Dieses Buch liefert eine Sozialgeschichte der modernen theoretischen Physik am Beispiel Arnold Sommerfelds, des nach Einstein einflußreichsten und bedeutendsten theoretischen Physikers unseres Jahrhunderts. Der Autor zeigt, daß die theoretische Physik sich keineswegs nur durch geniale Ideen zu einer der modernen Wissenschaften des 20. Jahrhunderts entwickelte, sondern auch durch soziale Faktoren wie persönliche Anerkennung, missionarischer Eifer beim Verbreiten eigener Ideen, Fortschrittsglauben, wirtschaftliche Randbedingungen, Erwartungen des Staates (Atombombe!), Nationalismus, Erwartungen der Wirtschaft, Wissenschaft als Kulturgut beinflußt wurde.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Einleitung 1
1. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft 5
Das höhere Lehramt: Schrittmacher für die Professionalisierung der Physik 6
Das Königsberger Modellseminar 7
Die Anfange der Physik in München 9
Der Forschungsimperativ 9
Frühe Theoretikerkarrieren 10
"Wanderdynamik" und Spezialisierung 12
Eine "institutionelle Revolution" 13
Königsberg anno 1890 14
Boltzmanns Berufung nach München 15
Patriarchalische Strukturen 16
Die theoretische Physik als Privatdozentenfach 17
Das "System Althoff" 19
Felix Klein und seine Bestrebungen 21
"Annäherung an die Technik" 21
Reform des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts 23
Sommerfeld und Klein , 25
Sommerfeld in Aachen 27
Die theoretische Physik der Jahrhundertwende im Spiegel der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften 28
Die "Hauptreferenten": Boltzmann, Lorentz und Wien 29
Die internationale theoretisch-physikalische Produktivität 31
Themen 33
Elektronentheorie der Metalle 35
2. Die Anfänge der Sommerfeldschule 37
Eine "Pflanzstätte theoretischer Physik" 38
Röntgenstrahlen 41
Bremsstrahlung 43
Die Entdeckung der Röntgeninterferenzen an Kristallen 45
Propaganda für eine neue Forschungsrichtung 48
Atombau und Spektrallinien 51
Reaktionen auf das Bohrsche Atommodell 52
Der Ausbau der Atomtheorie durch die Sommerfeldschule 54
Die "Bibel" der Atomphysiker 59
3. Aktivposten Atomtheorie 61
Das Erbe des Ersten Weltkriegs 61
Kriegsaufgaben für Physiker 62
Industriespenden 65
Wissenschaft als Machtersatz 70
Notgemeinschaft und Helmhotz-Gesellschaft 72
Internationale Beziehungen 75
Priorität für die Atomtheorie 78
4. "Aufbruch in das neue Land" 82
München, Göttingen, Kopenhagen: Zentren einer wissenschaftlichen Revolution 82
In Erwartung einer "neuen" Physik 84
Sommerfeld und die neuen Zentren 84
Eine neue Elite 87
Wolfgang Pauli 88
Werner Heisenberg 89
Die "Bohr-Festspiele" 90
Gruppendynamik im Expeditionskorps 93
Ehrgeiz und Rivalität 95
"Besetzungsklatsch" 97
Generationenwechsel in der theoretischen Physik.. 100
Ein neues Theoretikerprofil 100
Ein Netzwerk für die "moderne Atomtheorie" 102
5. Die internationale Verbreitung der theoretischen Physik 105
"Education on an international scale" 106
Reisestipendien 108
Sommerschulen in USA 109
Die Expansion der amerikanischen Physik 112
Internationalisierung als Mittel nationaler Kulturpolitik 116
Deutsch-sowjetische Wissenschaftsbeziehungen 116
Kulturimperialismus 118
Sommerfelds Weltreise 119
Tagebuchnotizen von einer Kulturmission 121
6. Anwendungen der Quantenmechanik 124
Ein Universalinstrument 124
Sommerfelds Elektronentheorie der Metalle 126
Die ersten quantenmechanischen Doktorarbeiten 130
Die Entstehung neuer Hybridwissenschaften 134
Quantenchemie 134
Molekularbiologie 141
Astrophysik 144
7. Happy Thirties? Physiker im Exil 147
Die Vertreibung theoretischer Physiker aus München 149
Exil in der Sowjetunion: Werner Romberg und Herbert Fröhlich 150
Empfehlungen für Hans Bethe 153
Protektion für eine Elite 156
Stellensuche für "unsere jungen Physiker" 158
Zuflucht in Provinzuniversitäten 163
"Hinausgestoßen ... in den leeren Raum" 164
Die Emigrantengeneration der Fünfzigjährigen 165
Emigration ins Außenseiter-Dasein 170
8. Die Verlagerung der Schwerpunkte theoretischer Physik
in den dreißiger Jahren 173
Neue Zentren der Festkörpertheorie 173
Massachusetts Institute of Technology (MIT) 174
Princeton 178
Bristol 181
Das Aufkommen der Kernphysik 186
Goldgräbermentalität in der Kernphysik 188
Die Entstehung der "Bethe-Bibel" 190
"A multifacetted symbiosis" 192
9. Die Physik im "Dritten Reich" 196
Praxis contra Ideologie: Die Überschätzung der "Deutschen Physik" 198 Der Kampf der "Deutschen Physik" gegen die Sommerfeldschule 199
Industriephysiker als Anwälte der modernen Physik 203
Zwischen Grundlagenforschung und Kriegsaufträgen 206
Die Kernphysik als "Mammut-Physik" 207
Deutsche Traditionen in der Festkörperphysik 212
Die Kriegsforschung eines Festkörpertheoretikers:
Halbleiterdetektoren für "Funkmeß" (Radar) 217
Die neue Allianz theoretischer Physiker mit Militär und Industrie 220
10. Der Krieg der Physiker 223
Mikrowellenradar 224
Das Magnetron 225
Arbeitsstil und Motivation 228
Radardetektoren - Schrittmacher der Halbleiterelektronik 231
Die Atombombe 232
Von der "reinen" Theorie zum Kriegsprojekt 233
Projekt Y 240
Die Implosionsmethode 244
Zwischen Stolz und Irritation: Die Erfahrung von Los Alamos 247
11. Epilog 250
Im Interesse der nationalen Sicherheit 250
Eine "strategische Allianz" 251
Ein neuer Forschungsstil 252
Kontinuität und Wandel 256
Das Traditionsbewußtsein einer Elite 256
Die Mystifizierung des "Atomphysikers" 261
Anhang 265
Quellenverzeichnis 265
Literaturverzeichnis 265
Anmerkungen zu den Kapiteln 278
Personenregister 296
Abbildungsnachweis 300