte Meteorologe von Pillau 63
2 Reinhard Jirgl
Krieg's Geburten 67 - Nach Spiel. Glücklicher Schatten 70
3 In einem anderen Land
Das großräumige Himmelsgeschehen, neutral gegenüber den
stürmisch sich verändernden Fronten auf dem Boden 75 - Urteil
im Morgengrauen 77 - Metapher eines Flüchtlings, der in das
neutrale Land geriet 79 - Werden Sie in absehbarer Zeit auswandern?
80 - Aktuelle Werbung für eine Lebensversicherung 81 -
Zeitungsmeldung über eine tragische Einzelheit 82 - Transfer von
Fremdarbeitern durch die Schweiz in ihre Heimatländer 83 -
Grenzübertritt eines Lazaretts mit Schwerverwundeten 83 - Freie
Zeit 84 - Wochenprogramm in den Kinos von Zürich 85 - Das
Spreng-Dispositiv im Gotthardtunnel 87 - Auf der "Schwarzen
Liste" 88 - Hintergrundgespräch 1983 90 - Lakonische Antwort
91 - Ein Nachzügler 92 - Das Grab Stefan Georges 92
4 Reinhard Jirgl
Der große Marsch 97 - Das Lächeln des Hausvaters 98
Inhalt 3*3
5 In der Reichshauptstadt
Einteilung der Stadt in Kampfabschnitte 105 - Wie ich meinen
Freund verlor 105 - Als letzter Dichter im Reichspropagandaministerium
107 - Scharmützel am Vorabend des 30. April am
S-Bahnhof Heerstraße 109 - Ein unwirkliches letztes Band zwischen
19 3 6 und April 194 5 109 - Ein Sohn der Rache 113 - Totenehrung
der Wörter 114 - Lesezeit 114 - Als getreuer Augenzeuge
116 - Letzte und einzige Aktion des neuen Reichskanzlers
in außenpolitischer Hinsicht 118 - Letzte Verbindung 119 - Für
die innerliche Verarbeitung der neuen Realitäten ging alles zu
schnell 120 - In den Kellern der Charite 121 - Insel der Zivilisation
122 - Normalerweise zahlt man für erotische Dienste, hier
wird für Rettung des Lebens bezahlt 123 - Bildungskampf bis
zuletzt 123 - Nur drei seiner Schüler hatte er bis Spandau-West
durchgebracht 124 - Durst in der Öde 12.5 - Nachricht über die
Tagesgrenze hinweg 125
6 Reinhard Jirgl
Eine proletarische Klytämnestra 129
7 In einer kleinen Stadt
In einer kleinen Stadt 135 - Grabung nach Toten 137 - Raubgut
ohne Gebrauchswert 138 - Gärtnerei Domeyer am Burchardianger
140 - Eingeteilt zu Räumungsarbeiten. Vom Großraum zu einfacher
Bodenbearbeitung 140 - Eroberung nachspielen 142 - Das
Leben im Takt der Haarschnitte 143 - Haarschnitt für die neue
Zeit 144 - Tauschhandel 145 - Kommerzielle Frühblüte, gleich
wieder verweht 146 - Gitti und der Captain wanderten am Ufer
und hielten sich an den Händen gefaßt ("mehrere Himmel gingen
neben ihnen") 147 - Transatlantische Tür 148 - Grasbüschel 150
- Blick auf den Brocken 150- Ein Tag mit einer Überraschung 151
3Z4 Inhalt
8 Reinhard Jirgl
Unheimlicher Brückenschlag 155 - Frühschicht. Szene für ein
imaginäres Front-Theater 159
9 Auf dem Erdball
Gewaltige Umverteilung militärischer Kräfte um den halben Globus
163 - Ein Börsensprung 163 - Das System der Zertifikate 163
- Erdumrundung per Schiff 164 - Enttäuschende Ankunft in Ostasien
164 - Robinsonade im Eis 165 - Neutrales Schiff 166 -
Glückliche Landung 167 - Putsch in Argentinien 167 - In der
Sieben-Hügel-Stadt San Francisco 168 - Die Entstehung des
Vetos 169 - Der Patriot von Lemberg 170 - "Was tun?" 173 -
"Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will" 173 -
Auf Klappbetten 174 - Mit einer Glut, die über vierzig Jahre
brennt 175 - Im Auge des Geheimdienstes 176 - Ein Arbeiterführer
im Hotel Palace 177 - Ein älterer Genosse 177 - Am Pranger
der neuen Generation 178 - Versuch einer Kontaktaufnahme 180
10 Reinhard Jirgl
Nach Mitternacht 18 5 - Der älteste Friede 18 5 - Schatten Gestalten
I. Häscben-in-der-Grube 187
11 Heidegger auf Burg Wildenstein
Eine Enklave deutschen Geistes 197 - Aus der Liste der Anwesenden
197 - Ein Schiff war Burg Wildenstein nicht 198 - Durchreisende
198 - Unbesetzbares Gebiet 200 - Ubertritt in die
Schweiz 200 - Der Nachtmarsch nach Neu-Breisach 201 - Jemeinigkeit
der Sorge 203 - Die drei Blätter der Lilie 204 - Die Neugier
Inhalt 3*5
und die Augenlust 204 - Ist es möglich, wie Hölderlin sagt, in
die Höhe zu "fallen"? 2.05 - "Das Umhafte der Umwelt" 2.06 -
"DER MENSCH IST URSPRÜNGLICH ANDEREN LEBEWESEN
ÄHNLICH GEWESEN, NÄMLICH DEM FISCH" 2.08 - Radiodurchsage
des Schweizer Rundfunks 2.08 - Nachrichten von
Radio Beromünster um 9.40 Uhr 210 - Heidegger über die Aktualität
211 - "Urwille als Geist" 212 - Unterhaltungscharakter des
Denkens 213 - Brüder Grimm und der "kleine Grenzverkehr
der Märchen" 213 - "In den Brunnen gefallen" 214 - "Die Armut
" 215 - Die Zeitlichkeit des Hoffens 217
12 Reinhard Jirgl
Schatten Gestalten 2. Vor das Licht
Teile A bis F 221
13 Ich, der letzte Nationalsozialist in Kabul
Ich, der letzte Nationalsozialist in Kabul 235 - Ein Baustein für
das Vierte Reich 23 7 - Der Tunnel nach Leuthen 23 8 - Ein kämpferischer
Haufen 239 - Restewirtschaft 240 - Rundfunkarbeit der
letzten Stunde 240 - Gruppenfoto mit Kapitulanten 241 - Eine
mißlungene Kapitulation 243 - Episode bei Eitting. Gefangengenommen
mitsamt ihren Gefangenen 244 - Kapitulation zu ungewöhnlichen
Zeitpunkten 245 - Beißhemmung bei Wölfen 246 -
Mißlungene Kapitulation der letzten Getreuen von Antonius
und Kleopatra 246 - Sichere Gefangenschaft, ein unsicherer
Status 247 - "Über die Frage, ob der Kommandant einer belagerten
Festung zu Kapitulationsverhandlungen herauskommen
soll" 248 - "Ich bette meinen Kopf auf Schrauben, bis alle Brükken
auseinanderfetzen" 249 - Übergabe einer Stadt 252 - Der
Form nach unprofessionelle, dem Inhalt nach erfolgreiche Kapitulation
253 - Lebensrettende Nachricht an den Feind 255 - Die
3i 6 Inhalt
Notversorgung von Schachtanlagen kennt keine Fronten 256 -
Erschöpft, wie wir waren 257 - Zur Ruhe gekommen 2.58 - Verwüstete
Jugend. HJ-Gebietsführer Friedrich Grupe berichtet 260
- Reinschrift auf lateinischer Grundlage 262 - Netzwerk der
Treue 265 - Die Treuemaschine 266 -Nächtliches Bekenntnis 267
- Aufführung eines Theaterstücks 270 - Allseitiger Kameradenverrat
271 - Haß ohne Ansehung der Person 272 - "Finsternis im
Kopf der Täter" 273 - Unheimlichkeit der Requisiten 274 -
Untreue, Opfertod 275 - "Wenn ich Dich seh', da muß ich weinen
" 276 - "Ich selber vertraue mich unschwer den anderen
auf Treu und Glauben an" 277 - Ungeschickter Sprung 278 -
"Mourir pour Danzig": Niemand will für Danzig sterben 279 -
"Sehe ich ein Oberhaupt, stelle ich mir sein Aus-Sehen vor Ohnehaupt
" 280 - Neuer Zweck für altes Grundstück 281
Anstelle eines Nachworts 283
Bildnachweise 309
Danksagung 310